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Wohnen in Potsdam: Gemeinschaftliches Bauen zum Selbstkostenpreis

Im Bornstedter Feld entstehen fünf neue Baugemeinschaftsprojekte. Die Stadt will zukünftig solche Bauvorhaben stärker fördern.

Von Peer Straube

Potsdam - In ihrer Wohnungspolitik will die Stadt künftig private Bauherrengemeinschaften stärker als bisher berücksichtigen. Gemeinsam mit der kommunalen Pro Potsdam sei man auf der Suche nach geeigneten Grundstücken, sagte Erik Wolfram, Bereichsleiter für Stadtentwicklung, am Dienstag. Damit solle ein Beitrag für bezahlbaren Wohnraum in Potsdam geleistet werden.

Bei einer Baugemeinschaft schließen sich mehrere Privatleute zusammen, um gemeinsam, ohne einen Bauträger zu beauftragen, ein Mehrfamilienhaus für den Eigenbedarf zu errichten – und zwar zum Selbstkostenpreis. Der damalige Baudezernent Matthias Klipp (Grüne) hatte dieses Modell bereits kurz nach seinem Amtsantritt zur wichtigen Säule im Potsdamer Wohnungsbau erklärt – die Projekte, die seitdem realisiert wurden, kann man freilich fast an einer Hand abzählen. Wohnhäuser, die private Bauherrengemeinschaften errichtet haben, stehen unter anderem im Theodor-Hoppe-Weg und auf dem Areal der Alten Brauerei in Babelsberg sowie in der Behlertstraße und in der Geschwister-Scholl-Straße.

Mehrere Bauprojekte am Volkspark

Nun kommen fünf weitere Projekte im Bornstedter Feld hinzu. Der Startschuss fiel bereits vor gut einem Jahr. Damals hatte die Stadt wie berichtet gemeinsam mit der Pro Potsdam fünf Parzellen an der Hermann-Kasack-Straße, gleich an der Grenze zum Volkspark, ausgeschrieben und dafür gezielt nach Baugemeinschaften gesucht. Die Bewerber mussten ein mehrstufiges Verfahren durchlaufen. Als Kriterien für die Bewertung wurden unter anderem Wohn- und Nutzungskonzept, die städtebauliche und architektonische Qualität der Entwürfe, die Gestaltung der Außenanlagen sowie energetische und ökologische Aspekte herangezogen. Aus insgesamt acht Interessenten wurden nun die vier Sieger gekürt, die den Zuschlag für die fünf Grundstücke erhalten sollen.

Größtes Vorhaben ist dabei das Projekt „Wohnen am Park“, das auf zwei der fünf Grundstücke realisiert werden soll. Der Berliner Projektsteuerer Ralf Großbongardt und sein Architekt Thomas Tritschler planen dort zwei dreigeschossige Gebäude mit bis zu elf Wohnungen – wobei die genaue Zahl von den Wohnungsgrößen abhängt. Die sind nämlich variabel. Die Bauherren können innerhalb einer Spanne von 65 bis 165 Quadratmetern wählen, der Quadratmeterpreis für die Bauwilligen liegt bei durchschnittlich 2800 Euro. Zwischen den Wohnhäusern soll zudem ein kleines Gartenhaus errichtet werden, in dem zum Beispiel Fahrräder abgestellt und die Abfallcontainer untergebracht werden können. Obwohl es laut Großbongardt 35 bis 40 Interessenten für die Wohnungen gibt, hätten bislang erst zwei oder drei tatsächlich unterschrieben. „Dieser letzte Schritt ist offenbar für viele doch eine Hürde.“

Mitstreiter gesucht

Auch die Baugemeinschaft „Holzhaus am Waldpark“ sucht noch Mitstreiter. Erst zwei der bis zu zehn Wohnungen haben bereits einen Käufer gefunden, mit drei weiteren Interessenten sei man in konkreten Gesprächen, sagte Projektentwickler Kristian Wulkau. Wie der Name schon sagt, soll das Gebäude komplett aus Holz errichtet werden, was ein „angenehmes Raumklima“ schaffe, so Wulkau. Auf dem Dach soll ein gemeinschaftlicher Dachgarten mit Blick auf den Pfingstberg entstehen. Die 62 bis 136 Quadratmeter großen Wohnungen kosten rund 2900 Euro pro Quadratmeter.

Das Passivhaus der Baugemeinschaft „Herka 4“ ist hingegen bereits zu mehr als der Hälfte belegt. Nur vier der insgesamt zwölf Wohnungen seien noch zu haben, sagte die Architektin Iris Oelschläger vom Büro Deimel Oelschläger, das das Haus entworfen hat. Die Wohnungsgrößen liegen zwischen 50 und 130 Quadratmetern, auch hier kostet ein Quadratmeter 2900 Euro. Im Keller sind zwei Gemeinschaftsräume geplant, in denen etwa eine Waschküche oder ein Partyraum eingerichtet werden könnten.

Baugemeinschaftstag im April

Einzig die Baugemeinschaft für das „Familienhaus am Waldpark“ sucht keine Käufer mehr. „Wir sind voll“, erklärte Bauherrenvertreter Ulrich Dräger. In die fünf Wohnungen in dem Gebäude sollen zehn Erwachsene und acht Kinder einziehen. Der Baustart ist noch für 2016 geplant, die Fertigstellung im Herbst 2017. Die anderen Baugemeinschaften wollen spätestens 2018 fertig sein.

Die Stadt will private Baugemeinschaften auch ideell unterstützen: Im April ist ein Baugemeinschaftstag geplant, bei dem sich Interessierte über geplante Projekte informieren und austauschen können.

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