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Wie kinderfreundlich ist Potsdam?: Spielen auf Verschleiß

Für den Unterhalt der 137 Spielplätze in der wachsenden Stadt Potsdam ist viel zu wenig Geld da.

Kinderlachen, Sonnenschein – der zeitige Frühling lockt Potsdams Familien auf die Spielplätze. Doch in der kinderreichen und stetig wachsenden Stadt besteht die Gefahr, dass in den kommenden Jahren viele Klettergerüste und andere Spielanlagen aus Altersgründen ersatzlos abgebaut werden müssen. Der Grund: Das Budget, das die Stadt für Spielplätze vorsieht, reicht seit Jahren gerade für das Nötigste. Für den Austausch oder die Sanierung von Spielanlagen oder gar neue Plätze in Zuzugsgebieten ist kein Geld da. Das geht aus einer Antwort der Stadtverwaltung auf eine PNN-Anfrage hervor. Der zuständige Bereichsleiter Herbert Claes bestätigte: „Bis auf kurze Engpässe reicht das Geld zwar für den Unterhalt – aber einige Kletteranlagen werden wir so auf Dauer nicht halten können.“

Konkret hat die Stadt in den vergangenen Jahren jeweils rund 100 000 Euro für den Bau neuer und die Sanierung alter Spielplätze ausgegeben – nach Angaben des Grünflächenamts wären jährlich 265 000 Euro nötig. „Theoretisch kann man davon ausgehen, dass ein Spielgerät rund zehn Jahre hält“, so Claes. Um 137 Spielplätze so zu erhalten, müssten also fast 14 Geräte pro Jahr erneuert werden. Doch dazu reiche das Budget nicht aus.

So seien in den vergangenen Jahren geplante grundlegende Sanierungen von Spielplätzen Am Brunnen in der Teltower Vorstadt, in der Drewitzer Straße sowie am Meisenweg in der Waldstadt nicht möglich gewesen. Wegen des Bevölkerungswachstums notwendige neue Plätze – etwa in der Berliner Vorstadt oder Klein Glienicke – seien bereits an den Kosten für den Kauf der nötigen Flächen gescheitert. In einigen Stadtteilen stünden geeignete städtische Flächen praktisch nicht zur Verfügung, so ein Stadtsprecher.

Lichtblicke sind etwa noch für dieses Frühjahr vorgesehene Spielgeräte an den neuen Einfamilienhäusern am Bornimer Hügelweg und eine neue Fläche auf dem Kiewitt, die mit städtischen Mitteln und Spenden finanziert werden soll. Ebenso seien in den vergangenen Jahren rund zehn Spielplätzen zumindest erweitert worden und in Babelsberg, Groß Glienicke sowie in Potsdam-West auch neue Anlagen entstanden. Dazu kamen Glücksfälle, etwa dass im Zuge der Gartenstadt Drewitz aus Sicherheitsgründen abgebaute Holzanlagen auf dem Spielplatz an der Slatan-Dudow-Straße wieder erneuert werden konnten. Für Spielsand und dessen Reinigung sowie allgemeine Instandhaltung hat die Stadt seit 2012 rund 540 000 Euro ausgegeben.

Schon 2011 hatte das Grünflächenamt gewarnt, in den kommenden drei Jahren würden rund 800 000 Euro für Sanierung und Neubau von Spielplätzen fehlen. Ebenso hieß es damals schon, es müsste mehr Kontrollen geben, um Abfälle zu entsorgen. Doch auch daraus wird nichts. Mehr Kontrollen seien nicht möglich, da das Grünflächenamt weitere Stellen abbauen müsse und es so weiter nur einen Spielplatzwart geben könne, so der Stadtsprecher. Die Spielplätze werden den Angaben nach einmal pro Monat auf Schäden kontrolliert, an zwölf besonders stark frequentierten Anlagen einmal pro Woche. Die Stadt teilte mit, seit 2011 hätten sich vier Kinder und ein Erwachsener auf Spielplätzen verletzt, etwa durch Holzsplitter und Glasscherben. Trotz dieser bedauerlichen Einzelfälle sei das bei Tausenden Nutzern ein erfreulich geringer Wert, so der Stadtsprecher.

Das Potsdamer Spielplatzproblem ist beim Stadtjugendring (SJR) seit Jahren bekannt. „Verständlicherweise entsteht Frust bei Kindern und Eltern, wenn man die Spielplätze nicht so nutzen kann wie vorgesehen“, sagte die erst seit Kurzem amtierende SJR-Geschäftsführerin Katja Altenburg. Sie erinnerte, dass der SJR 2010 mit Erfolg dafür geworben habe, den Spielplatzetat um 40 000 Euro zu erhöhen. „Doch das galt nur ein Jahr.“ Das Grünflächenamt erlebe man dennoch engagiert, die Spielplätze bestmöglich zu unterhalten – doch fehle es eben am Geld.

Die 137 Spielplätze in der Stadt sind sehr unterschiedlich verteilt. Die PNN listen anhand einer Aufstellung der Stadtverwaltung auf, in welchen Stadtteilen genügend Spielplätze vorhanden sind - und in welchen nicht.

Versorgungsgrad über 200 Prozent

Fahrland, Marquardt, Satzkorn, Grube, Drewitz

Versorgungsgrad über 100 Prozent

Neu Fahrland, Eiche, Golm, Potsdam-West, Waldstadt II, Schlaatz, Stern, Zentrum-Ost

Versorgungsgrad unter 100 Prozent

Groß Glienicke, Sacrow, Bornim, Berliner und Brandenburger Vorstadt, Innenstadt-Nord, Waldstadt I, Babelsberg-Nord

Versorgungsgrad unter 50 Prozent

Uetz-Paaren, Bornstedt (allerdings berücksichtigt die Aufstellung nicht den Volkspark), Nedlitz, Nauener, Teltower und Templiner Vorstadt, Jägervorstadt, Innenstadt-Süd, Kirchsteigfeld, Babelsberg-Süd, Klein Glienicke

Eine Aufstellung der Spielplätze findet sich unter anderem auf der Internetseite www.hastnplan.de des Stadtjugendrings (SJR) – allerdings ist diese Karte auch schon knapp zwei Jahre alt. Eine Neuauflage des Kinderstadtplans des SJR ist aktuell nicht geplant. (PNN)

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