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Weihnachten in Potsdam: Kritik an Länge und Motto des Weihnachtsmarktes

Blau ist kein Muss: Die Händler auf dem Weihnachtsmarkt sind zufrieden mit dem diesjährigen Geschäft. Der Organisator ist jedoch offen für Veränderung des Konzepts.

Potsdam - Die Händler auf dem Weihnachtsmarkt in der Brandenburger Straße sind im Großen und Ganzen zufrieden mit dem Weihnachtsgeschäft. Das ergab eine PNN-Umfrage am gestrigen zweiten Weihnachtsfeiertag. Auch Eberhard Heieck vom Markt-Organisator Coex zog eine positive Bilanz: „Trotz des schlechten Wetters haben wir immer noch gute Besucherströme“, sagte er den PNN. Der besucherstärkste Tag sei der dritte Adventssonntag gewesen, aber auch der erste Weihnachtsfeiertag sei ungewöhnlich stark besucht gewesen. Von kleineren Diebstählen abgesehen habe es keine besonderen Vorkommnisse gegeben, sagte Heieck.

Länge wird infrage gestellt

„Ich bin soweit zufrieden“, sagte Diana Saini, die an ihrem Stand Mützen und Handschuhe feilbietet. Sie kommt aus Halle (Saale), ist seit einigen Jahren in Potsdam vertreten und erlebt die Kundschaft hier mitunter als sehr wählerisch. Mit der Regelung, dass der Markt noch bis zum 30. Dezember geöffnet ist – so lange wie noch nie –, ist sie nicht so glücklich. Schon an den Weihnachtsfeiertagen sei der Verkauf stark zurückgegangen: „Hier passiert nicht mehr viel“, sagt sie.

Andere Händler teilen diese Einschätzung. So wie Czeslaw Iwuc: Der Händler aus Leknica bei Bad Muskau verkauft Christbaumschmuck, aber auch russische Matrjoschkas oder silvestertaugliche Partyhüte – auf letztere werde sich das Geschäft nun wohl konzentrieren, sagt er: „Bis zum 30. Dezember – das ist zu lang.“ Ansonsten sei er zufrieden. „Alles gut, keine Probleme“, sagt er. Nur eine Unterkunft für die Marktwochen zu finden, sei nicht ganz einfach gewesen. Man müsse schon im Januar buchen, um eine bezahlbare Bleibe zu finden.

Dieses Problem hatte Mario Lohse nicht – er pendelt aus Berlin, schenkt Getränkespezialitäten aus Polen und Tschechien aus. Der Stand ist zum ersten Mal in Potsdam auf dem Markt. Über die Platzierung ausgerechnet gegenüber eines gut etablierten Glühweinstandes sei man nicht so glücklich, die Atmosphäre auf dem Markt insgesamt sei aber toll.

Für Margit Wolfinger aus Bad Belzig war es sogar ein etwas besseres Jahr als 2017: Sie ist seit mehreren Jahren in Potsdam, verkauft Keramik und Schmuck von einer Werkstatt aus Kronshagen bei Kiel sowie eigene Filzkreationen. Auch sie sieht die Öffnungszeit bis zum 30. Dezember kritisch: Schon am ersten Weihnachtsfeiertag habe sie fast nichts verkaufen können – trotzdem muss der Stand weiterbetrieben werden: „Das ist nochmal ein ganz schöner Energieaufwand.“

Ausgesprochen zufrieden sind Jannik Dietze und Katarina Paunovic, die für die Dresdener Firma Sternehaus unter anderem Herrnhuter Sterne verkaufen. Besonders am ersten und zweiten Wochenende sei es gut gelaufen: „Die Leute haben uns den Laden leergekauft, das hat sich wirklich gelohnt“, sagt Dietze, der die beiden Sternehaus-Stände auf dem Potsdamer Markt leitet. Mittlerweile habe das Interesse etwas abgenommen – am ersten Weihnachtstag seien zwar viele Menschen über den Markt gelaufen, die Kauflust sei aber nicht groß gewesen.

