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Hilfe in der Not. Im City Plaza Hotel mitten in Athen leben rund 400 Flüchtlinge, darunter auch Kinder. Ohne Helfer und vor allem Spendengeld können sie nicht überleben, denn es mangelt an staatlicher Unterstützung. Helfer wie von Potsdam-Konvoi besorgen Lebensmittel, Kleidung und Hygieneartikel.

© Zoltan Balogh/dpa

Wie Potsdamer Ehrenamtler Flüchtlingen helfen: Ohne staatliche Unterstützung

Potsdam-Konvoi ist eine kleine Initiative, die konkrete Hilfsprojekte in Athen und auf Lesbos unterstützt. Ohne Spenden muss sie ihre Arbeit bald einstellen.

Es ist ruhig geworden rund um das Thema Flüchtlinge. Berichte über ihre Situation sowie die Arbeit von Hilfsinitiativen tauchen viel seltener in den Medien auf als noch vor zwei Jahren. „Aber die Zustände beispielsweise in den Lagern sind immer noch sehr schlimm“, sagt Angela Rössler von der Hilfsinitiative Potsdam-Konvoi – eine Gruppe von etwa zehn Potsdamern aus verschiedenen Berufen, die ehrenamtlich helfen wollen, wo es nötig ist. Heidi Krohse ist Musiklehrerin, Angela Rössler Sozialarbeiterin. Sie hatten sich in der Potsdamer Erstaufnahmeeinrichtung kennengelernt und schon 2016 erste eigene Hilfsprojekte auf die Beine gestellt. Jetzt soll diese Arbeit weitergehen. Das kostet Geld. „Wir sind auf Spenden angewiesen, sonst müssen wir unsere Arbeit einstellen“, sagt Heide Krohse.

Das Außergewöhnliche an Potsdam-Konvoi ist, dass sie ganz konkret und möglichst vor Ort helfen wollen. In ihrem Fall in den Lagern in Griechenland. 2016 verbrachten sie viel Zeit im City Plaza Hotel mitten in Athen. Das Hotel ist eine selbst-organisierte Flüchtlingsunterkunft, etwa 400 Flüchtlinge leben dort. Die Unterkunft ist, verglichen mit den unwirtlichen Lagern, vergleichsweise komfortabel. Die Bewohner organisieren ihren Alltag und kochen selber, die Kinder können sogar eine Schule besuchen. Aber ohne Helfer und vor allem Geld funktioniert es nicht. „Sie sind komplett von Spenden abhängig. Von Griechenland selbst bekommen sie keinerlei staatliche Unterstützung“, sagt Krohse. „Es gibt einen Spendentopf, in den auch wir beziehungsweise alle unsere Spender einzahlen“, sagt Krohse. „Für den Fall, dass der mal leer ist, gibt es keinen Plan. Das darf nicht passieren.“ Seit mehreren Monaten schon sind fünf Helfer von Potsdam-Konvoi in dieser Flüchtlingsunterkunft, wohnen gemeinsam mit einem internationalen Helfer-Team mitten unter ihnen und kümmern sich beispielsweise um die Beschaffung der Lebensmittel, von Kleidung und Hygieneartikeln wie Seife oder Babywindeln. Und um das koordinierte Verteilen.

Winter in Zelten hinter Stacheldraht

Weitere Mitglieder ihrer Gruppe versuchen, den Menschen im Lager Moria auf Lesbos zu unterstützen. Weil jetzt der Winter kommt, beziehungsweise schon längst da ist, ist das zurzeit eine sehr dringende Aufgabe. Gerne würden sie wieder dort aktiv können. Die 6500 Menschen, die dort hinter Stacheldraht in einfachsten Zelten leben müssen, brauchen unter anderem warme Kleidung und Decken. Diese Dinge werden von Spendengeldern in Griechenland gekauft und dann verteilt – die Flüchtlinge selbst dürfen das Lager nicht verlassen. Wer die Not einmal gesehen hat, sagt Angela Rössler, der vergisst das nicht. „Das ist meine Motivation.“

Etwa zehn Stunden pro Woche arbeiten die Mitglieder für ihre Initiative. Viele spenden ihren Jahresurlaub, Studenten ihre Semesterferien. Zur Arbeit in Griechenland sind aber mittlerweile auch Aufgaben in Potsdam gekommen. Sie fordern die Umsetzung des Beschlusses der Stadtverordnetenversammlung vom Dezember 2016, in der sich Potsdam zur Familienzusammenführung im Rahmen bestehender gesetzlicher Programme bekennt. Nicht nur auf Potsdamer Ebene, sondern allgemein in der Politik werde manches beschlossen – aber dann hapere es an der Umsetzung, sagen sie. Deshalb wollen sie konkret etwa fünf Familien bei ihrer Zusammenführung helfen. Sie haben in den Unterkünften und Betreuungseinrichtungen nach komplizierten Fällen gesucht.

Hilfe bei Behördengängen

Jetzt kümmern sich die Mitglieder von Potsdam-Konvoi darum, dass die Hilfe für diese Einzelfälle nicht im Sande verläuft, sondern diese intensiv verfolgt werden. Das bedeutet gemeinsame Behördengänge und Schreiben an Gremien und Politiker, Nachfragen, Drängeln und Aufpassen, dass alle rechtlichen Möglichkeiten ausgeschöpft werden. Sie fragen auch in Griechenland nach: Es kommt vor, dass es seitens der Potsdamer Behörde eine Einreisegenehmigung gibt, aber an der Grenze festgestellt, wird, dass eine bestimmte Quote überschritten ist. „Dann kommen sie trotzdem nicht raus.“ Wenn es dann eines Tages soweit ist, organisieren sie den Transport. Über die konkreten Familien wollen sie nichts sagen – aus Datenschutzgründen.

Neben Geldspenden würden sich die Helfer auch freuen, wenn ihnen jemand einen Transporter zur Verfügung stellen könnte. Dann könnte der Konvoi auch Hilfspakete direkt von Potsdam zu den Menschen nach Griechenland bringen.

www.potsdam-konvoi.de

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