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In Potsdam ist es seit Monaten zu trocken - darunter leiden auch die Straßenbäume.

© Ottmar Winter

Wegen Trockenheit: Potsdam verbietet Wasserentnahme

Bürger dürfen nicht mehr aus Seen und Flüssen pumpen. Das hat die Stadt per Allgemeinverfügung geregelt. Bei Verstößen drohen hohe Bußgelder.

Potsdam - Die Stadt Potsdam hat per Allgemeinverfügung die Entnahme von Oberflächenwasser untersagt. Damit ist es ab sofort verboten, Wasser aus Seen, Flüssen und Gräben zu pumpen, um zu gießen. Die Verfügung gilt bis zum 10. Oktober. Das teilte das Rathaus am Dienstag mit. Wer gegen das Verbot verstößt, muss mit Bußgeldern bis zu 50.000 Euro rechnen. Die Stadt kündigte Kontrollen der Regelung mit einem speziellen Boot an. Mit diesem können „von der Wasserseite aus Entnahmen identifiziert werden, da die entsprechenden Wasserpegel diese offenlegen“, heißt es in der Mitteilung.

Als Begründung verweist die Stadt auf den Klimawandel: Seit 2018 könne das Wasserdefizit in den Wintermonaten nicht ausgeglichen werden – weshalb es jedes Jahr zu „extremem Niedrigwasser in den Frühjahrs- und Sommerhalbjahren“ komme. In der Folge seien die Gewässer zusätzlichem Stress ausgesetzt, was wiederum zu vermehrtem Algenwachstum und Fischsterben aufgrund von Sauerstoffmangel führen könne.

Seit Monaten ist es in Potsdam zu trocken

Wie berichtet ist es in Potsdam seit Monaten zu trocken. So hatte es zum Beispiel im März nur einen kleinen Bruchteil der sonst üblichen Regenmenge gegeben. Auch im aktuellen Monat sind laut dem Meteorologenportal www.wetterkontor.de im Vergleich zu den Juni-Monaten der Jahre 1961 bis 1990 nur knapp 40 Prozent der damals üblichen Regenmenge gefallen. Zugleich war es im Schnitt drei Grad wärmer als damals.

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Vor wenigen Tagen hat das Rathaus die Potsdamer:innen dazu aufgerufen, Straßenbäume zu wässern. Doch nicht überall ist das so einfach. So schreibt die Fraktion Die Andere in einer aktuellen Kleinen Anfrage an das Rathaus zu dem Gießaufruf: „Bereits wenige Stunden später meldeten sich in unserer Fraktion Bürger:innen, die darauf hinwiesen, dass die städtische Wohnungsgesellschaft Pro Potsdam in ihren Wohnhäusern die Außenwasserhähne abgedreht hat.“

Debatte nach Gießaufruf 

Unter den Mietern der Wohnungen der Pro Potsdam gebe es unterschiedliche Haltungen, sagte Sprecherin Jessica Beulshausen auf PNN-Anfrage. Während manche die Wasserhähne gern zum Gießen nutzen möchten, lehnten andere das ab, weil die Kosten über die Betriebskosten auf die Mieter umgelegt würden. Bei diesen divergierenden Interessen müsse man im Einzelfall entscheiden. „An den Häusern mit Außenwasserhähnen begrüßen wir deren Nutzung“, sagte sie.

Gießen – nur womit? Nicht aus jedem Wasserhahn kommt Wasser.
Gießen – nur womit? Nicht aus jedem Wasserhahn kommt Wasser.

© Ottmar Winter

Beulshausen erläuterte aber auch, eine Bestandsprüfung vor fünf Jahren hätte ergeben, dass diverse Hähne überhaupt nicht genutzt würden. Auch aufgrund von Hygieneproblemen – wenn die Leitungen nicht regelmäßig gespült werden, kann es zu Legionellenbefall kommen – habe das Unternehmen die Wasserhähne teilweise zurückgebaut. 2018 hatten Anwohner in der Waldstadt II verärgert auf die Entfernung der Hähne durch die Pro-Potsdam-Tochter Gewoba reagiert.

In ihrer Anfrage regt Die Andere auch an, Regentonnen und Auffangbehältnisse für Regenwasser zu nutzen. Pro Potsdam Sprecherin Beulshausen erteilt dem zumindest teilweise eine Absage: Ein offener Wasserauffang in Regentonnen sei aus Verkehrssicherheitsgründen nicht zulässig. „Bei geschlossenen Wasserauffangbehältern werden wir prüfen, was wir tun können“, kündigte sie jedoch an. 

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