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Eingezäunte Haltestelle mit Bäumen. Die neugebaute Haltestelle sorgt auch beim Behindertenbeirat für Kritik.

© privat

Ärger um Potsdamer Haltestelle: Weitere Mängel, Gefahren und Probleme

Der Potsdamer Behindertenbeirat kritisiert die neue, aber schwer erreichbare Bushaltestelle in Groß Glienicke mit scharfen Worten.

Potsdam - Die neugebaute Bushaltestelle Theodor-Fontane-Straße in Groß Glienicke zieht weitere Kritik auf sich. Das 90.000 Euro teure Bauwerk hat nämlich offenbar mehr Mängel als bisher bekannt. Es könnte nicht nur für mobilitätseingechränkte Fahrgäste kaum sicher erreichbar sein, sondern auch noch weitere Sicherheitsmängel besitzen, wie Alexander Wietschel vom Potsdamer Behindertenbeirat beklagt. Er zählte gleich ein halbes Dutzend Mängel auf.

Inmitten der Haltestelle massive Bäume

Problematisch ist zunächst, dass mitten in der Haltestelle zwei Bäume mit beachtlichen Stämmen wachsen – und an denen muss man erstmal vorbeikommen können. Für Menschen mit Rollstuhl, Rollator oder Gehstöcken reiche die Durchgangsbreite nicht aus, so Wietschel. „Sie werden damit gefährlich nah an die Fahrbahn gezwängt.“ Dabei wäre eigentlich eine ausreichende Breite auch für eine mögliche Begleitperson notwendig.

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Die Bäume bringen noch ein zweites Problem mit sich: Damit um die Bäume herum Wasser versickern kann, wurde der Umkreis der Stämme mit Schotter abgedeckt. Wietschel fürchtet, dass Menschen mit Rollstühlen, Rollatoren oder Gehstöcken darin stecken bleiben oder zu Fall kommen. Die Wahl von Oberflächenmaterialien sei beim barrierefreien Errichten von Anlagen immer wieder ein Ärgernis. „Alltagswege dürfen für Menschen mit Behinderungen nicht zu einem Abenteuerparcours werden“, so Wietschel.

Leitsystem für Sehbehinderte ist halbiert

Auf der Oberfläche sieht Wietschel noch einen weiteren Mangel: Das bekannte Leitsystem für Sehbehinderte aus geriffelten Platten soll eigentlich signalisieren, dass die Haltestellenkante nur einen Schritt entfernt ist. Vor Ort sind diese Platten aber nur halb so breit wie üblich. „Eine Halbierung kommt einer nicht vorhandenen Führung gleich.“

Problematisch sei auch, dass beim Übergang auf die Fahrbahn trotz der abgesenkten Bordsteinkante eine Stufe übrig geblieben ist. „Menschen mit Mobilitätshilfen erfahren beim Verlassen der Haltestelle einen unnötigen Ruck, der bei verschiedenen Formen der Behinderung schmerzhaft bis gefährlich sein kann“, so Wietschel. Er fordert einen ebenerdigen Übergang. Ein zusätzliches Problem ist, dass der Zugang auf der anderen Straßenseite bei den Einzelhandelsmärkten nicht direkt gegenüber liegt. Die stark befahrene Bundesstraße 2 muss deshalb diagonal überquert werden. „Insbesondere Menschen mit Sehbehinderungen, aber auch Menschen mit Mobilitätshilfen werden in unnötiger Weise belastet und Gefahren ausgesetzt.“

Behindertenbeirat hofft auf Verbesserungen

Wietschel seht aber noch Chancen zur Verbesserung: „Da die Haltestelle noch nicht in Gänze fertig gestellt wurde, lässt sich nur hoffen, dass für den endgültigen Betrieb eine ausreichende Beleuchtung, kontrastreiche Beschilderung, akustische Ausgaben von Routen und Hinweisen und optische Zusatzsignale gesorgt werden.“ 

Ab 2022 ist Barrierefreiheit im öffentlichen Nahverkehr gesetzlich vorgeschrieben. Wie berichtet gibt es jedoch von der Haltestelle Richtung Berlin-Spandau keinen Zugang zum Gehweg auf der gleichen Straßenseite. Stattdessen ist die Haltestelle komplett von einem Geländer umgeben – außer an der Fahrbahn. „Was nun dem ÖPNV-Nutzern angeboten wird, spottet jeder Beschreibung“, sagte dazu der Stadtverordnete Andreas Menzel (BVB/Freie Wähler), der auf die neue Haltestelle aufmerksam gemacht hatte. 

In einem Dringlichkeitsantrag für die Sondersitzung des Ortsbeirates am Montagabend fordert er, dass an der Haltestelle eine Bedarfsampel aufgestellt wird. Wie das Rathaus den PNN mitteilte, sei in der ursprünglichen Planung für die Haltestelle der Bau einer Rampe mit Anschluss an den Gehweg vorgesehen gewesen. Doch der private Grundstückseigentümer habe weder die Fläche verkaufen noch ein Wegerecht einräumen wollen.

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