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Hinter und vor der Kamera. Leonard Carow (M.) führt bei seiner eigenen Serie Regie, spielt aber auch selbst mit. Seine Schwestern Isabel (l.) und Amber Bongard sind auch besetzt.

© Andreas Klaer

Webserie „From the Land of Myth and Mist“: Jenseits von Gut und Böse

Der Potsdamer Schauspieler Leonard Carow kreiert Webserie „From the Land of Myth and Mist“.

Von Sarah Kugler

Tot und einflüglig liegt der Schmetterling in seiner Glasvitrine, der abgebrochene Flügel daneben. Behutsam wird der Flügel von einer jungen Prinzessin mit einer Pinzette aufgelesen, unter einer Lupe begutachtet und wieder angeklebt. Wie durch Magie erhält er sein Leben zurück und fliegt durch das Fenster davon – die Prinzessin bleibt staunend zurück.

Mit geheimnisvollen Bildern im Retrostil kommt die Internetserie „From the Land of Myth and Mist“ daher, deren erste vier Folgen auf der Videoplattform YouTube zu sehen sind – Mitte Mai soll eine neue erscheinen. Kreiert hat die Fantasy-Serie der Potsdamer Schauspieler Leonard Carow, der unter anderem schon für Steven Spielbergs „War Horse“ vor der Kamera stand.

„Der Schwerpunkt liegt ganz klar auf der Atmosphäre und der Stimmung des Settings“, erklärt der 21-Jährige. „Die Videos sind eher Making-Offs aus einer Welt, die es gar nicht gibt, die Story bleibt noch im Hintergrund.“ Auch eine wirkliche Reihenfolge gebe es nicht, jeder Zuschauer soll sich seine eigene Zeitchronik zusammenstellen.

Die ersten Folgen, entstanden 2013 und 2014, seien Vorstellungsfolgen, die die Charaktere einführen. Alle Figuren – der Tänzer, der Autor, die Königin und die Prinzessin – sind angesiedelt in einer fiktionalen Welt, die gerade einen großen Krieg zwischen Gut und Böse hinter sich hat. Anders als in großen Fantasy-Epen hat hier das Gute allerdings verloren – wobei Grenzen fließend sind, wie Carow sagt. „Spätestens seit ‚Game of Thrones’ sieht man ja, dass Charaktere nicht eindeutig der einen oder anderen Seite zugeordnet werden müssen, das ist hier auch so.“

Das Fantasy-Genre schätze er deswegen so sehr, weil es ihm Freiheiten gebe, seinen kreativen Ideen freien Lauf zu lassen. Auch die Arbeit hinter der Kamera mache ihm viel Spaß. Deutlich wird das bereits in den detailverliebten Einführungsfolgen – die Carow gleich mal mit seinen beiden Schwestern Isabel und Amber Bongard besetzt hat. Genauso wie ihr Bruder sind die beiden schon seit ihrer Kindheit im Filmgeschäft tätig.

Angefangen hat damals alles mit dem Wunsch Isabel Bongards, Schauspielerin zu werden, die Eltern willigten ein und somit war auch das Tor für die Geschwister geöffnet. „Wir haben das Glück gehabt, dass unsere Eltern wirklich von Anfang an hinter uns standen, uns zu Castings gefahren und motiviert haben“, so die 24-Jährige, die gemeinsam mit Schwester Amber unter anderem in „Die Päpstin“ zu sehen waren.

Auch in der Schule wurden die drei Geschwister meist von den Lehrern unterstützt, sodass Dreharbeiten auch außerhalb der Ferien möglich waren. Alle Drei können inzwischen von der Schauspielerei leben. Filmtechnisch gehen sie dabei eher getrennte Wege – zu dritt spielten sie nur einmal im Tatort „Große Liebe“ aus dem Jahr 2004.

Durch Carows Webserie sind sie nun am gleichen Projekt beteiligt. Eine spannende Erfahrung, wie Isabel Bongard erzählt. „Den Bruder, den man sonst nur als Schauspieler kennt, als Regisseur zu erleben, ist schon etwas Besonderes.“ Sie selbst ist bisher an zwei Folgen beteiligt, in denen sie die Königin des Fantasielandes spielt.

Ein ambivalenter Charakter, wie sie sagt: „Sie ist eine schlechte Verliererin, aber auch einsam, da sie im Krieg ihren Mann verloren hat.“ Sie müsse erst lernen, sich in ihrer neuen Position als Herrscherin zu behaupten. Wie sie das schafft, wird erst noch zu sehen sein. Mitte Mai gibt es allerdings erstmal einen Rückblick auf den verstorbenen König.

Höchstens vier Minuten dauert eine Folge, die in einem Berliner Greenscreenstudio gedreht wurden. Finanziert wird das Projekt vom Deutschen Fernsehpreis, den Carow 2013 in der Kategorie Förderpreis gewonnen hat. Bis jetzt habe er von den 15 000 Euro etwa 3000 Euro in das Projekt gesteckt. „Das Geld gibt einem Freiheiten, die man sonst nicht hätte“, so Carow. „Es ist möglich, auch mal ein Kostüm oder eine Requisite zu kaufen, ohne sich Sorgen machen zu müssen.“

Das Genre sei eine tolle Möglichkeit, tief in die Charaktere einzutauchen und Emotionen mal anders auszuleben. So wie Amber Bongard, die eine lebenslustige Prinzessin spielt. „Sie lebt in ihrer eigenen Welt, ist etwas naiv“, so die 18-Jährige. Trotzdem versuche sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten, ihre Welt zu reparieren – etwa indem sie einem Schmetterling seinen Flügel zurückgibt.

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