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Berühmte Großmutter. Enkelin Gerda Neese kam aus Hamburg zur Ehrung.

© A. Klaer

Wohltäterin: Potsdams Ehrung für Käthe Pietschker

Werner-Alfred-Bad wurde „Frauenort“ im Land Brandenburg.

Innenstadt - Auch wenn das Werner-Alfred-Bad in der Hegelallee schon lange kein Bad mehr ist, die Adresse ist auch der jüngeren Generation bekannt und die Frau, die es zu Ehren ihres als Flieger verunglückten Sohnes erbauen ließ, verdient ins Gedächtnis gerufen zu werden: Käthe Pietschker, geboren 1861, 1949 in Bornstedt beigesetzt. Gestern erhielt das Haus als „Frauenort“ im Land Brandenburg eine Gedenktafel, im Hausflur wurde eine Porträt-Medaille enthüllt.

In Potsdam ist das Bad der vierte Frauenort, der vom Frauenpolitischen Rat Land Brandenburg e. V. ausgewählt wurde, im Land der 23. Die erste in Potsdam Ausgezeichnete war Clara Hoffbauer, die fünfte wird Emilie Winkelmann, erste selbstständige Architektin Deutschlands, sein. Die Medaille hat die Familie Pietschker gestiftet, die mit Enkelin, drei Urenkeln und zwei Ururenkeln angereist war. Sie wurde von Rudolf Böhm gestaltet. Enkelin Gerda Neese, die jetzt in Hamburg wohnt, erklärte, dass die Verbundenheit mit Potsdam weiter bestehen wird. Für sie, die bei ihrer Großmutter Käthe oft zu Besuch war, sei es noch immer ein Stück Heimat. Sie sei „voll Freude und Dank, dass ihre Großmutter nicht vergessen worden ist“, sagte sie. Ihre Tante Ursula Falkenhagen habe über Jahrzehnte die Verbindung zu Potsdam gehalten und dokumentiert.

Nun führt Rainer Frommann das Familien-Archiv fort und organisierte das Gedenken an die große alte Dame. Und er erforscht auch weiter das Wirken Käthe Pietschkers. „Immer wieder“, erzählte er, „war die Rede davon, dass sich Käthe auch um das Kinderheim in der Potsdamer Straße, dass Kaiserin Victoria ins Leben rief, gekümmert habe“. Wie sich herausstellte, konnte er dafür nicht nur Belege finden, die bisher eher vage Andeutung war sogar stark untertrieben. Von 1888 an, noch als ganz junge Frau, kümmerte sich Käthe Pietschker um das Kinderheim, war bis zu ihrem Tode 1949 deren Vorstandsvorsitzende und sorgte mit ihrem Geld dafür, dass Spielzeug, Kinderbekleidung und Nahrungsmittel gekauft werden konnten. Sie übergab in der Weihnachtszeit jedes Jahr 60 Stollen und finanzierte für ein junges Mädchen die Ausbildung zur Kinderschwester. Das Kinderheim war von der Kaiserin für die Ärmsten der Armen eingerichtet worden und es ging schließlich in die Hoheit des Oberlinhauses über. Heute befinden sich im restaurierten Gebäude Wohnungen. „Meine Großmutter hatte den Wahlspruch: Wer selbst etwas hat, der soll davon auch etwas weitergeben“, erzählt Gerda Neese. Als Tochter Werner von Siemens’, der ihr in Potsdam die berühmte Siemens-Villa bauen ließ, gehörte Käthe zum Geldadel und zeichnete sich durch ihr wohltätiges Verhalten aus. „In allen Regierungsformen wurde ihr Achtung gezollt“, kann Gerda Neese belegen. „Selbst die Russen gestatteten ihr, in ihrer Villa wohnen zu bleiben.“ Mit der heutigen Nutzung des Werner-Alfred-Bades wäre sie sicher einverstanden, ist sich die Enkelin sicher. Dusche oder Bad habe inzwischen jeder Zuhause und die Seniorenbetreuung wie eine gesunde Lebensweise mit Bio-Kost würde sie garantiert unterstützen. dif

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