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Die Suche nach der geeigneten Wohnung gestaltet sich für Studierende in Potsdam schwierig. 

© Andreas Klaer

Wohnen in Potsdam: Wohnst Du schon oder suchst Du noch

Sie hatte sich alles so schön vorgestellt: Abitur bestanden, auf zum Studium in die Wunschstadt Potsdam. Doch die Vorfreude ist Anna Köhler längst vergangen - sie findet einfach keine Wohnung in der Stadt. Ein Erfahrungsbericht. 

Nach dem Abitur an die Uni, eine Wohnung finden und auf in die sorgenfreie Zukunft. Das war zumindest mein Plan, als ich mich nach dem bestandenen Abitur an der Universität Potsdam bewarb. Die anfängliche Zuversicht und Überzeugung, die nach der Zusage der Universität in mir aufkam, ist mittlerweile geschrumpft. Neben der großen Entfernung nach Hause und der fremden Stadt um mich herum, bringt dieses Abenteuer eine weitere Aufgabe mit sich. Eine Aufgabe, die mir ursprünglich die geringsten Sorgen machte: die Wohnungssuche.

Ansprüche zu hoch, Budget zu klein?

Eine Wohnung zu finden, die den eigenen Ansprüchen gerecht wird, ansatzweise zentral und dann auch noch finanzierbar ist, grenzt mittlerweile ans Unmögliche. Seit gut einem Monat bin ich auf der Suche. Ob meine Ansprüche zu hoch oder mein Budget zu klein ist, was der genaue Grund ist, weshalb sich die Wohnungssuche so schwierig gestaltet, weiß ich nicht. Fest steht: Die Suche geht nur schleppend voran.

Viele Wohnung sind erst frei, wenn das Studium längst angefangen hat

Beim Studentenwohnheim stehe ich auf der Warteliste. Täglich schaue ich, ob es neue Angebote bei Ebay Kleinanzeigen gibt. Immobilienscout24 und andere Online-Portale, bei denen ich mich registriert habe, schicken mir regelmäßig E-Mails, mit der festen Überzeugung, die perfekte Wohnung für mich gefunden zu haben, die dann schließlich weit außerhalb meines Budgets liegt. Viele Wohnungen sind erst bezugsfrei, nachdem mein Studium bereits angefangen hat. 

Dieser Umstand ist keineswegs ein K.O.-Kriterium, trotzdem erschwert es die Situation. Sobald die ein oder andere Wohnung dann schließlich in Frage kommt und ich den Vermietern oder Anbietern meine Situation geschildert habe, bin ich zunächst erleichtert. 

Um die 40 Leute warten in der Einfahrt auf den Vermieter

Natürlich möchte ich mir mein zukünftiges Heim erst einmal anschauen und frage nach Besichtigungsterminen. Gespannt warte ich auf die Antworten. Zwei Tage vergehen – keine Antwort. In der Zwischenzeit habe ich meine Ansprüche weiter heruntergeschraubt und weitere Anfragen verschickt. Dann, endlich, hatte ich einen Besichtigungstermin. Als ich voller Vorfreude an meinem hoffentlich zukünftigen Heim eintraf, sah ich, dass ich nicht die einzige Interessierte war. Im Gegenteil – um die 40 Leute standen dort mit mir in der Einfahrt zur Wohnung und gemeinsam warteten wir auf den Vermieter. Das verpasste meiner Vorfreude erstmal einen Dämpfer. Die Wohnung selbst übertraf meine Ansprüche, alles schien zu passen. Jetzt heißt es: abwarten und Daumen drücken. Mittlerweile sind viele Wohnungen bereits vermietet, von einzelnen Vermietern habe ich nach wie vor keine Antwort. Die Unsicherheit wächst und inzwischen kommen Zweifel auf.

Heimweh und zwischenzeitliche Einsamkeit

Sollte ich vielleicht doch wieder zurück nach Hause, zurück in die Heimat? Hin und hergerissen zwischen den Träumen, die ich mir zu verwirklichen versuche, und der Realität, die auch Heimweh und zwischenzeitliche Einsamkeit mit sich bringt, versuche ich zuversichtlich zu bleiben und hoffe darauf, bald eine Wohnung zu finden, in der ich mich wohlfühlen und mein Leben als baldige Studentin gestalten kann.

Als eine hoffentlich zukünftige Potsdamerin drücke ich allen, die bei ihrer Wohnungssuche auf ähnliche Schwierigkeiten treffen wie ich, weiterhin die Daumen und wünsche baldige Gewissheit.

Die Autorin ist Praktikantin bei den Potsdamer Neuesten Nachrichten und beginnt (hoffentlich) im Wintersemester ihr Studium an der Universität Potsdam.

Zahlen und Fakten zum Wohnungsmarkt in Potsdam

Stadtpolitik
 

Die Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen stellt für die nächste Stadtverordnetenversammlung einen Antrag für eine Erweiterung der Flächenpotenziale für Studentenwohnheime in Potsdam. In dem Antrag heißt es, ein zu geringer Prozentsatz der Studierenden könne in Potsdamer Einrichtungen wohnen. Die Bereitstellung von Bauflächen sei aufgrund zunehmender Flächenkonkurrenz dringend geboten. Mögliche Investitionen würden vom Land finanziert und vom Studentenwerk umgesetzt. Stimmen die Stadtverordneten zu, soll das Rathaus bis Ende Januar 2019 den Auftrag abarbeiten, fordern die Grünen.

Immobilien-Portale

Das Wohnungsangebot auf Online-Immobilien-Plattformen ist überschaubar. Bei der Suche nach Mietwohnungen in Potsdam für maximal 400 Euro Kaltmiete, findet die Suchmaschine von Immobilienscout24 insgesamt neun Treffer, davon ist ein Angebot doppelt gelistet. Auf Ebay Kleinanzeigen finden sich unter gleichen Kriterien insgesamt 18 Angebote, davon sind drei Tauschangebote.

Studentenwerk

Das Studentenwerk in Potsdam bestätigt aktuell 2948 Anträge auf einen Wohnheimplatz. Im Vergleich gingen im Jahr 2013 zum selben Zeitpunkt im August 1642 Bewerbungen ein. In den letzten fünf Jahren habe sich die Anzahl der Bewerbungen in dem betreffenden Zeitraum also beinahe verdoppelt. Das Studentenwerk bietet derzeit 2860 Wohnplätze an, davon 2236 in Potsdam, 295 in Brandenburg an der Havel und 329 in Wildau. Aktuell werde schon ein neues Wohnheim auf dem Campus-Golm gebaut. Wie viele Wohnungen zum Wintersemester neu vermietet werden, lasse sich derzeit noch nicht sicher sagen. Zusammengefasst könnten jährlich für etwa ein Drittel der Wohnheimplätze des Studentenwerks neue Verträge abgeschlossen werden. akö

Anna Köhler

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