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„Wir sind auch Potsdam“: Groß Glienicker fordern bessere Anbindung

Groß Glienicker ärgern sich über die schlechte Anbindung mit Bahnen und Bussen nach Potsdam. Eine neue Direktverbindung ist nicht in Sicht.

Potsdam/Gross Glienicke - Unmut bei den Groß Glienickern: viele Einwohner sind über die im Dezember erfolgte Fahrplanumstellung der Verkehrsbetriebe verärgert. Das wurde bei einem Hearing am Dienstagabend in Groß Glienicke deutlich. Der Ortsbeirat hatte Einwohner sowie Mitarbeiter des Potsdamer Verkehrsbetriebs (ViP) und der Stadt Potsdam zu einer Anhörung eingeladen, bei der die Groß Glienicker von ihren Problemen seit der Fahrplanänderung berichten konnten.

Seit dem Fahrplanwechsel im Dezember gibt es zwischen Groß Glienicke und Potsdam Hauptbahnhof bis auf wenige Fahrten für den Schülerverkehr keine Direktverbindung mehr. Die Fahrgäste müssen an der Haltestelle Campus Jungfernsee in die Tram 96 beziehungsweise Richtung Groß Glienicke in den Bus umsteigen. Bereits im Vorfeld hatte die Umstellung für Unmut gesorgt und mehr als 600 Betroffene hatten in einer Unterschriftenaktion gegen die Kappung der Direktverbindung protestiert. Die Groß Glienicker machten bei der Anhörung ihrem Ärger Luft. Für viele, vor allem für Menschen mit Behinderung, Fahrgäste mit Kinderwagen oder ältere Menschen sei das Umsteigen sehr beschwerlich. So wie für John Grantham. „Das ist eine Lösung, die ein Problem sucht, würden wir in Amerika sagen“, so der gebürtige Amerikaner zu dem Fahrplanwechsel. Der Groß Glienicker ist gehbehindert. Gerade in der kalten Jahreszeit habe er zusätzlich mit Schmerzen zu kämpfen und könne nicht lange stehen. „Das ist auch ein Problem, dass keine Sitzgelegenheiten am Campus sind. Das Umsteigen ist für mich sehr umständlich.“

Viele Eltern berichten: Ihre Kinder müssen im Dunkeln lange allein auf den Anschluss warten

Viele Eltern berichteten, dass ihre Kinder an der Haltestelle Campus Jungfernsee oft lange allein im Dunkeln ohne ausreichende Unterstellmöglichkeiten auf einen Anschluss warten mussten. „Also setzen wir Mütter uns wieder ins Auto und fahren nach Potsdam, um die Kinder abzuholen. Das hat weder etwas mit Spriteinsparung zu tun, noch mit einer guten Anbindung nach Potsdam“, sagte eine Groß Glienickerin. Die Anschlussverbindungen insbesondere stadtauswärts nach Groß Glienicke seien schlecht gekennzeichnet und die Anschlüsse würden nicht reibungslos klappen. Viele müssten zudem eine längere Fahrtzeit in Kauf nehmen. Einige wünschten sich, dass Busfahrer bei Kälte wenigstens die wartenden Fahrgäste bereits vor der Abfahrt in den Bus einsteigen lassen.

Oliver Glaser, technischer Geschäftsführer beim ViP, räumte ein, dass die Verknüpfung am Campus Jungfernsee nicht reibungslos funktioniere. Ebenso sei der Wetterschutz an der Haltestelle ausbaufähig. Wichtig sei jedoch vor allem, die bestehenden Informationsmängel über Anschlüsse zu beseitigen. Der ViP habe einen Pocketfahrplan erstellt, auf dem sämtliche Anschlüsse aufgezeichnet seien. Auch neue Fahrpläne mit Kennzeichnungen über die Anschlüsse sollen aushängen. Weitere Direktverbindungen seien nicht geplant.

„Wir sind auch Potsdam“

„Es wird nach jetzigem Stand keine durchgehende Verbindung geben, außer denen, die wir bereits haben. Wir brauchen keinen Parallelverkehr“, so Glaser. Die Nachfrage außerhalb der Stoßzeiten sei zu niedrig. Detlef Pfefferkorn, Verkehrsplaner im Bereich Stadtentwicklung, pflichtete Glaser bei und verwies darauf, dass die Umstellungen bereits mit dem Nahverkehrsplan 2013 von den Stadtverordneten beschlossen wurden und allen bekannt gewesen seien. Bei den Groß Glienickern stieß die Haltung des ViP und der Stadt auf Unverständnis. „Wir sind auch Potsdam“, sagte eine wütende Einwohnerin zum Abschluss der Anhörung.

Über 1600 Groß Glienicker haben einen Einwohnerantrag für eine Direktverbindung unterschrieben, wie der Initiator der Aktion und Ortsbeiratsmitglied Andreas Menzel (parteilos) erklärte. Zudem läuft seit Januar ein Antrag des Ortsbeirats durch die Gremien der Stadt. Wie Ortsvorsteher Winfried Sträter (Groß Glienicker Forum) mitteilte, sollen die Erkenntnisse des Hearings in Ausschussberatungen einfließen und anschließend in das Votum der Stadtverordnetenversammlung. Sträter rechnet mit einer Entscheidung der Stadtverordneten im April. 

Sarah Stoffers

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