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Wissenschaftspark Golm: Go:In 2 wird teurer – und ist schon voll

Das neue Gründerzentrum Go:In 2 kostet Potsdam fünf Millionen Euro mehr als ursprünglich geplant. Außerdem wird es später fertig.

Von Helena Davenport

Potsdam - Das geplante neue Gründerzentrum Go:In 2 wird die Stadt deutlich mehr kosten, als bislang geplant. Statt wie ursprünglich geplant zehn Millionen sind die Baukosten für das Gebäude nunmehr auf 15,2 Millionen Euro gestiegen. Das sagte Potsdams Chef-Wirtschaftsförderer Stefan Frerichs am Donnerstag vor Journalisten. Noch im Sommer war lediglich von gut zwölf Millionen Euro die Rede. Über die erforderlichen Mehrkosten von 3,2 Millionen Euro müssen nun die Stadtverordneten in ihrer nächsten Sitzung entscheiden. Ursache dafür seien die wegen der guten Konjunktur stark gestiegenen Baupreise, sagte Frerichs.

Potsdam zahlt neues Gründerzentrum selbst

Im Gegensatz zum ersten Gründerzentrum Go:In, das vom Land gefördert wurde, zahlt die Stadt den Nachfolger diesmal komplett aus eigener Tasche. Damit sollen Restriktionen, wie sie fürs Go:In galten, vermieden werden. So müssen dort Firmen, die dort vor 2017 Räume bezogen haben, spätestens nach acht Jahren wieder ausziehen. Dies hatte vor einigen Jahren für massive Kritik gesorgt, weil die Stadt erfolgreichen Existenzgründern keine Alternative bieten konnte und einige davon ins Umland abwanderten. Als Konsequenz, und weil das erste Gründerzentrum aus allen Nähten platzt, entschied sich die Stadt für einen Neubau.

Der soll nun im zweiten Quartal 2019 beginnen. Gedacht ist das Haus mit seinen knapp 6400 Quadratmetern Bruttogeschossfläche für junge Unternehmen, vor allem Ausgründungen der Forschungsinstitute und der Universität aus dem Wissenschaftspark Golm.

Ein gefragter Standort

„Am liebsten hätte man schon jetzt zehn Container da stehen“, sagte Agnes von Matuschka, die Geschäftsführerin des Golmer Wissenschaftsparks. Fast jede Woche führe sie Gespräche mit Unternehmen, insbesondere Biotech-Unternehmen, die gern in Golm ihren Standort eröffnen würden. In erster Linie nachgefragt seien Büros und Labore.

Hinzu komme das Problem, dass sieben Unternehmen eigentlich laut ihren Verträgen bis 2020 aus dem Go:In 1 ausziehen müssten, so von Matuschka. „Diese Unternehmen möchten wir hier behalten“, sagte Frerichs. Für Potsdam seien diese Firmen, die schließlich auch hier herangewachsen seien, enorm wichtig – gerade, weil sie mit der Industrie kooperieren, betonte von Matuschka. Zwei Life Science-Firmen aus dem bestehenden Innovationszentrum in Golm bauten derzeit in unmittelbarer Nähe Produktionsstätten auf, ein Vertrag sei schon unterschrieben, so die Geschäftsführerin: „Nährboden zu schaffen, ist ein entscheidender Faktor für die Weiterentwicklung.“ Namen von Unternehmen nannte sie jedoch nicht.

Auflagen für Go:In 1 für drei Jahre ausgesetzt

Das Go:In 2, das direkt gegenüber vom Go:In 1 geplant ist, soll in erster Linie den sieben Unternehmen, die 2020 ausziehen müssen, Raum bieten. Bauherr ist die kommunale Technologie- und Gewerbezentren Potsdam GmbH (TGZP). Da das neue Gründerhaus allerdings nicht wie ursprünglich geplant im selben Jahr fertig wird, hat die Stadt mit dem Wirtschaftsministerium und der Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) eine vorübergehende Aussetzung der Förderrahmenbedingungen vereinbart. Die Aussetzung läuft bis Mitte 2021 – genau zu diesem Zeitpunkt soll auch das Go:In 2 eröffnet werden. Die sieben Unternehmen können also quasi ihre Sachen packen und nahtlos gegenüber einziehen – so der Plan. Ein Haken: Damit wäre das neue Gründerhaus auch schon voll.

Große Büros nicht begehrt

In dem viergeschossigen Neubau sollen neben einem Seminarraum, der einen eigenen Eingang besitzt und somit auch extern nutzbar ist, je vier Labore an den Enden des Gebäudes untergebracht werden. Diese können auch als Einheit genutzt werden, sie sind durch Türen miteinander verbunden. Der Flur, der durch das komplette Gebäude verläuft, soll versetzt angelegt werden, erläuterte TGZP- Geschäftsführer Steffen Schramm. Ziel ist es nämlich, auch mehrere Büros als Einheit zu vermieten. Einzelne seien gerade einmal zwölf Quadratmeter groß, samt Teeküche und Toilette. „Größere Büros werden auch im ersten Go:In kaum benötigt“, so Schramm. Für Gründer sei das praktisch – ein kleines Büro an einer guten Adresse. Und von außen sehe keiner, wie das Unternehmen aufgestellt ist. Die Fassade soll hell werden und auch aus dem Zug sofort sichtbar sein.

Eine Kündigung oder Veränderung des Mietverhältnisses soll, wie auch im Go:In 1, nach einem Jahr möglich sein. So seien die jungen Firmen flexibel, könnten sich auch eine Durststrecke erlauben, ohne gleich ihr Büro gänzlich zu verlieren, so Schramm. Aufgrund des nicht befristeten Mietvertrags könnten sie außerdem frei entscheiden, wann sie in die freie Marktwirtschaft wechseln.

Nur eine geschlossene Finanzierung fehlt noch

Die nächste Hürde sei es, ein Unternehmen zu finden, das das Gebäude errichtet, so Schramm. Derzeit läuft eine europaweite Ausschreibung. Alles sei vorbereitet – man habe das Grundstück der Stadt, die Baugenehmigung sowie die Ausführungsplanung. Nur die geschlossene Finanzierung fehle noch. Im November entscheidet die Stadtverordnetenversammlung.

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