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Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) mit Stiftungschef Christoph Martin Vogtherr (l.) und Gartenmeister Robert Wöhl (r.).

© Ottmar Winter

Wie die Schlösserstiftung gegen die Folgen des Klimawandels kämpft: Nur die Harten bleiben im Garten

Potsdams Welterbeparks leiden unter Dürre: Die Schlösserstiftung setzt auf selbst angezogenen Ersatz – denn der ist resilienter. Pläne gibt es auch für die Hofgärtnerei in Babelsberg.

Potsdam - Die trockenen Sommer seit 2018 haben den Baumbestand im Park Babelsberg sichtbar leiden lassen, gleichzeitig hinterlässt Starkregen Furchen in den Wegen. Die Folgen des Klimawandels sind in Potsdams Welterbeparks greifbar – und das kostet Geld. Was die Probleme sind und wie die Stiftung gegenarbeitet, davon machte sich Bundesbauministerin und Potsdamerin Klara Geywitz (SPD) am gestrigen Dienstag vor Ort ein Bild.

Dürrezeit: Die Schlösserstiftung hat sich auf die Folgen des Klimawandels eingestellt.
Dürrezeit: Die Schlösserstiftung hat sich auf die Folgen des Klimawandels eingestellt.

© Ottmar Winter

Sie nutzte die Kulisse, um über die Fortführung des 2020 gestarteten Bundesförderprogramms für Klimaschutz und Klimaanpassung in Städten und Gemeinden zu informieren. Der Haushaltsausschuss des Bundestages hat dafür weitere 176 Millionen Euro bewilligt. Mit dem Geld sollen Grünanlagen ertüchtigt, Frei- und Verkehrsflächen entsiegelt und begrünt und die Biodiversität gefördert werden. Kommunen können sich bis 15. Oktober bewerben, die Förderentscheidungen sollen noch in diesem Jahr fallen. Angesichts der zunehmend trockenen und heißen Sommer brauche man in den Städten mehr Wasser und mehr Grün in den Städten, machte die Ministerin deutlich: „Bäume als auch Wasser führen dazu, dass es kühler wird.“

Langsamer Tod: Dürre seit 2018 hat etliche Altbäume niedergestreckt

Von dem Programm konnte die Schlösserstiftung bereits profitieren. Wie berichtet flossen im vergangenen Jahr 2,5 Millionen Euro für das gemeinsam mit der Stadt aufgelegte Projekt „Innovatives Wassermanagement zur Klimaanpassung zum Erhalt von Grünanlagen und historischen Parks“. Konkret soll damit das Wasserleitungssystem im Park Sanssouci instandgesetzt und um moderne Bewässerungsmethoden und ein Monitoring mit Sensoren erweitert werden.

Die Trockenheit vernichtet Altbäume, setzt aber auch Neupflanzungen zu.
Die Trockenheit vernichtet Altbäume, setzt aber auch Neupflanzungen zu.

© Ottmar Winter

Auch im Park Babelsberg ist die Frage nach der Bewässerung akut. Eigentlich gibt es ein historisches Leitungssystem für die Parkanlage, das konnte bislang aber nur zu rund 15 Prozent instandgesetzt werden, sagte Gartenmeister Robert Wöhl. Zwar sei ein Kollege im Sommer mit dem Wasserwagen unterwegs, auch Wassersäcke kommen zum Einsatz, aber das könne höchstens punktuell Abhilfe schaffen. Die trockenen Sommer haben etliche Rotbuchen und Eichen niedergestreckt, wie er beim Aufstieg zum Flatowturm erläuterte. Besonders gefährdet seien Altbäume wie Buchen in den höheren Lagen des Parks, denn sie erreichten das Grundwasser nicht. Näher am Ufer stehende Exemplare haben bessere Überlebenschancen.

Der klimaangepasste Umbau der Parks ist eine Generationenaufgabe

Oft zeigten sich die Schäden der Trockenheit erst nach zwei, drei Jahren. Weil vertrocknete Äste entfernt werden müssen, lichten sich die Baumkronen zusehends. Weil auch ein Baumtorso noch Lebensraum zum Beispiel für Spechte sein kann, bleiben sie trotzdem stehen, solange sie keine Gefahr für Spaziergänger darstellen. „Das Parkbild verändert sich“, sagt der Gartenmeister. Für Ersatz zu sorgen, ist eine Generationenaufgabe. „Das dauert Jahrhunderte“, erklärt Wöhl: „Die Bäume, die wir jetzt pflanzen, können wir in 150 Jahren sehen.“

Zäh: Diese selbst angezogene Eiche hat sich trotz Dürre bewährt.
Zäh: Diese selbst angezogene Eiche hat sich trotz Dürre bewährt.

© Ottmar Winter

Große Hoffnungen setzt die Stiftung dabei auf selbst angezüchtete Bäume, im Gärtnerjargon ist von „Eigenwerbungen“ die Rede. Auch wenn diese langsamer wüchsen als die aus Baumschulen gekauften Exemplare, hätten sie sich als widerstandsfähiger und hitzeresistenter erwiesen, erklärte Wöhl. Angekauften Bäumen falle der Wechsel vom perfekten Boden in der Baumschule in die Realität des märkischen Sandbodens in den Schlösserparks offenbar schwer – Wöhl demonstrierte das anhand von zwei jüngeren Pflanzungen: Eine selbst angezüchtete Eiche, die zunächst länger einen eher kümmerlichen Eindruck gemacht habe, hat es mittlerweile geschafft. Eine angekaufte Linde dagegen sieht mittlerweile arg gerupft aus.

Stiftung plant sechs eigene Baumschulen

Die Stiftung will deshalb in Zukunft auf hauseigene Baumschulen setzen, kündigte Stiftungsdirektor Christoph Martin Vogtherr an: Geplant seien sechs dezentrale Flächen zur Anzucht von Bäumen – zwei im Park Sanssouci, je einer im Park Babelsberg und im Neuen Garten sowie in Berlin-Charlottenburg und in Rheinsberg, sagte Vogtherr den PNN. Das sei zwar personalintensiv, spare aber auch Kosten für den Ankauf von Bäumen. „Es macht einen Riesenunterschied, ob ein Baum direkt vor Ort groß wird oder nicht.“

An der Hofgärtnerei sind unter anderem ein Café und Flächen fürs „Urban Gardening“ geplant.
An der Hofgärtnerei sind unter anderem ein Café und Flächen fürs „Urban Gardening“ geplant.

© Ottmar Winter

Auch aus der Babelsberger Hofgärtnerei will die Stiftung gern mehr machen, wie Vogtherr sagte. Dabei gehe es einerseits darum, die Arbeitsbedingungen für die Gärtner:innen zu verbessern, andererseits darum, einen Ort für den Dialog mit den Parkgästen zu schaffen und die Arbeit der Stiftungsgärtner zu präsentieren.

Vorgesehen sei unter anderem ein Hofcafé. Mit einem Partner soll eine Begegnungsstätte entstehen sowie Flächen für Vermittlungsprojekte – Stichwort „Urban Gardening“. Die Planungen seien bereits weit, wann sie umgesetzt werden, hängt von der Finanzierung ab, sagte Vogtherr. Er hofft auf grünes Licht im Stiftungsrat, also vom Bund und den Ländern Brandenburg und Berlin, Ende des Jahres. „Wir sind startklar.“

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