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Der Turm der Garnisonkirche wächst. Inzwischen ist der Bau bei 42 Meter, knapp der Hälfte der End-Höhe, angekommen.

© Ottmar Winter PNN

Wiederaufbau des Garnisonkirchturms: Die halbe Höhe ist geschafft

Das Baugerüst für den mal 88 Meter hohen Turm der Garnisonkirche misst 44 Meter, doch weiterhin klafft eine Spendenlücke von drei Millionen Euro. Zudem sorgen gestiegene Baupreise für Verzögerungen.

Potsdam - Halbzeit beim Turmbau: Mittlerweile ist das Baugerüst der Garnisonkirche 44 Meter hoch, das Mauerwerk selbst ist bei 42 Metern angelangt. Damit ist die Baustelle nun halb so hoch, wie der fertige Turm mit seinen 88 Metern einmal sein soll, und gibt dadurch einen Eindruck, wie sehr die Kirche künftig das Stadtbild prägen wird: Schon jetzt ist der Rumpf des Gebäudes auch aus weiter Entfernung von vielen Stellen Potsdams aus zu sehen. „Ich freue mich, dass diese große Wunde im Stadtbild endlich geheilt wird“, sagt Wieland Eschenburg, Sprecher der Garnisonkirchen-Stiftung. „Zum Ende des Jahres wird das Mauerwerk eine Höhe von 57 Metern haben, das entspricht etwa dem Hotel Mercure.“ Auf dieser Höhe wird sich auch die Aussichtsplattform befinden.

Aktuell konzentrieren sich die Arbeiten auf die Anbringung von vier Oculus-Fenstern, die sich über den unteren Schallluken befinden (Öffnungen, durch die der Klang der Glocke ins Freie gelangen soll). Die ovalen Oculus-Fensterrahmen schauen in alle vier Himmelsrichtungen und bestehen aus Sandstein. „Das ist große Handwerkskunst, die da vollführt wird“, sagt Eschenburg. Derzeit werden auch die 14 Meter hohen Turm-Fenster bemustert, die noch dieses Jahr in Produktion gehen sollen.

Ausschreibung für Turmhaube verzögert sich

Den Abschluss des Bauwerks bildet die Turmhaube, die zusammen mit der Wetterfahne mit Adler, Königs-Monogramm und goldener Sonne 31 Meter hoch ist. Die Haube besteht aus einem Stück und wird neben dem Turm am Boden errichtet und schließlich per Kran auf den Rumpf aufgesetzt. Eigentlich hatte die Ausschreibung für die Turmhaube bereits im April erfolgen sollen, doch die hat sich verzögert: Grund sind die gestiegenen Baustoffpreise, die auch das Holz, die Edelstahl-Säulen und Kupferbleche betreffen, die für die Haube benötigt werden. „Die Preise dafür sind zu Jahresbeginn regelrecht durch die Decke gegangen“, sagt Eschenburg. Dadurch wurde die ursprüngliche Kalkulation von rund zwei Millionen Euro über den Haufen geworfen; um wie viel sich die Kosten für die Haube damit erhöht haben, ließ Eschenburg offen. Die Gesamt-Baukosten für den Turm liegen nach alten Schätzungen bei 44 Millionen Euro.

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Man sei weiterhin im Zeitplan, so Eschenburg, doch wann die Stiftung den Auftrag für die Turmhaube ausschreiben werde, konnte er noch nicht sagen: „Die Ausschreibung erfolgt sobald als möglich, und dann hoffen wir, dass wir ein Angebot bekommen, das sich umsetzen lässt.“ Die Konstruktion der Haube werde wohl nächstes Jahr stattfinden, Ende 2022 soll der Turm fertiggestellt sein und der Stiftung übergeben werden. „Qualität geht vor Hektik“, sagt Eschenburg.

Turmbau noch nicht komplett ausfinanziert

Genau wegen solcher Kostensteigerungen hatte der Bund im Herbst 2020 einen erneuten Fördermittelbescheid in Höhe von 4,5 Millionen Euro bewilligt, nachdem er die Garnisonkirche bereits mit zwölf Millionen Euro unterstützt hatte. Damit ist das Bauprojekt allerdings noch nicht ausfinanziert: Seit 2020 gibt es eine Spendenlücke von drei Millionen Euro. Die Spendenbereitschaft habe während Corona gelitten, sagt Eschenburg, doch seitdem die Ausstellung wieder geöffnet sei und es wieder Veranstaltungen gebe, ziehe das Engagement wieder an: „Es geht spürbar aufwärts.“

Noch Platz für 11.000 Spendenziegel

Im Inneren des Turmschaftes sind bereits 4500 Spenderziegel vermauert. Aus Sicht der Stiftung eine Investition in die Zukunft: „Die Spenderziegel bleiben sichtbar bis in alle Ewigkeit“, so Eschenburg. Noch sei Platz für rund 11.000 Spendenziegel für jeweils 100 Euro das Stück, also über eine Million Euro, die dadurch eingesammelt werden könnten. Der Turm selbst ist durch die fehlenden Spenden aber nicht gefährdet: „Die drei Millionen Euro werden für additive Elemente benötigt, also unter anderem Glocken oder Schmuckelemente, die nicht fest im Baukörper verankert sind“, so Eschenburg.

Kurator:in-Stelle muss neu vergeben werden

Unterdessen muss sich die Stiftung noch um ein anderes Problem kümmern, nämlich die Neubesetzung der Kurator:innen-Stelle für die geplante Dauerausstellung: Die Historikerin Maria Schultz, die diesen Posten bislang innehatte, ist seit Juni Leiterin der Potsdamer Gedenkstätte Lindenstraße. 

Die Historikerin Maria Schultz wechselte zur Leitung der Gedenkstätte Leistikowstraße. 
Die Historikerin Maria Schultz wechselte zur Leitung der Gedenkstätte Leistikowstraße. 

© Andreas Klaer

Der Wechsel war abgesprochen und sei erfolgt, nachdem Schultz die Konzeption der Dauerausstellung abgeschlossen hatte, sagt Eschenburg: „Wir sind sehr dankbar für den intensiven Austausch mit Frau Schultz.“ Die neue Kuratorin oder der neue Kurator müsse sich nun um die Umsetzung kümmern. Die Nachfolge soll nicht lange auf sich warten lassen: „Es sieht gut aus, wir sind in vorbereitenden Gesprächen“, sagt Eschenburg.

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