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Die Demonstration startete in der Potsdamer Innenstadt.

© Manfred Thomas

Update

Wissenschaftler-Demo in Potsdam für das Klima: „Es bleibt nur noch extrem wenig Zeit“

Potsdamer Wissenschaftler hatten für Samstag zu einer Klimaschutz-Demo aufgerufen. Dabei wandten sie sich mit deutlichen Appellen an die Politik.

Potsdam - Mit einem eindringlichen Appell hat sich der Klimaforscher Stefan Rahmstorf am vergangenen Samstag auf dem Potsdamer „March for Science“ - Marsch für die Wissenschaft - zu Wort gemeldet. Es bleibe „nur noch extrem wenig Zeit“, um die Klimakatastrophe auf der Erde abzuwenden. Bereits in den nächsten zehn Jahren müssten die Emissionen von Treibhausgasen halbiert werden, so die Forderung des renommierten Wissenschaftlers, der am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) tätig ist. Es sei klar, „dass wir uns in einer Krise planetaren Ausmaßes befinden“. Die von der Wissenschaft erforschten Tatsachen seien durchaus gruselig, erklärte Rahmstorf auf der Kundgebung, die vom Alten Markt aus durch die Potsdamer Innenstadt zur Fachhochschule führte, wo im Anschluss daran der Tag der Wissenschaften eröffnet wurde. Rund 250 Menschen nahmen an der Demonstration teil, darunter Wissenschaftler, aber vor allem auch Menschen aus der Zivilgesellschaft. 

„Die Politik macht einfach so weiter, als wäre nichts“

Rahmstorf ging in seiner Rede zugleich mit den politischen Entscheidungsträgern hart ins Gericht. „Die Politik macht einfach so weiter, als wäre nichts“, beklagte der Forscher. Vielfach seien es lediglich Lippenbekenntnisse in Sachen Klima, die er in Deutschland vonseiten der Politik höre. Das sei komplett unehrlich. Ausdrücklich lobte Rahmstorf die Jugendbewegung „Fridays for Future“. Denn die dort engagierten Schüler durchschauten das Agieren der Politiker, gab sich der Wissenschaftler überzeugt. „Das macht mir Hoffnung“.

Unterstützung für „Fridays for Future“ kam auf dem „March for Science“ am Samstag in Potsdam auch von dem Ökonom Ottmar Edenhofer. „Die Schule schwänzen für so einen Zweck, das ist völlig in Ordnung“, sagte der Wissenschaftler, der gemeinsam mit Johan Rockström das PIK leitet. Seit der von der Schwedin Greta Thunberg mit ihrem Schulstreik ausgelösten Bewegung von „Fridays for Future“ seien „die Politiker nervös geworden“, so Edenhofer. Erneut warb der Ökonom für seine Forderung nach einer Bepreisung von Kohlendioxid, dessen Emission in die Atmosphäre maßgeblich für den Klimawandel verantwortlich gemacht wird. Das dafür notwendige Instrumentarium könne man so ausgestalten, dass es nicht zulasten des Geldbeutels von Geringverdienern gehe. 

Ottmar Edenhofer ist Chef-Ökonom des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK).
Ottmar Edenhofer ist Chef-Ökonom des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK).

© Manfred Thomas

Forderung nach neuem Klima-Masterplan in Potsdam

Edenhofer forderte, die Politik jetzt keinesfalls aus der Verantwortung zu entlassen. Es dürfe Politikern nicht erlaubt werden, sich hinter Scheinargumenten, etwa im Hinblick auf die wirtschaftliche Machbarkeit, zu verstecken. So zeigte sich Edenhofer davon überzeugt, dass Maßnahmen des Klimaschutzes in der Wirtschaft sogar als Wettbewerbsvorteil angesehen werden könnten. „Wegen des Klimaschutzes ist keine Firma aus Deutschland ausgewandert“, erklärte der Wissenschaftler. Edenhofer rief dazu auf, weiter aktiv gegen die drohende Klimakatastrophe anzukämpfen: „Uns darf der Atem nicht ausgehen.“ Und der ehemalige Jesuit Edenhofer fügte sogleich hinzu, man dürfe aber auch die Hoffnung nicht aufgeben.

Die internationale Bewegung von „March for Science“, in deren Rahmen die Demonstration am Samstag stattfand, wurde vor zwei Jahren ins Leben gerufen, um auf die Bedeutung der Wissenschaft hinzuweisen und gegen die Bedrängnis von Forschung, etwa durch Behauptung „alternativer Fakten“, aufmerksam zu machen. Der in Potsdam wirkende Klima-Aktivist Florian Kirchesch, einer der Mitorganisatoren der Veranstaltung am Samstag, forderte unterdessen von der Stadt, diese müsse den vorhandenen lokalen Masterplan zum Klimaschutz überarbeiten und der Realität anpassen. Die Wissenschaft habe in den vergangenen Jahren neue Erkenntnisse zur Schnelligkeit des Klimawandels gewonnen. „Entsprechend müssen wir unsere Konzepte nachbessern“, sagte Kirchesch am Rande der Veranstaltung.

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