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Landeshauptstadt: Wohnen in der Alten Brauerei

Seit Jahren leer stehendes Ensemble am Brauhausberg soll denkmalgerecht saniert werden

Von Peer Straube

Templiner Vorstadt - Aus der seit vielen Jahren leer stehenden Alten Brauerei am Leipziger Dreieck soll ein Wohnquartier werden. Die Nürnberger Terraplan Grundstücksentwicklungsgesellschaft hat große Teile des denkmalgeschützten Areals am Brauhausberg bereits Ende 2011 von der Brauerei Potsdam GmbH gekauft, die zur Oetker-Gruppe gehört. In Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege sollen die historischen Gebäude entlang der Albert-Einstein-Straße restauriert und zu Wohnungen umgebaut werden, wie Terraplan-Geschäftsführer Erik Roßnagel den PNN auf Anfrage bestätigte. In einer Woche soll der Entwurf des Potsdamer Büros Van Geisten Marfels im Gestaltungsrat diskutiert werden.

Insgesamt 50 Eigentumswohnungen will Terraplan in dem Ensemble unterbringen, den Löwenanteil davon in den denkmalgeschützten Gebäuden im ehemaligen Sud-, im Kesselhaus und im Verwaltungstrakt. Drei Wohnungen sollen in einem Neubau entstehen, der im hinteren Teil des Grundstücks errichtet werden soll. Um mehr Licht in den Hof und die Wohnungen zu bekommen sowie Platz für den Neubau zu schaffen, sollen die Lagerhallen im Hof abgerissen werden, die nicht unter Denkmalschutz stehen, erklärte Rossnagel. Etwa 15 Millionen Euro will Terraplan in das Projekt investieren. Der Baustart ist für das Frühjahr 2015 geplant, im zweiten Halbjahr 2016 sollen die Wohnungen fertig sein. In den zwei Jahren bis zum Baustart müssen sich die Mieter auf dem Areal andere Domizile suchen. 15 bis 20 gebe es derzeit, so Rossnagel. Überwiegend handelt es sich um kleinere Handwerksbetriebe.

Mit dem Umbau zum Wohnquartier endet eine lange Suche nach einer wirtschaftlich tragfähigen Nutzung für das Gelände. In den alten Brauereihallen hatte es sporadisch Diskoveranstaltungen gegeben. Versuche von Künstlern, Leben in das Ensemble zu bringen, wie mit der gut besuchten Ausstellung „Open Art Space“, blieben Einzelaktionen. Andere Kunstprojekte scheiterten am Geld.

Die Geschichte der Brauerei reicht bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück. Allerdings gehörten die heute noch existierenden Brauereigebäude nicht der W. Adelung & A. Hoffmann Actienbrauerei, wie bislang vermutet, sondern der Brauerei der Gebrüder Hoffmann, wie der Bauingenieur Uwe Licht jetzt in einer Dokumentation zur Geschichte des Areals nachgewiesen hat, die im Auftrag von Terraplan erstellt wurde. Beide Brauereien lagen am Brauhausberg, offenbar handelte es sich um eine Verwechslung. Die Braustätte der Gebrüder Hoffmann wurde laut Licht zwischen 1850 und 1884 gegründet. 1896 wurde sie von der Berliner Vereinsbrauerei Rixdorf übernommen, die sich ab 1910 Kindl-Brauerei nannte.

Die meisten der noch erhaltenen Gebäude wurden ursprünglich in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts errichtet und immer wieder erweitert und modernisiert. Zwischen 1930 und 1935 erhielt das Ensemble in der Albert-Einstein-Straße nach den Entwürfen des Regierungsbaurats Claus Hans und seines Partners, des Architekten Richard Schepke, eine neue Fassade im Stil der Neuen Sachlichkeit, deren hervorstechendstes Merkmal die klare Formensprache mit ihren roten Klinkerziegeln ist. In dieser Zeit entstand auch die Autohalle direkt an der Kreuzung Brauhausberg und Heinrich-Mann-Allee, in der Kindl früher seinen Fuhrpark untergebracht hatte und in der nun ebenfalls Wohnungen entstehen sollen. Nach 1945 wurde das Areal verstaatlicht. Noch bis in die frühen 90er Jahre – nach der Rückübertragung an Kindl – wurde in dem Gewerbekomplex Bier gebraut.

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