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Wetterdienst: Potsdam übernimmt im Katastrophenfall

Der Wetterdienst in der Landeshauptstadt plant einen Neubau für 32,5 Millionen Euro und macht Potsdam damit zum zweitwichtigsten Standort nach Offenbach.

Templiner Vorstadt - Potsdam soll zum wichtigsten Standort des Deutschen Wetterdienstes (DWD) nach der Zentrale in Offenbach ausgebaut werden. Der DWD-Komplex an der Michendorfer Chaussee soll grundsaniert und mit Neubauten erweitert werden und soll danach die Ausweichzentrale in Katastrophenfällen – neudeutsch spricht man von einem „Disaster Backup Centre“ – werden: „Wenn Offenbach ausfällt, übernimmt Potsdam“, erklärte Georg Kerath, scheidender Chef der Regionalzentrale und der Niederlassung des Deutschen Wetterdienstes in Potsdam, den PNN. Dafür soll in Potsdam unter anderem ein neues Rechenzentrum entstehen, in dem alle Daten aus der Wetterdienst-Zentrale gedoppelt werden können. Derzeit lägen die Pläne für den Um- und Ausbau beim Bundesverkehrsministerium, dem der Wetterdienst unterstellt ist. „Mit etwas Glück ist Ende 2012 Baustart“, so Kerath.

Vorgesehen sei eine Investitionssumme von insgesamt 32,5 Millionen Euro. Dafür sollen nicht nur die bisherigen Gebäude entkernt und komplett überarbeitet werden, so dass mehr Platz für Büros entsteht. Eine der wichtigsten Voraussetzungen für die neue Nutzung ist das Rechenzentrum: Ein Neubau mit beinahe quadratischer Grundfläche, der etwa fünfmal so viel Platz bietet wie die bisherigen Räumlichkeiten, so Kerath. Bereits seit zwei Jahren werde der Standort schrittweise auf die neue Funktion als „Disaster Backup Centre“ vorbereitet, auch neue Mitarbeiter seien dafür schon nach Potsdam gekommen. Derzeit arbeiten 195 Mitarbeiter am Standort.

Bei der Entscheidung für Potsdam habe die „totale Horizontfreiheit“ auf dem DWD-Gelände eine wesentliche Rolle gespielt, erläutert Georg Kerath: Von dem etwa 24 Meter hohen Turm auf dem Gelände ist der Blick bis zu den Horizonten frei, unverstellt durch andere Gebäude. Das sei wichtig für den Satellitenempfang. Die Baumaßnahmen werden den Planungen zufolge etwa sechs Jahre dauern.

Kerath sieht damit die Zukunft der DWD-Niederlassung Potsdam „langfristig abgesichert“. Das bestätigte auch Hans Joachim Koppert aus dem Vorstand des Deutschen Wetterdienstes bei der gestrigen Verabschiedung Keraths in den Ruhestand: Die Bedeutung Potsdam werde mit dem Neubau zunehmen, betonte er. Koppert schloss auch den Umzug weiterer Abteilungen des Wetterdienstes nach Potsdam nicht aus.

Auf dem 5,8 Hektar großen Gelände war schon zu DDR-Zeiten die Zentrale des damaligen Meteorologischen Dienstes angesiedelt – das Pendant zum bundesdeutschen Offenbach. Heute ist Potsdam als Sitz der DWD-Regionalzentrale für Brandenburg, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern unter anderem für Unwetterwarnungen in den drei Bundesländern zuständig. Zudem gibt es eine enge Zusammenarbeit mit den Behörden und dem Katastrophenschutz. Zur Niederlassung Potsdam gehören unter anderem knapp 120 Wetterstationen und gut 500 Niederschlagsmessstellen in ganz Ostdeutschland.

Planungen für einen Neubau gab es bereits seit mehr als zehn Jahren – zwischenzeitlich war auch die Speicherstadt als neuer Standort im Gespräch gewesen, wie Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) am gestrigen Dienstag erinnerte. Georg Kerath arbeitete bereits seit 1979 beim Deutschen Wetterdienst. 1995 kam er nach Potsdam, seit 2000 ist er sowohl Leiter der für die Wetterwarnungen zuständigen Regionalzentrale als auch Chef der Niederlassung. Neuer Leiter der Regionalzentrale wird Thomas Endrulat. Der 49-jährige Meteorologe war bislang beim Deutschen Wetterdienst Leipzig tätig. Die Niederlassung Potsdam wird zunächst von Keraths Stellvertreterin Ursel Behrens kommissarisch geleitet.

Seiten 9 und 24

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