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Nach der Wende wurden Milliarden in neue Klärwerke und Abwasserleitungen gesteckt. Zahlen müssen dafür nun auch die, die schon vor der Wende an das Abwassernetz angeschlossen waren.

© M. Thomas

Landeshauptstadt: Weniger Abwasser in die Havel

Kläranlage Nedlitz erweitert: 4,2 Millionen Euro in Abwasserspeicher investiert

Nedlitz - Potsdamer Abwasser soll künftig bei Starkregen nicht mehr ungeklärt in die Neustädter Havelbucht abfließen: 4,2 Millionen Euro hat das Wasserunternehmen EWP in den letzten vier Jahren in die Erweiterung des Klärwerkes Nord investiert, um den Anstieg der Abwassermassen nördlich der Havel bewältigen zu können. Drei neue Abwasser-Zwischenspeicherbecken mit einem Gesamtvolumen von 13 Millionen Litern sind am Donnerstag offiziell übergeben worden. Damit könne fast vollständig verhindert werden, dass Abwasser in die Havel geleitet werden muss, sagte EWP-Interims-Geschäftsführer Wilfried Böhme anlässlich der Beckenübergabe.

Gerade in diesem Juli, dem zweitregenreichsten Juli seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in Potsdam, mussten die Abwasserluken in der Neustädter Havelbucht wieder geöffnet werden. Die Kapazität der Kläranlage hatte nicht ausgereicht, um die großen Wassermengen aufzunehmen, sagte Böhme. Die Landeshauptstadt hat ein geteiltes Abwassersystem. Während es südlich der Havel, also in den Neubaugebieten Schlaatz, Waldstadt, Stern und Drewitz ein getrenntes Abwassersystem gibt und die Kloake unabhängig vom Regenwasser zur Kläranlage nach Stahnsdorf geleitet wird, sind die Stadtgebiete nördlich der Havel ein sogenanntes Mischgebiet. Hier werden Regen- sowie Abwasser in einem Kanal zur Kläranlage transportiert und gereinigt. Dieses System sei über 150 Jahre so gewachsen und könne „nicht mit einem Fingerschnips getrennt werden“, so Böhme. Die EWP sei aber mit der Unteren Wasserbehörde in Gesprächen, das künftig ebenfalls zu trennen.

Die drei neuen Zwischenspeicher in der Kläranlage Nedlitz, in deren direkten Umfeld auch einige Wohnhäuser stehen, haben eine Abmessung von 55 mal 55 Meter. Technisch gesehen ist der Klärvorgang simpel: Das Potsdamer Schmutzwasser kommt über meterdicke Rohre in der Kläranlage an. Sind die regulären Klärbecken, die laut Böhme gut zwei Millionen Liter Wasser pro Stunde reinigen können – in Spitzenzeiten kommt fast die doppelte Menge an –, komplett ausgelastet, fließt das überschüssige Abwasser in die Zwischenbecken und wird bei freien Kapazitäten in die Klärbecken gepumpt – bis die Speicherbecken leer sind. Damit der sich in den Zwischenspeichern abgesetzte Klärschlamm nicht verhärtet und stinkt, sind spezielle Spülsysteme installiert worden.

Mit der ersten Auslastung der kompletten Anlage rechnet Böhme, der seit dem Abtritt von Peter Paffhausen die Geschicke des Unternehmens übergangsweise leitet, im Herbst und „spätestens mit dem Schmelzwasser“. Etwa zehn Millionen Kubikmeter Abwasser, das entspricht zehn Milliarden Liter, werden jedes Jahr in Potsdam durch die Rohre gespült. Knapp die Hälfte davon wird in Nedlitz geklärt – Tendenz steigend. Der Norden wächst, immer mehr Menschen ziehen in die Baugebiete Bornstedter Feld und Rote Kasernen. Doch die Konzentration des Abwassers sei durch das Wassersparen in den Haushalten sehr hoch. Daher müsse das in Nedlitz ankommende Abwasser vor der Klärung mit Wasser verdünnt werden, damit die mikrobiologische Reinigung noch funktioniere und die Grenzwerte eingehalten werden. Das geklärte Wasser, das Abwasser benötigt laut Böhme etwa 24 Stunden bis zum sauberen Zustand, wird abschließend übrigens in den Sacrow-Paretzer-Kanal geleitet. Jan Brunzlow

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