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Generaldirektor der Schlösserstiftung, Hartmut Dorgerloh.

© R. Budweth

Weltkulturerbe und Stadtentwicklung: Chef der Schlösserstiftung kritisiert Potsdam

Schlösserstiftungschef Hartmut Dorgerloh fordert mehr Rücksicht auf die Belange des Welterbes und warnt vor den Folgen ungebremster Verdichtung in Potsdam.

Von Peer Straube

Potsdam - Der Generaldirektor der Schlösserstiftung, Hartmut Dorgerloh, erwartet von einem neuen Potsdamer Oberbürgermeister mehr Sensibilität im Umgang mit dem Weltkulturerbe. „Ich wünsche mir, dass die Belange der Schlösserstiftung künftig genauso ernst genommen werden wie beispielsweise die der Stadtwerke oder anderer für Potsdam wichtiger öffentlicher Einrichtungen“, sagte er im PNN-Interview.

Potsdam wählt am 23. September 2018 einen neuen Oberbürgermeister, weil der amtierende, Jann Jakobs (SPD), nicht noch einmal kandidiert und in den Ruhestand geht. Dorgerloh kritisierte mit seiner Forderung an Jakobs’ Nachfolger indirekt dessen Politik der vergangenen 16 Jahre und den Umgang der Landeshauptstadt mit ihrem Welterbe. Wie berichtet schwelen seit Jahren mehrere Konflikte zwischen Stadt und Stiftung, bei denen es um Bauvorhaben im unmittelbaren Welterbeumfeld geht. Im Fokus derzeit: ein geplantes Wohnquartier im Stadtteil Zentrum Ost, in Nachbarschaft zum Park Babelsberg, dessen Wirkung die Stiftung durch die geplanten Baumassen stark beeinträchtigt sieht. Sollte sich daran nichts ändern, behalte sich die Schlösserstiftung eine Klage gegen das Projekt „ausdrücklich vor“, erklärte Dorgerloh.

Dorgerloh: Wirtschaftliche Entwicklung nicht durch bauliche Verdichtung gefährden

Der Generaldirektor warnte die Stadt davor, mit massiven baulichen Verdichtungen die positive wirtschaftliche Entwicklung Potsdams zu gefährden. In der Stadt wird allerorten gebaut, um Wohnungen für die in Rekordtempo wachsende Bevölkerung zu schaffen. Laut Dorgerloh gibt es für Potsdams Dynamik „zwei entscheidende Faktoren: die Nähe zu Berlin – und das Erbe der Hohenzollern“. Darum müsse man sich kümmern.

Im Hinblick auf die durch den Klimawandel verursachten Schäden in den Potsdamer, Brandenburger und Berliner Welterbeparks kündigte der Generaldirektor Konsequenzen an. Dabei müssten auch bisherige denkmalpflegerische Konzepte auf den Prüfstand gestellt werden, sagte er. Nicht jeder Weg könne künftig eine wassergebundene Deckschicht haben, wie sie die denkmalpflegerischen Ansprüche eigentlich fordern. Stattdessen werde Pflaster zum Einsatz kommen. Darüber hinaus sei aber auch zusätzliches Personal nötig, weil die Welterbe-Parkpflege intensiviert werden müsse.

Großes Pflegedefizit in den Welterbeparks - selbst mit Millionenzahlungen der Stadt 

Wie das bezahlt werden kann, ist allerdings unklar. Seit fünf Jahren beteiligt sich die Stadt Potsdam mit einer Million Euro per anno an der Pflege des Parks Sanssouci. Mit diesem Schritt war seinerzeit die Einführung eines Pflichteintritts in Sanssouci abgewendet worden. Von diesem Geld wurden bereits neue Gärtner eingestellt. Für weitere personelle Aufstockungen wären bei der Stiftung zusätzliche Gelder nötig. Das sind allerdings nicht in Sicht.

Wie berichtet will Potsdam den Vertrag mit der Schlösserstiftung zwar um fünf Jahre verlängern, allerdings beläuft sich das Pflegedefizit allein in Sanssouci jährlich auf 4,5 Millionen Euro. Die städtischen Zahlungen hätten dort zwar zu einer deutlichen Verbesserung des Zustandes beigetragen, „aber eben auch nur dort“, sagte Dorgerloh. In Rheinsberg und in anderen Parks der Stiftung gebe es jedoch die gleichen Probleme. Mit der Fortführung der städtischen Zahlungen sei das Problem daher nicht gelöst, nur vertagt, so der Stiftungschef. In fünf Jahren werde man wieder über einen Parkeintritt reden müssen. Davon verspricht sich die Stiftung Einnahmen von jährlich mindestens drei Millionen Euro.

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