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Wegen der Krise könnte es zu Entlassungen in der Branche kommen.

© picture alliance / Ralf Hirschbe

Wegen der Coronakrise: Potsdams Schulküchen droht die Pleite

Caterer haben einen Brandbrief an die Brandenburger Landesregierung geschrieben. Sie fordern ein Soforthilfeprogramm. Auf eine schnelle Reaktion hofften die Caterer aber vergeblich.

Von Carsten Holm

Potsdam - Vor Corona hat Ralf Blauert, Chef des Schul- und Kita-Caterers BlauArt, 4000 Potsdamer Kinder satt gemacht. 25 Mitarbeiter brutzelten das Essen in seiner Großküche am Stern und lieferten es in 15 örtliche Schulen und Kindertagesstätten. Seit die Häuser am 18. März schlossen, versorgt das Unternehmen nur noch rund 400 Mädchen und Jungen, die am Notbetrieb teilnehmen. Blauert musste seine Leute in Kurzarbeit schicken.

Neben BlauArt sorgen in Potsdam auch die Mitbewerber Sodexo, Luna, Clauert und die Leipziger Firma DLS dafür, dass Schul- und Kitakinder nicht hungrig bleiben, immerhin futterte vor Corona gut die Hälfte der rund 15 000 Potsdamer Schüler, was die Caterer kochten. „Alle 120 Schulversorger in Brandenburg sind in einer existenzbedrohenden Lage”, sagte Blauert den PNN. 

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Ralf Blauert.
Ralf Blauert.

© PNN

Entlassungen geplant

Er engagiert sich im Verband deutscher Schul- und Kita-Caterer (VDSKC), am 19. Mai hat er mit dem Vorsitzenden Rolf Hoppe einen Brandbrief an Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) sowie an das Bildungs- und das Wirtschaftsministerium verfasst: Die Caterer seien ohne Einkommen, „der Totalausfall treibt die Unternehmen in die Zahlungsunfähigkeit. Wir brauchen ein Soforthilfeprogramm.” Fast alle planten die Entlassung ihrer Mitarbeiter noch vor den Sommerferien, „ohne direkte Hilfen bleiben die Küchen für immer kalt”.

Ungehalten ist Blauert darüber, dass der Verband bis Dienstag keine wirkliche Antwort erhielt. Am 19. Mai traf eine Eingangsbestätigung der Staatskanzlei ein, am 27. Mai eine Nachricht vom Wirtschafts- und einen Tag später eine vom Bildungsministerium. Deren knappe Botschaft: Zuständig sei das Sozialministerium. „So geht das doch nicht”, kommentierte Blauert die behäbige Gangart.

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Die Suche nach der verlorenen Mail

Als Journalisten nachfragten, nahm die Bearbeitungsgeschwindigkeit schließlich zu. Gabriel Hesse, Sprecher des Sozialministeriums, machte sich am Dienstag auf die Suche nach der verlorenen Mail. Ohne Ergebnis allerdings. Er wunderte sich über den Verweis der anderen Ressorts auf seines; für Insolvenzen sei das Wirtschafts-, für Schulangelegenheiten aber das Bildungsministerium zuständig. Die Caterer können das alles belegen. „Es sind große Apparate da in der Landesregierung”, spottet VDSKC-Sprecher Armin Stolz, „da dauert es eben, bis alles sortiert ist”. 

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