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Ort mit Geschichte. Dass in der Gedenkstätte Lindenstraße die erste Potsdamer Stadtverordnetenversammlung tagte, weiß nicht jeder. Nun soll daran erinnert werden.

© Ronny Budweth

„Wegmarken Potsdamer Demokratie“: In Erinnerung rufen

Die neue Veranstaltungsreihe „Wegmarken Potsdamer Demokratie“ soll Themen der Stadtgeschichte mit bestimmten Orten in Verbindung setzen – und Bezüge zur Gegenwart herstellen.

Potsdam - Die Gedenkstätte Lindenstraße assoziieren viele zunächst mit dem Grauen der NS-Zeit, der sowjetischen Besatzung und des SED-Regimes. Doch vor all diesen Ereignissen war der Ort ein Schauplatz der Demokratie, betonte die Leiterin der Gedenkstätte, Uta Gerlant, bei einer Pressekonferenz am gestrigen Montag. „Es gibt eine fast vergessene Geschichte: Die erste Stadtverordnetenversammlung fand in der Lindenstraße statt“, sagte Gerlant. Das Stadtparlament war nach der Einführung der Preußischen Städteordnung im Jahr 1808 gegründet worden.

Um genau solche Daten der Demokratiegeschichte Potsdams in Erinnerung zu rufen, wird es im gesamten Jahr Veranstaltungen geben. „Wegmarken Potsdamer Demokratie“ nennt sich die neue Reihe, die gestern vorgestellt wurde. Sie ist Teil der Jahreskampagne „1000 Jahre und ein Vierteljahrhundert – 1025 Jahre Potsdam“. Initiiert hat die Veranstaltungsreihe nicht die Stadt allein, sondern eine Gruppe verschiedener Initiativen wie dem Verein Neues Potsdamer Toleranzedikt und die Brandenburgische Gesellschaft für Kultur und Geschichte.

Die Arbeitsgruppe aus mittlerweile zehn Initiativen suchte in der Potsdamer Geschichte Jubiläen der Demokratieentwicklung. „Wir haben eine ganze Reihe interessanter Zäsuren gefunden“, betonte Stadtmarketingchefin Sigrid Sommer. „Diese Wegmarken wollen wir würdigen, aber auch den Bezug zur Gegenwart herstellen.“

Zum Konzept gehört, die Veranstaltungen mit Gebäuden in der Stadt zu verbinden. „Ziel ist es, die Themen mit Orten zu verknüpfen, die den Menschen in diesem Kontext nicht präsent sind“, erklärte Tobias Büloff, wissenschaftlicher Mitarbeiter für Erinnerungskultur und Gedenken bei der Stadt. So wird am 18. April eine Gesprächsrunde zur „Ambivalenz der Demokratie“ im Museum Barberini stattfinden – dort, wo 1918 ein Treffen zwischen dem Potsdamer Magistrat und dem Arbeiter- und Soldatenrat stattfand.

Themen der Reihe sind unter anderem die Rolle von Potsdamern in der Revolution 1848, 333 Jahre Potsdamer Toleranzedikt oder 100 Jahre Frauenwahlrecht. Im ersten Halbjahr sind neun Veranstaltungen geplant. Einiges greift auch die Ausstellung auf dem roten Bauzaun um die ehemalige Fachhochschule auf, die am Samstag eröffnet wird.

Als erste Veranstaltung dreht sich das „Tolerante Sofa“ am 24. Januar in der Wissenschaftsetage des Bildungsforums um Jugend und Partizipation. Der Historiker Jakob Warnecke spricht über die Potsdamer Hausbesetzer – unter anderem die Räumung der besetzten „Fabrik“ in der Gutenbergstraße vor 25 Jahren. Für Dagmar Grütte, Geschäftsführerin des Neuen Potsdamer Toleranzedikts, waren „die Hausbesetzungen damals durchaus ein Aspekt der Partizipation“.

Die Teilnahme ist kostenlos. Alle Termine auf www.potsdam.de/1025Jahre

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