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Das Projekt "Wohnen am Stern" in Potsdam nimmt Gestalt an - hier eine Visualisierung der möglichen Bebauung.

© Visualisierung: Baumschlager Eberle

Wohnen in Potsdam: Hochhausbau am Stern-Center verzögert sich

Der Baustart für hunderte neue Wohnungen findet wohl später statt als gedacht. Die Planung ist offenbar kompliziert. Und das Vorhaben ist auch nicht unumstritten.

Potsdam - Wer hoch hinaus will, muss manchmal länger Anlauf nehmen: Der Bau von vier Wohnhochhäusern unmittelbar neben dem Stern-Center verzögert sich. Wie der Investor, die Hamburger ECE-Gruppe, auf PNN-Anfrage mitteilte, gehe man mittlerweile davon aus, dass der Baustart voraussichtlich im Jahr 2023 stattfinden werde. Im Frühjahr vergangenen Jahres war noch ein Baustart im Jahr 2022 erwartet worden, Anfang 2025 sollten dann die ersten beiden Wohnhäuser fertig sein.

Doch das ist nun so nicht mehr umsetzbar. "Aus dem laufenden Planungsprozess ergibt sich auch der weitere Zeitplan für das Projekt, der dann auf dieser Basis im Frühjahr weiter konkretisiert werden kann", so ein Sprecher. Die Planungen für das Projekt gehen demnach gemeinsam mit der Stadt Potsdam weiter voran. 

Grund der Verzögerung ist, dass das Verfahren für die notwendige Änderung des Bebauungsplans noch nicht so weit ist. Wie berichtet fand im März und April 2021 die sogenannte "frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit" statt. Und mit deren Auswertung ist das Rathaus bis heute nicht fertig. "Die eingegangenen Stellungnahmen der Öffentlichkeit sowie der beteiligten Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange befinden sich zurzeit noch in der Prüfung und Auswertung", teilte die Stadtverwaltung auf Anfrage mit. 

Bis zu 900 Wohnungen sollen entstehen

Außerdem müsse eine Vielzahl an Fachgutachten erarbeitet werden. "Deren Ergebnisse werden ebenso in die weitere Planung und Erarbeitung des Entwurfes des vorhabenbezogenen Bebauungsplans ebenso einfließen wie die Ergebnisse aus der Abwägung der Stellungnahmen", hieß es weiter. Der nächste Verfahrensschritt sei die Beteiligung der Öffentlichkeit sowie der Behörden und sonstiger Träger öffentlicher Belange zum Entwurf des vorhabenbezogenen Bebauungsplanes, voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2022. 

Der Hochhausbau wäre eines der größten Einzelvorhaben im Wohnungsbau in den vergangenen Jahren in Potsdam. Auf bisherigen Parkplätzen sollen demnach vier Häuser mit insgesamt bis zu 900 Wohnungen entstehen – anfangs war von 650 Wohnungen die Rede. Als Maximalhöhe legt der Entwurf zum B-Plan 66,1 Meter und 21 Stockwerke fest. Der Wohnungsmix solle sich aus frei finanziertem und preisgedämpftem Wohnungsbau zusammensetzen.

Daran hat sich bisher auch nichts geändert. "Die genaue Ausgestaltung der Gebäude ist Teil der laufenden Planungen, an den Dimensionen hat sich aber seither nichts geändert", heißt es vom Investor. Seinerzeit hieß es, es seien verschiedene Wohnungsgrößen geplant – von Ein-Zimmer-Appartements mit etwa 30 Quadratmetern bis zu 120 Quadratmeter großen Wohnungen. Mehr als 60 Prozent sollten Zwei- bis Drei-Zimmer-Wohnungen sein. 

Höhe der Kosten ist unklar

In den Erdgeschossen könnten Dienstleister, ein Fitnessstudio oder soziale Angebote untergebracht werden. 455 Stellplätze für Autos seien auf dem vorhandenen Parkdeck des Stern-Centers vorgesehen. Die Stadtverordneten hatten im Februar 2020 das B-Planverfahren gestartet. Anschließend gab es wie berichtet ein Gestaltungsverfahren. Wie viel das Ganze kosten soll, ist bisher unklar. "Zur Investitionssumme machen wir in dieser Phase der Planungen noch keine Angaben", hieß es auf Nachfrage.

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Das Vorhaben ist nicht unumstritten. So war seinerzeit eine Petition mit rund 270 Unterschriften an das Rathaus geschickt worden. Die Kritiker des Projekts bemängelten, dass es in der Umgebung an Parkplätzen, Sportplätzen, Schulen und Ärzten mangele und der öffentliche Nahverkehr stärker belastet werde, wenn das Projekt umgesetzt wird. Das Rathaus hatte die Kritik seinerzeit zurückgewiesen: Gerade die Auswirkungen auf die soziale Infrastruktur würden ja im Planverfahren ermittelt. Das gelte auch für ein Mobilitätskonzept. 

Wohnungsmarkt in Potsdam ist angespannt

In die Höhe zu bauen war in Potsdam lange kein Thema. In der jüngsten Vergangenheit mehren sich allerdings die Beispiele für entsprechende Vorhaben - und sorgen teilweise für Widerspruch. Prominentestes Beispiel ist wohl der Libeskind-Bau in der Medienstadt. Dort soll es mit 61 Metern fast genau so hoch hinaus gehen, wie am Stern. Allerdings geht es in der Medienstadt nicht um Wohnungsbau sondern um Gewerbe. Verglichen damit mutet der zwölfstöckige Wohnturm, den die Genossenschaft "Karl Marx" wie berichtet in der Waldstadt plant, geradezu klein an.

Das Wohnungsbauprojekt hat angesichts seiner Dimension auch Bedeutung für den angespannten Wohnungsmarkt in Potsdam. Denn große Flächen für den Bau von vielen neuen Wohnungen werden in Potsdam immer seltener, wie im vergangenen Jahr eine Analyse der Stadtverwaltung zu den sogenannten Wohnungsbaupotenzialen ergeben hatte. Eine Ähnliche Dimension haben nur das Wohnungsbauprojekt der Pro Potsdam auf den alten Tramdepot in der Heinrich-Mann-Allee und die Baufelder im Entwicklungsgebiet Bornstedter Feld entlang der Georg-Hermann-Allee nördlich der Biosphäre.

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