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Wohnen statt Wald. Drei riegelartige Drei- bis Fünfgeschosser will ein Berliner Investor auf der Brache zwischen Zentrum Ost und Nuthestraße bauen. In der Stadtpolitik ist man sich dazu uneins.

© A. Klaer

Wohnen in Potsdam: Wohnungsprojekt am Humboldtring in der Kritik

Im Bauausschuss wurden Bedenken laut, dass bei einem Bau neuer Wohnungen am Humboldtring weitere Grünflächen in Potsdam bebaut werden könnten - zugunsten der privaten Wohnungswirtschaft.

Potsdam - Die Planungen für den Neubau von 270 Wohnungen am Humboldtring stehen auf der Kippe. Das ist am Dienstagabend im Bauausschuss deutlich geworden: Linke, Grüne und die Fraktion Die Andere übten heftige Kritik an dem vor allem von der SPD unterstützten Vorhaben. Damit gerät eine Mehrheit im Stadtparlament in Gefahr.

Wie berichtet will ein Berliner Investor entlang der Nuthestraße am Rande des Wohngebiets Zentrum Ost unter anderem drei riegelartige Drei- bis Fünfgeschosser errichten – mitten in der Pufferzone zum Welterbepark Babelsberg. Dafür muss allerdings der Flächennutzungsplan geändert werden, der an der Stelle zur Hälfte eine Grünfläche statt Bauland vorsieht. Die Fraktion Die Andere beantragte nun in der Sitzung, diese Änderung abzulehnen – sonst würden „weitere innerstädtische Grünräume zerstört“ und diese den „Verwertungsinteressen privater Grundstückseigentümer“ untergeordnet. „Per Handstreich wird ein ganzer Wald beseitigt“, sagte Georg Bittcher von Die Andere. Auch Saskia Hüneke (Bündnis 90/Grüne) sagte, mit dem Vorgehen würden Grundsatzbeschlüsse der Stadtverordneten zur Nutzung von Flächen in Potsdam unterlaufen. Ähnlich äußerte sich Michél Berlin von den Linken. Bei dem Wäldchen handele es sich um eine „grüne Lunge“, dort würden oft Kinder spielen. Auch die Schlösserstiftung und das Landesdenkmalamt hatten die Wohnbaupläne kritisiert. Sie fürchten um die letzten verbliebenen Sichtachsen zwischen dem Babelsberger Park und der Innenstadt. Auch ein juristisches Vorgehen ist nicht ausgeschlossen (PNN berichteten).

Ein Drittel der geplanten Wohnungen würde ohne eine Änderung des Flächennutzungsplans wegfallen

Für die Bauverwaltung geht es beim Wohnungsbauprojekt „Humboldtring“ dagegen um einen zentral gelegenen Wohnstandort, für den sich mit der BMP Immobilienentwicklung Berlin auch ein Investor gefunden hat. Würde man auf die Änderung des Flächennutzungsplans verzichten, würde ein Drittel der geplanten Wohnungen wegfallen – insbesondere auch 50 geplante Sozialwohnungen, hatte Stadtplanungschef Andreas Goetzmann bereits gewarnt. Diese Wohnungen soll der Investor über den Wertzuwachs finanzieren können, der sich aus der Planänderung ergibt – die bisherigen Grünflächen sind nach PNN-Informationen rund zehn bis 20 Euro pro Quadratmeter wert, Bauland an der Stelle dann mehr als 300 Euro. In der Debatte verwies Wolfhard Kirsch (Bürgerbündnis) zudem darauf, dass der Investor mit dem Gewinn auch Kita- und Schulplätze finanzieren soll, die sonst die Stadt über Steuermittel bezahlen müsste. Dagegen warnte Hüneke, es dürfe „keinen Ablasshandel zugunsten städtebaulicher Qualitäten“ geben.

Für die Planungen sprachen sich hingegen die SPD-Vertreter im Ausschuss aus. So sagte Babette Reimers, im zentrumsnahen Bereich der Stadt gebe es nur noch wenige Flächen zur Bebauung. „Und Sie wollen doch Wohnungsbau“, hielt Reimers den Kritikern vor. Die CDU hielt sich im Ausschuss bedeckt. Allerdings signalisierte ihr Fraktionschef Matthias Finken auf PNN-Anfrage vorsichtige Zustimmung für das Bauprojekt – weil in Potsdam gerade Sozialwohnungsbau benötigt werde. Über das Vorhaben soll nun im Bauausschuss in zwei Wochen noch einmal beraten werden, später folgt noch die finale Abstimmung im Stadtparlament – ob dort eine Mehrheit zustande kommt, ist angesichts der Kritik aus gleich drei Fraktionen unklar. Baubeginn soll den Planungen nach 2019 sein. 

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