zum Hauptinhalt
Dichter Teppich aus Wasserpflanzen im Heiligen See.

© Ottmar Winter PNN

Welterbe in Potsdam: Wieder Krautteppiche im Heiligen See

Die Wasserschraube im Heiligen See macht der Schlösserstiftung abermals zu schaffen. Dennoch sollen die Pflanzenreste an der Oberfläche dieses Mal nicht abgefischt werden. 

Von
  • Birte Förster
  • Peer Straube

Potsdam - Die Gemeine Wasserschraube ist wieder da. Dicke Büschel der seegrasartigen Wasserpflanze aus der Familie der Froschbissgewächse treiben derzeit auf dem Heiligen See. Am südlichen Westufer und im Bereich zwischen Grünem Haus und Hasengraben haben sich sogar schon erste Pflanzenteppiche an der Oberfläche gebildet. 

War die Schlösserstiftung der invasiven Art im vergangenen Winter noch mit einem Amphibienfahrzeug zu Leibe gerückt, will sie dem buchstäblichen Treiben diesmal keinen Einhalt gebieten. Man habe sich dagegen entschieden, die Pflanzenreste erneut abzufischen, teilte die Stiftung jetzt mit. Die Entscheidung beruht auf einer Analyse des Instituts für angewandte Gewässerökologie (IaG). 

Im letzten Winter wurde das tote Seegras abgefischt, dieses Jahr lässt man es treiben.
Im letzten Winter wurde das tote Seegras abgefischt, dieses Jahr lässt man es treiben.

© Andreas Klaer

Dieses habe empfohlen, "nicht in den natürlichen Kreislauf des Heiligen Sees einzugreifen". Stattdessen sollen die besonders verkrauteten Teile des Gewässers von Ende November bis Ende März wöchentlich vom IaG kontrolliert werden. 

150 Kubikmeter Pflanzenreste wurden abgefischt

Im Blick haben die Forscher dabei vor allem den Sauerstoffgehalt des Heiligen Sees. Die Sorge, dieser könne sinken und der See quasi "umkippen", war im letzten Winter auch Anlass für den Technikeinsatz gegen die Wasserschraube. Rund 10.000 bis 15.000 Quadratmeter See-Oberfläche hatte die nicht einheimische Pflanzenart bedeckt. Die abgestorbenen Blätter hatten sich vom Boden des Sees gelöst und waren nach oben getrieben. 

An sich ist das ein natürlicher Prozess und auch nicht neu - allerdings war das Ausmaß so groß wie nie zuvor, hatte ein Stiftungssprecher im Januar erklärt. Die Stiftung trieb daher die Befürchtung um, dass die schiere Menge der abgestorbenen Pflanzen das Ökosystem des Gewässers gefährden könnten, weil ein gesunkener Sauerstoffgehalt das Wachstum von giftigen Blaualgen begünstigen würde. Das Landesumweltamt habe daher empfohlen, das Kraut aus dem See zu fischen, so die Stiftung. Rund 150 Kubikmeter Wasserschraubenreste holte das Amphibienfahrzeug insgesamt aus dem Wasser, die anschließend fachgerecht kompostiert wurden. Rund 33.000 Euro habe die Stiftung dafür ausgegeben.

Nur im Notfall wird diesmal eingegriffen

Nun verfolgt man eine andere Strategie. Die Zeit vom Frühjahr bis jetzt habe die IaG zu einer intensiven Untersuchung des Sees genutzt, so die Stiftung. Man gehe davon aus, dass die drei letzten Sommer, die jeweils sehr heiß und trocken waren, die Ausbreitung der Wasserschraube begünstigt haben könnten. Neben dieser Art wurden bei der Erforschung des Heiligen Sees noch zwei andere entdeckt: Auch das Ährige Tausendblatt und das Raue Hornblatt kommen dort vor. Alle drei Unterwasserpflanzenarten sterben im Winter ab. 

[Was ist los in Potsdam und Brandenburg? Die Potsdamer Neuesten Nachrichten informieren Sie direkt aus der Landeshauptstadt. Mit dem neuen Newsletter Potsdam HEUTE sind Sie besonders nah dran. Hier geht's zur kostenlosen Bestellung.]

Da in den Blättern sehr viel Luft eingelagert ist, löst sich aber das Laub vom Grund und zersetzt sich an der Wasseroberfläche. Sollte dieser Prozess dafür sorgen, dass der Sauerstoffgehalt unter 20 Prozent sinkt, will die Stiftung unverzüglich eingreifen und das Kraut aus dem See holen. Man gehe aber nicht davon aus, dass es soweit kommt, hieß es. Ein Eingreifen in den natürlichen Prozess sollte nur in Ausnahmefällen erfolgen, eine jährliche Entfernung sei "nicht zu rechtfertigen", so die Schlösserstiftung. 

Das gilt im Übrigen auch für Schwimmer und es womöglich gut meinende Umweltschützer. Die Stiftung habe beobachtet, dass Badegäste "am Ostufer des Heiligen Sees Pflanzenreste aus dem Wasser entfernt und am Ufer abgelegt haben". Die Welterbehüter appellieren nun ausdrücklich an die Potsdamer, die Pflanzen zu lassen wo sie sind. Es sei "nicht möglich, diese Mengen an Land verrottender Pflanzenreste fortlaufend fachgerecht zu entsorgen".

Zur Startseite