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Landeshauptstadt: Wohnen, wo die Kavallerie marschierte

Richtfest für das Wohnprojekt „Les Arcs Lenné“ in alter Exerzierhalle der Roten Kasernen

Bornstedter Feld - Unter diesem Dach exerzierte einst die preußische Kavallerie. Rotarmisten sahen in diesem nördlichsten Bau der Roten Kasernen Filme, vielleicht Eisensteins „Panzerkreuzer Potemkin“. Nachdem die russische Armee Ende 1993 die Rote Kaserne verließ und auch ihr Kino räumte, sollte aus der 1920 entstandenen Exerzierhalle ein Kulturhaus werden. Diese Pläne zerschlugen sich mit der Entwicklung des Kulturstandortes Schiffbauergasse. Die neue Nutzungsperspektive zielt, wie so oft in der boomenden Stadt Potsdam, auf solvente Wohnungssuchende.

In diesen Tagen hat die Potsdamer Wittfoth Bau GmbH in dem Baudenkmal das Richtfest gefeiert. Wie Firmengründer Frank Wittfoth den Gästen erläuterte, ist die Schaffung von 2000 Quadratmeter Wohnfläche in 21 Wohnungen innerhalb der Halle eine technische Meisterleistung. Eine „Durstphase der Statik“ war zu überwinden, da der Denkmalschutz auf den Erhalt des historischen Dachstuhls bestand – einem sogenannten Polonceau-Stuhl, benannt nach seinem französischen Erfinder Barthélemy Camille Polonceau (1813-1859), der mit seinen Dachkonstruktionen Eisenbahnhallen überspannte. Freilich war die alte Konstruktion nicht zeitgemäß belastbar, es entstand Wittfoth zufolge ein neues Haus innerhalb der historischen Halle, „ein Haus im Haus“, wie Wittfoth sagte. Mitte kommenden Jahres soll die ehemalige Exerzierhalle, nun unter dem wohlklingenden Namen „Les Arcs Lenné“ – „die Bögen Lennés“ –, vermarktet werden. Etwa vier Millionen Euro investiert die Firma in den Hallenumbau. Für die Planung sorgte das Potsdamer Architekturbüro Van Geisten Marfels, das auch in Umsetzung des Leitbautenkonzepts die Humboldtstraße 4 an der Alten Fahrt in Potsdams Mitte entwarf, ehemals der Palazzo Chiricati.

Gemäß Bebauungsplan will die Wittfoth Bau GmbH der historischen Halle in direkter Umgebung weitere 16 Stadtvillen folgen lassen, sechs davon zu einem „Riegel“ zusammengefasst. Jede der Villen wird über 300 Quadratmeter Wohnfläche verfügen. Für deren Nutzer entstehen Wittfoth zufolge zwei miteinander verbundene Tiefgaragen mit zusammen bis zu 120 Pkw-Plätzen. Aus kaufmännischer Sicht seien die Tiefgaragen wegen der Baukosten „nicht die Ideallösung“, aber unumgänglich, da die neuen Wohnungen unter der Überschrift „Wohnen im Park“ vermarktet werden. Da wären parkende Autos vor der Tür nicht förderlich. Wittfoth rechnet damit, dass sowohl die Wohnungen in der Halle als auch die Stadtvillen an Großanleger verkauft und von diesen vermietet werden. In zweieinhalb Jahren soll das Gesamtprojekt abgeschlossen sein. Die Wittfoth Bau GmbH hat in den Roten Kasernen bereits erfolgreich 20 große Wohnungen in einer Werkstadthalle untergebracht, vermarktet als „Atelier Royal“.

Die Rote Kaserne wurde 1892 bis 1895 für das 2. und 4. Garde-Feldartillerie-Regiment gebaut. Die verwendeten roten Ziegel gaben dem Militärstandort den Namen. Insbesondere die hohe Nachfrage nach bürgerlichen Wohnungen in Potsdam begünstigte in den letzten Jahren einen rasanten Umbau zu einem attraktiven Wohnstandort.

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