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Welterbe-Gärtner schieben Überstunden: Trockenheit macht Potsdams Pflanzen zu schaffen

Zuletzt fiel so wenig Regen, dass viele Jungpflanzen die kommenden Wochen nicht überleben werden. Viele Gärtner machen derzeit Überstunden.

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Potsdam - Verdorrtes Gras, absterbende Nachpflanzungen, darbende Jungbäume – was gewöhnlich erst im Sommer Probleme macht, tritt in diesem Jahr bereits im Frühjahr auf: Die anhaltende Trockenheit zwingt die Gärtner der Schlösserstiftung, der Stadtverwaltung und des Volksparks schon jetzt zu Sonderschichten. Am gestrigen Dienstag regnete es zum ersten Mal in diesem Mai, auch der April war vergleichsweise trocken.

„Noch beherrschbar“ sei die Lage in den Parks von Sanssouci und Schloss Charlottenburg in Berlin, sagte Stiftungssprecher Frank Kallensee den PNN auf Anfrage. In Letzterem sei seit drei Wochen zusätzlich ein Wasserwagen unterwegs, der sich um die wichtigen Gehölze kümmere. Ähnlich sei es im Park Sanssouci, wo Blumen und Neupflanzungen ebenfalls zusätzlich gewässert würden.

„Deutlich schwieriger“ sei die Situation hingegen im Neuen Garten. Zwar versuchten die Stiftungsgärtner auch dort, die wichtigsten Rasenflächen und in den vergangenen Jahren gepflanzten Gehölze durch zusätzliches und ausgiebiges Wässern zu erhalten, so Kallensee. Bereits jetzt deute sich aber an, „dass es einige der Bäume und Sträucher nicht schaffen werden“. Zudem drohe Wiesenflächen, die nicht flächendeckend beregnet werden könnten, die Austrocknung.

Bewässerung hat für das Grünflächenamt aktuell "höchste Priorität"

Mit den gleichen Problemen hat auch die Stadt auf ihren öffentlichen Grünflächen zu kämpfen. Deren Bewässerung, insbesondere die des Jungbaumbestandes, habe für die Mitarbeiter des Grünflächenamtes gegenwärtig „absolute Priorität“, erklärte Rathaussprecherin Christine Homann auf Anfrage. Durchschnittlich seien aktuell zehn bis zwölf Gärtner ausschließlich mit dem Gießen der Pflanzen beschäftigt. Zudem würden an den Wochenenden Sonderschichten gefahren, so Homann. Besonders viel Wasser benötigten neu gepflanzte Bäume und Sträucher, Blumenkübel, bepflanzte Baumscheiben und sämtliche Flächen mit wechselnder Bepflanzung, darunter die Beete am Bassinplatz, auf der Freundschaftsinsel, am Markt-Center und vor dem Stadthaus. Auf der Freundschaftschaftsinsel seien zehn Sprenger im Dauereinsatz, die Anlagen in der Russischen Kolonie Alexandrowka würden mit Wasser aus dem dortigen Brunnen versorgt. Der Rasen auf dem Platz der Einheit wird in den Nachtstunden automatisch beregnet, erklärte die Stadtsprecherin.

Um das Pensum zu bewältigen, drehen täglich zwei Wasserwagen ihre Runden durch die Stadt. Fünf Einsätze schafften diese täglich und können die Grünanlagen so mit insgesamt 18 000 Litern Wasser versorgen, sagte Homann. Außerdem würden auch Standrohre zur Bewässerung eingesetzt, die weitere maximal 5000 Liter pro Tag liefern könnten. Im Prinzip handelt es sich dabei um Rohre, die mit einem Hydranten verbunden werden und einen oder mehrere Anschlüsse, etwa für Schläuche besitzen.

„Blumenfee vom Luisenplatz“ arbeitet an der Seite des Grünflächenamts

Solches Equipment stellt die Stadt auch ehrenamtlichen Helfern zur Verfügung, etwa der „Blumenfee vom Luisenplatz“. Dort kümmert sich wie berichtet eine ursprünglich aus Costa Rica stammende Rentnerin seit mehreren Jahren ehrenamtlich und auf eigene Kosten um die Bepflanzung und Pflege der Beete, der Einfassungen von Bäumen und sogar der Gitter der Tiefgarageneinfahrten. Auch in der Schopenhauerstraße bekommt die Stadt beim Gießen Unterstützung von Ehrenamtlern. Eine Gruppe von Rentnerinnen kümmere sich dort um das Wässern des Stadtgartens vis-à-vis vom Obeliskportal, dem Eingang zum Park Sanssouci.

Bislang halten sich die Schäden in den städtischen Grünanlagen „wegen des beschriebenen Aufwands“ noch in Grenzen, hieß es. Sollte die Trockenheit weiter anhalten, könnte es für die Jungbäume allerdings eng werden.

Viel zu tun haben auch die 15 Gärtner, die die Pro Potsdam beschäftigt, um den Volkspark in Schuss zu halten. Alle gärtnerisch genutzten Flächen, wie die Staudenbeete sowie die am stärksten genutzten Rasenflächenwürden derzeit täglich gewässert, sagte Unternehmenssprecherin Jessica Beulshausen. Zudem sei die automatische Beregnungsanlage für die Bewässerung der Wallanlagen und des Fußballfeldes derzeit täglich im Einsatz. Schäden an Pflanzen seien bislang nicht aufgetreten, so Beulshausen.

In den vergangenen Jahren hatten Potsdams Parks und Grünflächen wie berichtet unter den Auswirkungen des Klimawandels gelitten. Hinzu kamen im vergangenen Jahr Schäden durch die Herbststürme, allein die Schlösserstiftung verlor dadurch mehr als 600 Bäume.

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