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Landeshauptstadt: „Wo soll Potsdam wachsen?“

Potsdams Baubeigeordneter Klipp verteidigt qualitativ hochwertige Bebauung des Brauhausbergs / Kritik daran ziele oft auf die Pläne zum Badneubau

Innenstadt - Potsdams Baubeigeordneter Matthias Klipp (Bündnisgrüne) glaubt nicht, dass die Kritik an den Neubebauungsplänen für den Brauhausberg ausschließlich städtebaulich motiviert ist. Vielmehr gebe es Kritiker, die Brauhausberg sagen, aber ein neues Freizeitbad im Bornstedter Feld meinen. Hintergrund: Für die den Stadtwerken gehörende Brauhausberg-Wiese am Leipziger Dreieck wird ein Verkaufserlös von zwölf Millionen Euro erwartet. Diese Summe wollen die Stadtwerke bei der Errichtung des neuen Freizeitbades einsetzen. Kritiker „setzen nun die Axt an die Wirtschaftlichkeit des Bades“, erklärte Klipp gestern am Rande einer Pressekonferenz über den Stand der Erarbeitung der städtischen Bebauungspläne. Klipp wörtlich: „Glauben Sie, dass es allen um die städtische Entwicklung des Brauhausberges geht?“ Es existiere vielmehr „eine politische Komponente, die auf die Verhinderung des Bades im Bornstedter Feld setzt“, erklärte der Baubeigeordnete. Derzeit gebe es „einen klaren Stadtverordnetenbeschluss“, wonach der Oberbürgermeister mit den Bau des Bades neben der Biosphäre beauftragt ist.

Ungeachtet dieses von Klipp angenommenen politischen Hintergrundes der gegenwärtigen Brauhausberg-Debatte wolle er die städtebauliche Diskussion führen. Zusammen mit der Bürgerinitiative Mitteschön werde es voraussichtlich Ende August eine öffentliche Diskussionsveranstaltung geben. Auf dieser wolle er mittels des virtuellen, dreidimensionalen Stadtbildes von Potsdam den Nachweis antreten, dass der Masterplan des Architekten Christoph Kohl für die Speicherstadt und den Brauhausberg sehr wohl stadtverträglich sei. Klipp hatte das 3-D-Modell Ende vergangener Woche erstmals vor Journalisten präsentiert (PNN berichteten). Mit der Software ist es möglich, virtuell jeden Standpunkt innerhalb der Stadt einzunehmen, um von dort aus Blickbeziehungen zu testen. Auch auf der Sitzung des Bauausschusses am 23. August soll das 3-D-Modell Anwendung finden, da der Ausschuss drei Anträge zum Brauhausberg behandelt.

Zu Mitteschön sagte Klipp, er habe die Kritik der Bürgerinitiative nicht verstanden. Der Brauhausberg gehöre zur Innenstadt – wie in der Potsdamer Mitte könne auch am Brauhausberg Dichte und Nutzungsmischung mit Qualität gleichgesetzt werden. Ein zweites Bahnhofsquartier mit einer monotonen Bebauung könne durch eine Parzellierung des Areals in kleine Grundstücke vermieden werden. „Allerdings“, sagte Klipp, „stehen die Stadtwerke nicht für Kleinteiligkeit und Mischnutzung.“ Groß sei die Gefahr, dass die Stadtwerke das Areal verkaufen, „wen da einer zwölf Millionen Euro zahlt“. Wenn dies geschieht, könne man schon von Glück reden, wenn der private Investor bereit ist, seine Entwürfe auch nur dem Gestaltungsrat vorzulegen. Ziel müsse es sein, bereits in den Kaufverträgen mit den Bauherren qualitative Vorgaben für die Bebauung zu machen. In der Potsdamer Mitte gelinge dies im Zuge der Umsetzung des Leitbautenkonzeptes besser, als es je ein Bebauungsplan vermocht hat. Klipp: „Man kann da etwas machen, nur es muss politisch gewollt sein.“ Auch auf Basis des Kohlschen Masterplanes sei eine ähnliche Bebauungsqualität wie etwa an der Alten Fahrt zu erreichen.

Gleichzeitig erklärte sich Klipp nicht einverstanden mit einer Zukunft des Brauhausbergs als grüne Wiese. Der Baubeigeordnete fragt: „Wo soll Potsdam denn sonst wachsen?“ Dass die Stadt wachsen werde, sei unstrittig. Nach dem städtebaulich-ökologischen Prinzip der innerstädtischen Verdichtung vor Neuerschließung im Außenbereich müsse der Brauhausberg bebaut werden. Klipp: Der Brauhausberg „ist eine der wichtigsten Potenzialflächen des Stadtentwicklungskonzepts Wohnen“. Nur durch die Nutzung solcher Innenbereiche werde die Lennésche Feldflur frei bleiben und die Kulturlandschaft gesichert werden können.

Der Baubeigeordnete ging gestern auch auf die Bürgerinitiative Pro Brauhausberg ein. Diese sei ihm „zu partikulär“; sie vertrete lediglich Einzelinteressen von Anwohnern.

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