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Die Enten im Park Sanssouci machen sich keine Sorgen über die kühlen Temperaturen.

© Manfred Thomas

Wintereinbruch: Welche Folgen die Kälte hat: Temperatursturz lässt Potsdam kalt

Der Einbruch der Kälte blieb in Potsdam bislang ohne Folgen. Auch in den behelfsmäßigen Flüchtlingsunterkünften muss nach Angaben der Träger keiner frieren. Nur die Technik hat mancherorts gestreikt.

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Potsdam - Vor einer Woche waren es noch knapp zwölf Grad plus, jetzt sind es fast acht Grad minus – ein Temperatursturz von knapp 20 Grad. Seit Samstag hat der Winter auch Potsdam fest im Griff. Und Angaben des Deutschen Wetterdienstes in Potsdam bleibt es auch zumindest vorerst bitterkalt (siehe Interview). Welche Folgen der Kälteeinbruch für Potsdam hat und wie die Flüchtlinge in den behelfsmäßigen Unterkünften zurechtkommen, haben die PNN nachgefragt.

Flüchtlinge

Rund 1700 Flüchtlinge hat Potsdam 2015 aufgenommen. Während der Großteil mittlerweile in festen Unterkünften untergekommen ist, leben aktuell 88 männliche Flüchtlinge in zwei sogenannten Leichtbauhallen an der Sandscholle in Babelsberg. Frieren muss dort aber keiner, sagt Angela Basekow, Geschäftsführerin der Potsdamer Arbeiterwohlfahrt (Awo), die für den Betrieb der Hallen zuständig ist. „Zum Glück. Die Hallen werden mit einer Ölheizung beheizt und die warme Luft über Schläuche in die Zimmer geblasen.“ Auch Marc Liebscher von der Flüchtlingshilfe Babelsberg hält die Hallen für „ausreichend warm“. Auch an warmen Anziehsachen mangele es dank der vielen Sachspenden nicht, so Liebscher.

In der Zweigstelle der Erstaufnahmeeinrichtung in der Heinrich-Mann-Allee sind derzeit nach Angaben von DRK-Sprecherin Iris Möker gar keine Flüchtlinge mehr in Leichtbauhallen untergebracht. Von den 500 Plätzen in festen Unterkünften seien momentan nur 330 belegt, so Möker. Lediglich die Essensausgabe sei noch in einer der Hallen untergebracht. Wie in Babelsberg seien auch dort alle Flüchtlinge ausreichend mit Winterkleidung versorgt. „Viele Flüchtlinge sagen aber, wenn es schon so kalt ist, sollte es doch wenigstens schneien“, berichtet Möker.

Obdachlose

Auch im Obdachlosenheim im Lerchensteig 55 gibt es trotz der Kälte keinen Platzmangel. „Wir haben bislang keine erhöhte Nachfrage verzeichnet“, bestätigt Leiter Frank Wolter. Derzeit seien 90 der insgesamt 95 Betten belegt. In der Notaufnahme seien momentan sieben der insgesamt zehn Plätze frei, so Wolter weiter. Auch in den kommenden Tagen sei eher nicht mit einem massiven Ansturm zu rechnen.

Krankenhäuser

In den Notaufnahmen machen sich die winterlichen Temperaturen noch nicht bemerkbar. Die Rettungsstelle im Klinikum Ernst von Bergmann war nicht stärker besucht als üblich. „Ein normaler Montag“, so Sprecherin Theresa Decker. Größeren Bedarf gebe es üblicherweise erst, wenn es auf den Straßen glatt werde. Ähnlich sah es im St. Josefs Krankenhaus aus.

Verkehr

Der erste Arbeitstag im neuen Jahr begann für manche Pendler mit einer Störung auf der S-Bahnlinie 7 von Potsdam nach Berlin. Beim Bahnhof Grunewald war eine Weiche defekt. Zwischen 4 Uhr und 4.40 Uhr fuhren gar keine Züge, anschließend gab es noch Verspätungen. Ob der Defekt etwas mit den kalten Temperaturen zu tun hatte, war am Montag unklar. Allerdings vertrugen andere Weichen in der Umgebung die Minustemperaturen. In der Vergangenheit hatte es bei der S-Bahn größere Probleme meist dann gegeben, wenn zur Kälte auch noch Schnee oder Eisregen kam.

Günstiger verlief der Start ins Jahr bei den Potsdamer Verkehrsbetrieben: „Frostbedingte Probleme mit Bussen, Straßenbahnen, Oberleitungen oder Weichen bestehen derzeit nicht“, so Sprecher Stefan Klotz. Lediglich die Fähre zwischen Hermannswerder und Kiewitt hatte am Morgen ein paar Anlaufschwierigkeiten. Auch auf den Straßen sorgt die Kälte noch nicht für Behinderungen. Gestreut wurde vorsorglich auf den Brücken, die immer zu den ersten Stellen im Stadtgebiet gehören, wo Glätte auftritt, sowie auf einigen Gehwegen, hieß es.

Strom, Wasser, Wärme

Störungen bei der Versorgung mit Strom, Erdgas und Fernwärme gebe es derzeit nicht, teilte er Potsdamer Energieversorger Energie und Wasser Potsdam (EWP) mit. Die Verbräuche seien saisonüblich und es gebe genug Kapazitätsreserven auch für eine längere Kälteperiode. Allerdings hätten ein halbes Dutzend Wasserzähler den Frost nicht vertragen.

Landwirtschaft

Noch vor einigen Tagen hatten in Potsdam Bäume geblüht, damit ist es jetzt vorbei. Ob die starken Temperaturschwankungen schädlich für Obstbäume sind, sei schwer zu sagen, so Thomas Bröcker, der im Gartenbauverband Berlin-Brandenburg für den Obstbau zuständig ist. Mit einem derart warmen Dezember habe man kaum Erfahrungswerte. Grundsätzlich seien die aktuellen Minustemperaturen aber kein Problem für die heimischen Pflanzen. Solange es nicht längere Zeit kälter als minus 20 Grad sei, erwarte er keine Schäden. Erfahrungsgemäß gleichen sich mildere und kältere Perioden im Jahresverlauf aus. In Potsdam ist vor allem der Nordwesten des Stadtgebiets ländlich geprägt. In Fahrland, Satzkorn, Marquardt, Uetz-Paaren und Golm bewirtschaften rund 30 Betriebe über 4000 Hektar Ackerland, Grünland und Obstbauflächen.

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