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Wer feiert im Holländischen Viertel in Potsdam?: Die Konkurrenz der Tulpenfeste

Alter Streit, neue Runde: Für das Frühjahr 2020 gibt es zwei Anmeldungen unter dem Label der beliebten Veranstaltung. Wer von der Stadt den Zuschlag erhält, ist offen.

Von Peer Straube

Potsdam - Der Streit um die Ausrichtung des beliebten Tulpenfestes im Holländischen Viertel treibt immer kuriosere Blüten. Im nächsten Jahr könnte es möglicherweise gleich zwei solcher Feste geben, die sich gegenseitig Konkurrenz machen. Sowohl der Verein zur Pflege niederländischer Kultur in Potsdam, der die Traditionsveranstaltung mehr als 20 Jahre lang organisiert hatte, als auch die Unternehmerin Alice Paul-Lunow mit ihrer Veranstaltungsagentur Fine Emotion Events haben bei der Stadt Anträge auf die Ausrichtung eines Tulpenfestes gestellt. Das bestätigten Göbel und Paul-Lunow am Freitag den PNN.

Eine Genehmigung gebe es bislang für keine der Veranstaltungen, sagte ein Stadtsprecher am Freitag auf Anfrage. Offenkundig ist man im Rathaus aber von der Idee zweier konkurrierender Tulpenfeste nicht sehr angetan, wie der Sprecher durchblicken ließ: Für Oktober sei nämlich ein Treffen geplant, bei dem darüber diskutiert werden solle, „wie viele Veranstaltungen das Holländische Viertel verträgt“.

Der seit vergangenem Jahr ausgetragene Konflikt um die Rechte an der Veranstaltung geht damit in eine neue Runde.

Wie berichtet hatte der Verein zur Pflege niederländischer Kultur das Tulpenfest 2018 wegen einer Erkrankung Göbels abgesagt. Paul-Lunow hatte daraufhin ein eigenes Fest organisiert, ohne sich allerdings mit dem Förderverein abzusprechen. Göbel wertete dies als Versuch der feindlichen Übernahme. Viele seiner holländischen Partner, die mit Ständen auf dem Tulpenfest präsent waren, sahen das auch so und blieben der Konkurrenzveranstaltung fern. In diesem Jahr eskalierte die Lage, als der Verein das Tulpenfest wieder selbst ausrichten wollte. Göbel musste dann nach eigener Aussage feststellen, dass Paul-Lunow das Tulpenfest für 2019 bereits angemeldet und auch genehmigt bekommen hatte. In der Folge überzogen sich beide Parteien gegenseitig mit teils harschen Vorwürfen. So hatte Göbel von „schlechtem Stil“ gesprochen und erklärt, Paul-Lunow habe „unsere vorjährige unglückliche Situation ausgenutzt, um unter Nutzung unserer eingetragenen Marke auch in diesem Jahr ein kommerzielles Fest zu organisieren“. Paul-Lunow hatte ihrerseits gekontert, sie habe das Tulpenfest „nach der Absage 2018 und nachdem es auch 2015 schon ausfiel, im vergangenen Jahr neu aufgestellt und mit unseren Partnern neu entwickelt“. Sie sehe daher keinen Grund dafür, das Tulpenfest „nicht in der gleichen zuverlässigen Form weiterzuführen“, zumal die Stadt, der Einzelhandel, die Hotellerie und die Gastronomie für ihr Engagement sehr dankbar gewesen seien, hatte Paul-Lunow erklärt.

Der Streit wird vor Gericht ausgetragen

Der Streit wird wie berichtet auch vor Gericht ausgetragen. Der Förderverein hatte sich die Marke „Tulpenfest Holländisches Viertel Potsdam“ schützen lassen, Paul-Lunow hatte das Label „Tulpenfest im Holländischen Viertel“ eintragen lassen – wogegen Göbel geklagt hatte.

Ob beide Streithähne das Tulpenfest im nächsten Jahr am gleichen Wochenende ausrichten wollen, ist unklar. Paul-Lunow wollte am Telefon am Freitag keine weiteren Details preisgeben, Göbel sprach lediglich von „Ende April“. Er gehe aber davon aus, dass seine Konkurrentin den gleichen Termin favorisiere. Er selbst wolle Einzelheiten zum Tulpenfest noch im September bei einer Pressekonferenz bekannt geben, sagte Göbel. Einen Eckpunkt nannte er dennoch. So würden erneut mehr als 150 niederländische Handwerker, Blumenhändler und Künstler mit Ständen präsent sein. Zudem will auch Göbel das Fest wieder direkt im Holländischen Viertel stattfinden lassen statt auf dem Bassinplatz. Dort hatte der Förderverein es 2017 zum bislang letzten Mal ausgerichtet. Der Grund dafür waren damals Sicherheitsvorschriften, weil für das Fest Eintritt erhoben wird, deswegen die Benkert- und die Mittelstraße abgesperrt werden müssen und daher die Fluchtwege eingeschränkt waren.

Paul-Lunow hatte das Tulpenfest im letzten und in diesem Jahr zurück ins Viertel geholt, was bei den Händlern für positive Resonanz gesorgt hatte.

Nicht alle Händler sind indes glücklich mit Paul-Lunows Engagement. Sie sei der Meinung, Göbel, der das Tulpenfest etabliert habe, sollte es auch künftig wieder ausrichten, sagte Anatara Elke Dusin vom Vorstand der Aktionsgemeinschaft Holländisches Viertel den PNN.

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