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Marie Schumann von der freiwilligen Feuerwehr Groß Glienicke.

© Andreas Klaer

Wettbewerb in Hamburg: So ist die Potsdamerin Deutschlands härteste Feuerwehrfrau geworden

Sie ist bei der Freiwilligen Feuerwehr in Groß Glienicke. In Hamburg setzte sich Marie Schumann gegen Feuerwehrfrauen aus Deutschland, der Schweiz und Luxemburg durch.

Potsdam - Die sprintet einen zwölf Meter hohen Treppenturm hinauf. Marie Schumann trägt die dicke Brandschutzkleidung der Freiwilligen Feuerwehr Groß Glienicke und 45 Kilogramm schwere Ausrüstung. Eine schweißtreibende Aufgabe – und Teil des Wettkampfs, in dem sich die 36-jährige Potsdamerin am Sonntag bei den sogenannten „Firefighter Games“ in Hamburg den Titel „härteste Feuerwehrfrau Deutschlands“ erkämpft hat. Mit einer Bestzeit von 3,55 Minuten hat sie sich gegen die Konkurrenz durchgesetzt.

150 Feuerwehrleute nahmen teil

Rund 150 Feuerwehrleute aus Deutschland, der Schweiz und Luxemburg haben an dem Wettbewerb teilgenommen, der in diesem Jahr erstmals in Deutschland stattfand. Die Parcours im Wettbewerb stellen Extremsituationen aus dem Alltag der Feuerretter nach. Viele der Aufgaben werden in ähnlicher Form in Einstellungstests gestellt.

Marie Schumann aus Potsdam setzte sich am Sonntag in Hamburg durch. 
Marie Schumann aus Potsdam setzte sich am Sonntag in Hamburg durch. 

© Andreas Klaer

Der Wettbewerb um den „härtesten Feuerwehrmann“ und die „härteste Feuerwehrfrau Deutschlands“ orientiert sich an der seit 1975 jährlich in den Vereinigten Staaten ausgetragenen „Firefighter Combat Challenge“.

Schnelligkeit ist gefragt

Sie liebe die Hitze, sagt Schumann. Und das hilft wahrscheinlich, wenn man eine solche Aktion bei 27 Grad im Feuerschutzanzug absolvieren muss: Mit etwa 25 Kilogramm schwerer Atemschutzvorrichtung mussten die Kandidaten einen 19 Kilogramm schweren Schlauch schultern und einen Treppenturm hinaufrennen. Oben angekommen wurde der Schlauch abgelegt und ein knapp 20 Kilogramm schwerer Wasserkanister hinaufgezogen. „Anschließend muss man schnell wieder hinunter zum nächsten Parcours“, erklärt Schumann.

Sie arbeitet als Notärztin in Berlin

„Sie ist ein Unikat“, sagt Rainer Schulz von der Berufsfeuerwehr stolz. Von der Berufsfeuerwehr Potsdam nehme keiner an solchen Wettbewerben teil. „Wir haben eine Fußballmannschaft, spielen Volleyball, aber wir machen keine Wettkämpfe. Neben dem Beruflichen ist das schwer unterzubringen.“
Schwer ist für Schumann offenbar kein Argument. Die Leipziger Fachärztin für Anästhesie arbeitet als Notärztin in Berlin und trainiert an fünf Tagen die Woche für ihre Wettkämpfe.

Für die Liebe ist sie vor knapp sechs Jahren nach Groß Glienicke gezogen und unterstützt dort, wie auch zuvor in Leipzig, die Freiwillige Feuerwehr. In Groß Glienicke ist sie seit Januar stellvertretende Ortswehrführerin. „Wir haben etwa 80 bis 90 Einsätze pro Jahr“, erklärt sie.

In Hamburg trafen sich rund 150 Feuerwehrleute aus Deutschland, der Schweiz und Luxemburg.
In Hamburg trafen sich rund 150 Feuerwehrleute aus Deutschland, der Schweiz und Luxemburg.

© Andreas Klaer

Der Antrieb: Sie möchte Menschen helfen

Besonders erinnere sie sich an den großen Brand in der Forstallee in Groß Glienicke im August 2014. Vier Häuser standen damals in Flammen. „Solche Einsätze machen natürlich etwas mit einem“, sagt sie nachdenklich. Aber man komme da auch meist wieder heraus. Zur Feuerwehr sei sie gegangen, um Menschen zu helfen, aber auch um des Wettbewerbs und der Herausforderung willen, sagt sie am Tag nach ihrem großen Wettkampf. 

Auf den Treppenturm folgt im Wettbewerb der Hammerschlag: Um das Aufbrechen von Türen im Einsatz zu simulieren wird mit einem vier Kilogramm schweren Hammer auf eine 72,5 Kilogramm schwere Hammerbox eingeschlagen, die in einen schienenartigen Unterbau eingelassen ist. „Mit den Hieben muss man die Box 1,5 Meter bewegen.“ Etwa 18 Schläge brauche man in der Regel dafür, sagt Schumann. In Hamburg habe sie 35 Schläge gebraucht. „Aber auch die Männer haben dort teilweise 40 Schläge benötigt.“ Normalerweise sei der Gewichteblock leichter zu bewegen, als bei dem Wettkampf in Hamburg.

Die schwerste Aufgabe: 90 Kilo wiegt die Puppe

Am schwersten, vor allem für die Frauen, sei in Feuerwehr-Wettkämpfen die letzte Aufgabe: „Eine 90 Kilogramm schwere Puppe muss unter den Armen gepackt, umschlungen, aufgerichtet und 30 Meter nach hinten gezogen werden.“ Der Dummie sei aber nicht nur schwer, sondern auch voluminös. Um ihn vollständig zu umgreifen kann Schumann gerade ihre Fingerkuppen von Zeige-, Mittel- und Ringfinger ineinander haken. „Wenn man die Puppe nicht umgreifen kann, hat man quasi keine Chance“, erklärt sie. Denn dann gleite die Puppe einem aus den Händen, weil die Schutzkleidung am Dummie verrutsche.

Bei den Firefighter Games mussten Teilnehmer in fünf Aufgaben Kraft, Ausdauer und Koordination beweisen.
Bei den Firefighter Games mussten Teilnehmer in fünf Aufgaben Kraft, Ausdauer und Koordination beweisen.

© Andreas Klaer

Das ist ihr auch 2018 passiert, als sie zum ersten Mal an einem Wettbewerb für Feuerwehrleute teilnahm. Sie hatte den Dummie einfach nicht anheben – und damit auch nicht ziehen können. Seitdem habe Schumann mit ihrem Kollegen Thomas Beah von der Freiwilligen Feuerwehr Groß Glienicke fünf Tage pro Woche trainiert. 

An acht Wettkämpfen hat Schumann im Jahr 2018 teilgenommen. In diesem hat sie bereits drei hinter sich gebracht, vier weitere sollen noch folgen. Der wichtigste: Die „Firefighter Combat Challenge“ im September in Montgomery im US-amerikanischen Bundesstaat Alabama.

Erreicht sie dort ihre persönliche Bestzeit von 2,59 Minuten, qualifiziert sie sich unter den Frauen für den Elite-Club „Lions Den“. Die besten Feuerwehr-Wettkämpferinnen werden dort aufgenommen. Die Voraussetzung: Sie muss den Wettbewerb in weniger als drei Minuten meistern.

Naima Wolfsperger

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