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Weihnachten im Supermarkt: Lebensmitteleinkäufe in Potsdam: Ruhe vor dem Sturm

Bis zum 23. Dezember muss alles fürs Fest eingekauft sein. Im Rewe-Markt am Schlaatz ist man gut vorbereitet und die Kunden bunkern schon seit Langem.

Potsdam - Mittwochnachmittag, 15.30 Uhr. Noch vier Tage bis Heiligabend, davon zweieinhalb zum Einkaufen. Dass am 24. Dezember, einem Sonntag, der Supermarkt geschlossen ist, das gab es seit Eröffnung seines Rewe-Markts 2009 noch nicht, sagt Peter Lehmann. Jetzt ist auch er gespannt, wie sich seine Kunden verhalten. Und ist ein bisschen überrascht über die Ruhe vor dem Sturm. Die große Schlacht um letzte Dominosteine oder Gänsekeulen ist im Markt am Horstweg jedenfalls noch nicht angebrochen. „Ich glaube, die Leute sind gut vorbereitet, seit Montag wird im Trockenbereich gebunkert.“

Lehmann, 38 Jahre alt und Potsdamer, ist Rewe-Partnerkaufmann, 2009 eröffnete er den Markt am Horstweg, 2013 kam der Rewe im Schlaatz dazu. Knapp 70 Angestellte arbeiten hier, darunter auch Auszubildende und Schüler-Aushilfen. Lehmann selber ist ständig vor Ort, pendelt zwischen den Märkten. Die Tage vor Weihnachten sind stressiger als sonst, sie gehören, nach Gründonnerstag, zu den umsatzstärksten. Dann gibt es keinen Urlaub – für niemanden. Auf Alleinerziehende wurde freilich Rücksicht genommen. „Das bekommen wir immer geregelt.“ Lehmann ist selber Familienvater und wird in diesem Jahr erstmals am 24. Dezember bei der Familie sein, wie seine Mitarbeiter. „Die finden das alle gut, dass am Sonntag geschlossen ist.“

Einfluss aus alten Bundesländern: Grünkohl „ist ein ganz großes Thema“

Die Kunden haben sich offensichtlich damit abgefunden und ihr Einkaufsverhalten angepasst. Alles was haltbar ist, wird seit Langem auf Vorrat gekauft, sagt der Marktchef. Kaffee, Kindersekt und Glühwein, Softeis tiefgefroren, Aufbackbrötchen für die drei Tage ohne Bäcker. Mayonnaise für den selbstgemachten Kartoffelsalat, zu den Feiertagen machen das die Leute noch, sagt Lehmann. Er hat für Donnerstag eine ganze Palette Kartoffeln bestellt. Auch Orangen palettenweise. Dreimal in der Woche kommen Frischwaren, Obst und Gemüse, Fleisch, Wurst und Molkereiprodukte. Der Bestellvorgang ist computergesteuert, ein hochmodernes System, das sogar Wetterdaten miteinbezieht. Das Lager ist in Oranienburg, die Wege sind kurz.

Das Warenlager vom Markt am Horstweg ist überraschend klein. Auf den 300 Quadratmetern wird hoch gestapelt. Aber was reinkommt, steht nicht lange. Im Verkaufsraum wird meist an mehreren Stellen ausgepackt und eingeräumt. In den Gängen stehen zusätzliche Aufsteller und Kühltruhen. Hier liegen ganze Kaninchen, eingeschweißte Enten, Lachs und vor allem Wiener Würstchen, echte und vegane. Die echten dürfen ihm nicht ausgehen, sagt Lehmann, die sind der Renner. Das Weihnachts-Essverhalten der Potsdamer ist traditionell, es werde allerdings, so ist sein Eindruck, wieder mehr gekocht, Fonds und Gewürze sind stärker nachgefragt. Relativ neu und ein Einfluss aus den alten Bundesländern ist der Grünkohl. „Das ist ein ganz großes Thema.“

„Niemand will am zweiten Feiertag einen abgelaufenen Nudelsalat auf dem Teller“

Drei Tage vor dem Fest beginnt dann das große Finale der Frischkost. Auszubildende Yvonne Rose kontrolliert regelmäßig das Mindesthaltbarkeitsdatum. Schon mehrere Tage bevor dieses abläuft, werden Produkte aus dem Regal genommen. „Niemand will am zweiten Feiertag einen abgelaufenen Nudelsalat auf dem Teller.“ Was ausrangiert wird, kommt aber nicht in den Müll. Es geht, solange noch haltbar, an die Potsdamer Tafel.

Am Mittwoch wird es abends dann doch plötzlich voll. Ein Paar kauft umsichtig nach Liste, eine Frau mit Kind mag nicht reden, sie ist in Eile; ein Herr sucht noch einen Weihnachtsbaum, komplett mit Baumständer. Die gab es hier, sind jetzt aber ausverkauft. Einen anderen Baumverkauf im Schlaatz gibt es dieses Jahr nicht, Lehmann kann dem Mann nicht helfen. Ein anderer Kunde muss gleich für zwei Haushalte einkaufen: zweimal Ente für eine große Patchworkfamilie. „Ich will das heute hinter mich bringen“, sagt er pragmatisch. Männer sind eine wichtige Zielgruppe vor Weihnachten, erzählt Lehmann. Sie werden mit den Zetteln ihrer Frauen einkaufen geschickt, manche kommen gleich mehrmals am Tag, weil noch ein Stück Butter oder die saure Sahne fehlt. Oder weil sie dem Stress zu Hause aus dem Weg gehen wollen, so seine These. Spätestens am 27. sind alle wieder da, vor allem alleinlebende Rentner, die jemanden zum Schwatzen suchen. Der Markt erfüllt auch eine soziale Aufgabe. An der Leergutannahme arbeitet am 27. ein Extra-Mitarbeiter, und dann beginnt alles von vorn, weil Silvester kommt.

Nach den Feiertagen wird im Team mit den Abteilungsleitern ausgewertet: Was lief gut, wo fehlte etwas, wo hatte man zu viel? Denn schon im März gehen die ersten Bestellungen für Schokomänner und Lebkuchen raus. Erst im Januar oder Februar lädt Lehmann dann zur Betriebsweihnachtsfeier. An einem ruhigen Sonntag.

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