zum Hauptinhalt

"Wir können groß gut": Kongresshotel Potsdam feiert Jubiläum

Seit 15 Jahren gibt es das Kongresshotel Potsdam am Templiner See. Hotelchefin Jutta Braun mag den Trubel – und hätte gern noch mehr davon. Gerade erst war die Kanzlerin da.

Potsdam - Seine Größe sieht man dem Hotel nicht an. Die Architektur wirkt leicht, die langgestreckten Gebäude mit den Balkonen erinnern an die Decks eines Kreuzfahrtschiffs und die Stelzen, auf denen es teilweise ruht, lassen es optisch schweben – wie einen Zeppelin. Die historische Produktion der Luftschiffe an dieser Stelle wurde 1996 beim Neubau aufgegriffen. Damals entstand am Havelufer der Pirschheide ein Schulungsort des Ostdeutschen Sparkassenverbands. Als der Bedarf gedeckt war, sollte daraus ein Kongresshotel werden – und die damalige Abteilungsleiterin der Ostdeutschen Sparkassen-Akademie wurde gefragt, ob sie die Geschäftsführung übernehmen würde. „Da habe ich nicht gezögert“, sagt Jutta Braun.

Am Donnerstag feiert Potsdams größtes Hotel sein 15-jähriges Bestehen. 300 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Sport und Kultur und Geschäftspartner, IHK und Dehoga werden erwartet. Auch für die Chefin ist es Jubiläum und Bestätigung: Jutta Braun, heute 58 Jahre alt, hat die damaligen Quereinstieg in die Hotellerie nie bereut. Sie würde nie ein kleineres Haus haben wollen. Was anderen Angst macht – es gibt Azubis, die sich anfangs verloren fühlen und mit dem täglichen Stress nicht zurechtkommen – findet sie aufregend. „Wir können groß gut“, sagt Jutta Braun. Der Satz beschreibt die Erfolgsgeschichte und drückt noch etwas aus: Das „Wir“ ist Jutta Braun sehr wichtig. „Es geht nur mit einem guten Team.“

Etwa 200 Mitarbeiter sind im Kongresshotel am Templiner See beschäftigt, dazu kommen 40 Auszubildende. In Kooperation mit der IHK lernten hier auch Azubis aus Spanien, einer blieb nach Ausbildungsende und arbeitet heute an der Rezeption. Jeder Tag beginnt mit einem kurzen Meeting der Abteilungen. Die Themen: „Was war gestern los, was steht heute an, wen haben wir im Haus, was sagen die Bewertungsportale und was sagen die Zahlen.“

Die Zahlen für 2018 sagen: 4800 Kongresse, Tagungen, Seminare und Workshops, 1200 Ausstellungen und Präsentationen, 2200 Dinner- und Abendveranstaltungen. 1000-mal tagten Potsdamer Vereine und Gruppen, dazu kamen 800 Feiern von Hochzeit bis Firmenjubiläum. Auch der jährliche Brandenburgball hat bereits mehrmals hier stattgefunden. Zweimal hat das vier-Sterne-Hotel den Kongresspreis gewonnen, in diesem Jahr den Tourismuspreis des Brandenburger Wirtschaftsministeriums. Etwa 40 Prozent sind Privatgäste, 60 Prozent kommen aus dem Businessbereich.

Die Chefin sagt: „Wir könnten noch wachsen, der Bedarf ist da, wir sind oft ausgebucht. Größere Events brauchen etwa drei Jahre Vorlauf und Planung.“ Sie wünscht sich vor allem einen großen Konferenzraum für 1500 Personen, derzeit ist bei 500 Personen Schluss. Was darüber hinaus geht, muss kreativ gelöst werden. Das Hotel punktet mit vielen individuellen Angeboten und Rückzugsorten, Bar, Zeppelin-Lounge, Gipfel Stüberl, Vieles mit Seeblick. Das Außengelände ist eine kleine Oase mit ruhigen Eckchen, Terrassen und Wasserspielen. Der öffentliche Uferweg führt in etwas Entfernung am Hotel entlang. „Das finde ich gut, wir wollen gesehen werden“, sagt Braun.

Hoffen auf den BER

Die abgeschiedene Lage am Stadtrand und dem derzeit noch unterbelichteten Bahnhof Pirschheide hat den Besucherzahlen nicht geschadet. Wenn der Flughafen in Schönefeld eröffnet und der Zubringerzug hier vorbeikommt, dann werde es noch besser. Aber Jutta Braun ruht sich nicht auf Prognosen aus. „Man muss kontinuierlich investieren, man darf ein Hotel nie auf Verschleiß fahren“, sagt sie. Immer wird irgendwas erneuert und renoviert. Das aktuelle Projekt ist ein komplett neuer Sport- und Wellness-Bereich mit großem Schwimmbad, mehreren Saunen und Physiotherapie. Kostenpunkt: Drei Millionen. Aber es gehöre heute einfach zu so einem großen Haus, die Gäste fragen danach. Auch Sportler, beispielsweise Gastmannschaften Potsdamer Vereine, legen Wert darauf. Gerne würde sie außerdem eine Bademöglichkeit am Havelufer anbieten können. Bisher muss sie die Gäste per Wassertaxi ans andere Ufer zum Strandbad Templiner Sees schicken. „Da fällt mir noch was Besseres ein“, sagt sie geheimnisvoll. Sie haben überhaupt so einige Ideen, die sie noch umsetzen will. Im Haus gibt es zudem ein Innovationsteam, das Vorschläge erarbeitet. Großes Thema der Zukunft: die Digitalisierung. Das Check-in werde bald wie am Flughafen passieren, und beim Buchen wird man sich sein Wunschzimmer am Bildschirm anschauen können. „Das gibt es anderswo schon, da müssen wir mitziehen“, sagt Braun. Sie fährt gerne in andere Hotels und schaut, wie die es machen. Die Mitarbeiter in Potsdam dürfen ein Mal im Jahr mit Partner im eigenen Hotel übernachten und werden auch den Pool-Bereich ausprobieren. „Man muss sein Haus aus der Gastperspektive kennen.“

Der Gast hat manchmal den Wunsch, ein Taxi zu bestellen, aber Potsdamer Taxis sind rar. Das ist derzeit das einzige große Problem, sagt Braun, aber ein ernstes. „Wenn das nicht klappt, buchen die das nächste Mal woanders.“ Hier müsste die Stadt schneller reagieren. „Warum öffnet man nicht die Busspuren?“, fragt sie mit Nachdruck.

Kein Taxi brauchte Kanzlerin Merkel, als sie vergangene Woche da war – wieder einmal. Über solche VIPs wird nie gesprochen und das Kanzlerinnenzimmer befindet sich in einem extra sicheren Bereich. Hochrangige Politiker begrüßt die Chefin persönlich. „Das ist eine Sache der Wertschätzung.“ Frau Merkel sei ein sehr angenehmer Gast. Es tue gut zu sehen, dass die sich hier wohlfühlen. Herr Schäuble habe mal gesagt, „Wir freuen uns schon auf die Roulade“.

Zur Startseite