Zucker und Honig die Renner

Michael Landgrebe, der in der „kleinen Marktbrennerei“ unter anderem gebrannte Mandeln und Lebkuchenherzen anbietet, zieht eine geteilte Bilanz: „Beim Glühwein war das Jahr ein bisschen schwächer, beim Zucker sind wir stärker geworden.“ Für Glühwein sei es anfangs noch zu warm gewesen, außerdem gebe es mittlerweile zu viele Glühweinanbieter auf dem Markt, sagt Landgrebe, der seit 20 Jahren in Potsdam ist. Der Heiligabend wird bei ihm und den anderen Mitarbeitern des in Worms beheimateten Betriebes gemeinsam in Potsdam gefeiert: „Da singen wir auch.“

Zum ersten Mal in Potsdam und „angenehm überrascht“ war Hedwig Dziallach aus Greven im Münsterland. 40 Honigsorten „von A wie Akazie bis Z wie Zitrone“ hat sie im Angebot. Das Interesse der Potsdamer sei groß: „Die Menschen hier sind nicht so supermarkfixiert.“ Sie sei auf Empfehlung eines anderen Händlers nach Potsdam gekommen – und bereut die Entscheidung nicht: „Wir sind das richtige Produkt an der richtigen Stelle.“
Bis Sonntag 17 Uhr hat der Markt noch geöffnet, dann wird abgebaut. „Am Montagmorgen wird die Straße sauber übergeben“, sagt Organisator Eberhard Heieck. Für eine Diskussion um das Konzept des Marktes, der seit Jahren unter dem Motto „Blauer Lichterglanz“ auf die Farbe Blau setzt, zeigte er sich offen. Er verwies auf die Konzeptfindung, die seinerzeit mit dem Stadtmarketing und der Händlervereinigung AG Innenstadt passiert sei: „Wenn es neue Gestaltungslinien gibt, dann mache ich das natürlich.“ Eine Änderung sei aber „nicht von heute auf morgen“ möglich. In den blauen Schmuck seien über die Jahre mehr als 100.000 Euro investiert worden. Stadtmarketingchefin Sigrid Sommer hatte den PNN unlängst gesagt, dass auch sie sich eine neue Gestaltung wünscht. An der Farbe gibt es immer wieder Kritik.

Dass der Markt auf den Alten Markt umziehen kann, hält Heieck für unrealistisch. Die Fläche sei nicht groß genug, zudem gebe es wegen des Landtags andere Sicherheitsvorgaben. Ein Wochenendmarkt sei gut vorstellbar. Unter einem dauerhaften Markt dort würden aber womöglich die Innenstadthändler leiden: Denn die Besucher müssten sich dann zwischen den Geschäften in der Brandenburger und dem Markt entscheiden.

Nebenstraßen blieben dunkel

Abgehängt vom Weihnachtsmarkt-Trubel blieb auch in diesem Jahr die Gutenbergstraße. Für Lutz Meyer, den stellvertretenden Vorsitzenden der AG Innenstadt, ist das ein altes Problem: „Wir haben schon oft versucht, auch die Einzelhändler der Gutenbergstraße mit ins Boot zu holen“, sagte er den PNN. Aber: „Alle kriegt man nie.“ Natürlich wäre es schöner, man könne auch die Nebenstraße mit beleuchten. Dehne man das Gebiet des Weihnachtsmarktes weiter, etwa bis ins Holländische Viertel, kämen wahrscheinlich zu wenig Kunden zu den einzelnen Händlern, sagt er. „Für ein Wochenende kann man immer irgendwo Leute finden, die was verkaufen wollen,“ sagt Meyer. Aber langfristig müsse sich das Geschäft unter der Woche lohnen. Bislang habe man pro Saison zwischen 800.000 und einer Million Besucher gezählt, sagt Eberhard Heieck. 2019 soll der Weihnachtsmarkt am 25. November eröffnen, kündigte er an. Ob man am 29. oder 30. Dezember schließe, wolle man noch entscheiden.

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