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Direkte Welterbezone. Die Lindenallee ist die direkte Verlängerung der Hauptweges des Schlossparks Sanssouci in Richtung Westen und wurde einst von Emil Sello gestaltet. Eine nördliche, unbefestigte Spur der vierreihigen Allee wird von Radfahrern genutzt.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Wieder Asphaltstreit im Welterbe

Die Stadt Potsdam und die Preußische Schlösserstiftung sind uneins über die Radweg-Erneuerung an der Lindenallee. Der Bauausschuss stützt die Position des Baubeigeordneten Matthias Klipp.

Sanssouci/Golm – Schon die Erneuerung des Mittelstreifens der Hegelallee offenbarte das Streitpotenzial des Themas: Dürfen Radwege in der Welterbe-Umgebung eine fahrradfreundliche Asphaltschicht erhalten? Bei der Hegelallee setzte sich der Baubeigeordnete Matthias Klipp (Bündnisgrüne) mit seiner Antwort durch und ließ asphaltieren. Nun kehrt der Streit in noch größerer Dimension zurück: Die Stadt plant einen asphaltierten Radweg an der Lindenallee, der westlichen Verlängerung der Hauptachse des Parks von Sanssouci, Potsdams Welterbe-Kernzone schlechthin. Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) reagiert entsprechend und lehnt Asphalt ab. Sie fordert stattdessen eine sogenannte wassergebundene Decke aus verfestigtem, aber wasserdurchlässigem Material. Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) macht sich dagegen im Interesse der Radfahrer für eine winterfeste Asphaltschicht stark. Der Bauausschuss stärkte Klipp am Dienstag nach hitziger Debatte den Rücken und billigte dessen Pläne für die Lindenallee. Das abschließende Votum trifft die Stadtverordnetenversammlung.

„Uns ist an einer wassergebundenen Decke gelegen“, erklärte SPSG-Sprecher Ulrich Henze am Mittwoch auf PNN-Anfrage. Zudem wolle die Stiftung, dass der zwei Kilometer lange Radweg vom Neuen Palais nach Golm auf der Mittelachse der Lindenallee entsteht. Die Lindenallee besteht aus vier Baumreihen, wodurch drei Wege entstehen, die Mittelachse sowie eine Nord- und eine Südachse. Die Stadt will den Asphaltweg dagegen auf der Nordachse bauen. Martina Woiwode vom städtischen Tiefbauamt erklärte dazu im Bauausschuss, die Baumwurzeln würden bei einem Wegebau in Mittellage geschädigt, daher bleibe es auch nach Gesprächen mit der SPSG bei der Nordachse. „Den optischen Unterschied sehen wir nicht als so gravierend an“, erklärte der städtische Radverkehrsbeauftragte Torsten von Einem.

Die Schlösserstiftung ist da anderer Ansicht: „Aus Gründen der Symmetrie hätten wir die Mittelachse lieber“, erklärt SPSG-Sprecher Henze. Die Lindenallee, konkretisiert der wissenschaftliche Mitarbeiter der SPSG-Gartendenkmalpflege, Gerd Schurig, sei nach 1850 vom königlichen Hofgärtner Emil Sello gestaltet worden. Dies geschah im Auftrag des Kronprinzenpaares, Prinz Friedrich Wilhelm, der spätere 99-Tage-Kaiser, und Prinzessin Victoria. Schurig zufolge ist die Lindenallee „Bestandteil des groß angelegten Gartendenkmals Sanssouci“. Die vierreihige Allee sei als „künstlerische Einstimmung auf Sanssouci, nicht als schnelle Verbindung“ errichtet worden. Der Gartenexperte: „Das ist eigentlich das, was eine Unesco-Pufferzone will.“

Im Ausschuss erläuterte der Baubeigeordnete, dass auf einer wassergebundenen Decke kein Winterdienst möglich sei, da die Rollbürsten die Oberfläche schädigten. Weiterer von Klipp genannter Aspekt: Zwar koste der Asphaltweg 762 000 Euro und die wasserdurchlässige Alternative nur knapp 282 000 Euro, doch sei der Pflegeaufwand für Asphalt bei einer Lebensdauer von 30 Jahren viel geringer. Zudem bestehe nur bei Asphalt die Chance auf Fördermittel vom Land, denn nur mit einer Asphaltschicht gelte das Vorhaben als Wege-Neubau. Dazu Saskia Hüneke (Bündnisgrüne): „Fördermittel sind auch Steuergeld.“ Jonathan Metz vom VCD Brandenburg stellte klar: „Asphalt ist aus Radfahrersicht der beste Belag.“ Pete Heuer (SPD) bekannte: „Wer die Landschaft liebt, der mag keinen Asphalt.“

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