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Willkommenskultur in Potsdam: Das Ankommen hat gerade erst begonnen

Die Bürgerstiftung Potsdam hat das Buch „Angekommen in Potsdam“ über die Integration von Migranten veröffentlicht. In dem Buch geht es um ganz persönliche Geschichten aber auch um den Hintergrund von Flucht.

Potsdam - In dem von der Bürgerstiftung Potsdam herausgegebenen Buch „Angekommen in Potsdam“ wird von Migranten berichtet, die vor allem in den Jahren 2015/16 in die Landeshauptstadt kamen und sich hier Hilfe, Schutz und Begleitung erhofften. Sie wurden von einer Willkommenskultur empfangen, für das Nötigste musste gesorgt werden: Unterkunft und Lebensmittel. Dann wurde das Erlernen der deutschen Sprache für die Integration, die Jobsuche unerlässlich. Viele der Migranten sind inzwischen in Potsdam angekommen. Der Band ist soeben erschienen, er wurde unter anderem von dem Bündnis für Brandenburg gefördert.

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In dem Buch wird auch der Hintergrund der Flüchtlingskrise aufgezeigt: Wem es in der Heimat gut geht, der verlässt diese nicht freiwillig. Um Hab und Gut zu verkaufen, Familie und Freunden Lebewohl zu sagen, bedarf es Mut, Kraft – und kaum Hoffnung auf eine baldige gute Zukunft im eigenen Land. Auch die Angst vor politischer, ethnischer oder religiöser Verfolgung und sogar vor dem gewaltsamen Tod steht hinter den Schicksalen. Die sich auf die Flucht begaben und begeben, erhoffen sich eine bessere Zukunft in Europa, auch in Deutschland. Und so entschlossen sich Menschen insbesondere aus Syrien, dem Irak oder Afghanistan ihr Heimatland zu verlassen. Sie versuchten es auf dem Landweg, andere über den Seeweg, wo tausende Menschen ihr Leben lassen mussten, weil sie in untauglichen Schiffen versuchten, ihr Ziel zu erreichen.

Jeder kommt mit einer einzigartigen Geschichte

Die Geschäftsführerin der Bürgerstiftung, Marie-Luise Glahr, die neben Jochen Pfeiffer als Herausgeberin des Buches fungiert, schreibt im Vorwort: „Die Hürden und Stolpersteine auf dem Weg des Ankommens, möchten wir aus mehreren Perspektiven und Einzelstimmen erfahrbar machen. Es ist uns wichtig zu zeigen, dass jeder Mensch hier mit seiner einzigartigen Geschichte ankommt.“

Und so erzählen Migranten von ihrem Leben in ihrem Heimatland, der dramatischen Flucht und dem Ankommen in Potsdam. So berichtet der heute 25-jährige Hamoodi, der dem Krieg in Syrien mit der Flucht vor fünf Jahren über das Mittelmeer entrinnen wollte: „Für das Boot musste ich 1500 Dollar zahlen. 55 Personen waren da drin. Auch Frauen und Kinder. Chef hat gesagt, ich darf meinen Koffer nicht mitnehmen. Dann der Mann hat meinen Koffer ins Wasser geschmissen. Ich habe Angst gehabt, im Boot war Wasser. Bis zum Hals. Ich habe richtig geweint, ich kann doch nicht schwimmen. Der Mann hat gesagt, wir schaffen es. Dann eine kleine Insel, sie gehört zu Griechenland.“ 

Die Rechtsanwältin Narda Schami, in ihrem Heimatland als Frauenrechtlerin bekannt, berichtet, wie Sicherheitskräfte der syrischen Regierung mit Härte gegen die Opposition vorgingen: „Viele Menschen wurden verhaftet, gefoltert und getötet. Der syrische Bürgerkrieg entflammte mit all seiner Härte und Grausamkeit.“ Haamoodi und Narda Schami sind in Potsdam inzwischen gut angekommen und fanden einen Job.

Auch praktische Hinweise im Buch

Das Erlernen der deutschen Sprache ist unerlässlich, besonders für die Integration. Engagierte Potsdamer, die ehrenamtlich Deutschkurse erteilen, erzählen von Erfolgen und Misserfolge der Migranten beim Eintauchen in die deutschen Sprachkenntnisse. Ein besonderes Augenmerk legen die deutschen Integrationspartner auf das Neue, das die Migranten in Deutschland erwartet, auf die Themen Arbeit, Wohnen, Gesundheit. 

Auch auf Kultur und Sport. Beispielsweise singt man in einem Chor unter der Leitung von Andreas Flämig oder spielt mit Erfolg anspruchsvolles Theater unter der Regie von Kaspar von Erffa. Da gibt es Gesprächskreise und das Impulse gebende und Begegnungscafé der evangelischen Kirchengemeinde Babelsberg, das Martina und Günther Kruse ins Leben riefen. Das Buch hält auch praktische Hinweise für das Ankommen in Potsdam bereit. Das Schöne an dem Buch ist, dass Migranten und ehrenamtliche Helfer die Texte in der Regel selbst schrieben, das verleiht Authentizität. Andererseits sind die Berichte nur Momentaufnahmen. „Denn Ankommen dauert an und ist ein Prozess, den wir gerade erst miteinander begonnen haben“, so Marie-Luise Glahr. 

Marie-Luise Glahr, Jochen Pfeiffer: Angekommen in Potsdam – Erzählungen und Berichte über Integrationsansätze in einer toleranten Stadt. Bestellung: info@potsdamer-Buergerstiftung.com – Spende erbeten

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