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Landeshauptstadt: Weite Wege für Streuner

Potsdams Fundtiere sollen übergangsweise in Zossen leben. Der Tierschutzverein geht vorerst leer aus

Potsdams Tierheim liegt im nächsten halben Jahr rund 50 Kilometer von der Landeshauptstadt entfernt. Ab Dezember werden in Potsdam aufgegriffene herrenlose Tiere vom Ordnungsamt im Tierheim in Zossen (Landkreis Teltow-Fläming) untergebracht und gepflegt. Dafür hat sich die Stadtverwaltung nach PNN-Informationen entschieden. Stadtsprecher Jan Brunzlow bestätigte auf Nachfrage: „Es ist ein neuer Standort für die Betreuung der Tiere gefunden worden.“

Das Tierheim in Zossen besteht nach eigener Darstellung seit 2003, ins Leben gerufen wurde es vom Verein der Tierfreunde Schützende Hand. Seit diesem Jahr besteht zudem eine enge Partnerschaft mit dem bundesweit aktiven Verein „Aktion Tier – Menschen für Tiere“, wodurch nach Vereinsangaben die gefährdete Weiterführung des Tierheimbetriebes gesichert wurde. „Aktion Tier“ ist nach eigenen Angaben eine der größten Tierschutzorganisationen Europas. Nach PNN-Informationen sollen die Tierheimbetreiber aus Zossen auf Potsdam zugekommen sein und Hilfe angeboten haben.

Die Stadt sucht dringend nach einem neuen Dienstleister für die kommunale Pflichtaufgabe der Fundtierbetreuung, nachdem der bisherige Partner, das Pfötchenhotel in Beelitz, Insolvenz anmeldete und ab Ende des Monats nicht mehr zur Verfügung steht. Dadurch war zuletzt auch neue Bewegung in den Dauerstreit um ein Tierheim in Potsdam gekommen. Erst in der vergangenen Woche hatte die Stadt nach monatelangen Verhandlungen das sogenannte Sago-Gelände an der Michendorfer Chaussee an den Potsdamer Tierschutzverein (TSV) verkauft, der dort ein Tierheim errichten will.

Der Verein ging nun erneut in die Offensive: Die PNN bekamen am Donnerstag ein aktuelles Angebot des Vereins zugespielt, mit dem sich der Verein ebenfalls um die Fundtierbetreuung ab dem 1. Dezember bewirbt – was nach der Entscheidung der Verwaltung zunächst obsolet ist. Stadtsprecher Brunzlow sagte, die Interimslösung sei für sechs Monate ausgelegt. In der Zwischenzeit bereite die Stadt eine neue Ausschreibung für die Betreuung der Fund- und Verwahrtiere vor. „Wir würden uns freuen, wenn sich der TSV dann mit einem genehmigten Standort zur Tierbetreuung bewirbt.“

Tatsächlich passt das Angebot des TSV auf ein Blatt A4-Papier. Man sichere bei der Tierbetreuung eine engagierte und verlässliche Arbeit zu, heißt es in dem von Vereinschef Niklas Wanke unterzeichneten Brief. Untergebracht würden die Tiere – es geht um Plätze für 20 Hunde, 25 Katzen und 20 Kleintiere – „ortsnah in Nuthetal und Potsdam“. Genaue Adressen werden nicht genannt.

Zum Hintergrund: Das gekaufte Sago-Gelände kann der TSV derzeit noch nicht für die Tierbetreuung nutzen – unter anderem müssen noch Zufahrts- und Leitungsrechte geklärt werden. Nach PNN-Informationen wird etwa die zeitweise Nutzung des alten Tierheims am Wildpark erwogen, das deutlich weniger Tiere aufnehmen müsste als bei seiner Schließung Ende 2007 – damals wegen baulichen Mängeln. Allerdings wird dieser spezielle Punkt im Schreiben noch nicht erwähnt. Dafür heißt es, die Betreuung der Tiere „würden wir zum gleichen Preis wie das Pfötchenhotel, inklusive der Tierarztkosten, übernehmen“, so der TSV. Nach PNN-Informationen gibt die Stadt rund 140 000 Euro pro Jahr für diese Aufgabe aus. Der TSV erklärt, durch die Ortsnähe spare das städtische Ordnungsamt die 30 Kilometer Transportweg für Fundtiere nach Beelitz und damit Kosten. Zudem hätten Potsdamer Tierfreunde eine Anlaufstelle. Das Angebot sei laut TSV zusammen mit der Tierrettung Potsdam, dem Berliner Verein Animals Care sowie der vor wenigen Monaten gegründeten Bürgerinitiative „Potsdam braucht ein Tierheim“ erarbeitet worden.

Letztere Initiative – gegründet von Bürgern, die nach etlichen gescheiterten Versuchen endlich wieder ein Tierheim in Potsdam haben wollen – stellte nach PNN-Informationen der Stadtverwaltung am Donnerstagabend bei einem Treffen ihr favorisiertes Modell vor: das neue Tierheim der Stadt Heilbronn in Baden-Württemberg, das für vier Millionen Euro mithilfe von Umlandgemeinden, Spenden und Tierschützern entstanden ist. Ergebnisse wurden zunächst nicht bekannt. In den Umlandgemeinden – Tierbetreuung ist keine Kreisaufgabe, sondere eine kommunale Aufgabe – ist das Echo auf den Plan eines gemeinsamen Tierheims mit Potsdam bisher eher verhalten. Beelitz beispielsweise hat kein Interesse. Für das wegfallende Pfötchenhotel habe man schon eine Alternativlösung in Aussicht: „Wir sind in Verhandlungen mit dem Tierheim Oberfläming in Wiesenburg“, sagte ein Sprecher. Mit dem Betreiber habe man bereits früher zusammengearbeitet, „das sind keine Unbekannten für uns“. Und Nuthetals Bürgermeisterin Ute Hustig hält eine solche Lösung zwar grundsätzlich für denkbar: „Das ist letztendlich aber eine Frage des Geldes.“

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