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Zeit für Neues. Gründerin Nele Diekmann hat mit dem Historiker Marcel vom Lehn die Plattform „culture maps“ entwickelt, um Touristen neue Perspektiven zu ermöglichen.

© Sebastian Gabsch

Web-Portal "Culture Maps": Insider-Tipps für den nächsten Urlaub

Auf der Online-Plattform „culture maps“ können Reisende man bald besondere Orte und Attraktionen finden, die nicht in jedem Reiseratgeber stehen.

Potsdam - Na, schon den nächsten Urlaub geplant? Wo soll es denn hingehen? Wer heute verreisen will, hat bekanntlich die Qual der Wahl. Doch gerade unbekanntere Orte zu entdecken, die vielleicht nicht auf jedem Ratgeberportal oder im Touristenbüro empfohlen werden, ist schwierig geworden. Die Online-Plattform „culture maps“ will nun Orte und Attraktionen sichtbar machen, die bisher nur wenigen bekannt waren.

Entwickelt wird die Online-Plattform von der Altorientalistin Nele Diekmann und dem Historiker Marcel vom Lehn. Sie haben „culture maps“ im Juli vergangenen Jahres in Potsdam gegründet und arbeiten zur Zeit in dem Co-Working-Büro des Officium in der Nauener Vorstadt an ihrer Plattform. Die Nutzer von „culture maps“ sollen gezielt nach Orten suchen können, die ihren eigenen, ganz individuellen Interessen entsprechen. „Es ist kein Problem, Sehenswürdigkeiten wie den Fernsehturm oder Sanssouci, zu finden“, sagt vom Lehn. Bei kleineren und vielleicht etwas ausgefalleneren Orten oder Veranstaltungen sei das jedoch schwierig. Auf „culture maps“ sollen statt der üblichen Hot-Spots, die auf allen Top-Ten- und Empfehlungslisten der Webportale und Reiseführer zu finden sind, auch eher unbekanntere Orte, Feste, Events und andere Attraktionen eine Plattform bekommen.

„Wir wollen Orte bekannter machen und in Listen zusammenstellen, die außerhalb der ausgetretenen Pfade liegen. Sowas wie die gruseligsten Orte in Brandenburg oder auch kleinere, aber dafür besonders bedeutsame historische Orte, beispielsweise aus dem Mittelalter“, erklärt Diekmann, die unter anderem in Freiburg, Yale und Cambridge studiert und nach ihrer Promotion beim Wissenschaftsverlag De Gruyter im Verkaufs- und Marketingbereich gearbeitet hat.

Gezielte Vorschläge für den nächsten Ausflug

Mit der Zeit soll „culture maps“ die Vorlieben des Nutzers lernen und gezielt Vorschläge für den nächsten Ausflug machen können. Eine weitere Idee ist, dass die Nutzer über ein angelegtes Profil ihre Trips später tagebuchartig anlegen und Fotos hochladen können. Das wird aber zunächst noch nicht möglich sein, sagt vom Lehn. Später sollen Orte auch abonniert werden können, so dass man zum Beispiel alle Neuigkeiten aus Potsdam zu Veranstaltungen oder Ausstellungen auf einen Blick sieht, erzählt Diekmann.

Zunächst wird der Fokus bei „culture maps“ auf Berlin und Brandenburg liegen. „Unser Ehrgeiz ist aber, langfristig irgendwann ganz Deutschland abzudecken“, so Diekmann. Auch Anbieter können ihre Angebote und Attraktionen auf der Webseite präsentieren, Veranstaltungen und Termine veröffentlichen. Sowohl für Nutzer und Anbieter soll die Plattform kostenlos sein.

Diekmann und vom Lehn haben sich während ihres Promotionsstudiums an der FU Berlin kennengelernt. „Culture maps“ ist bereits die zweite Geschäftsidee, die sie gemeinsam in die Tat umsetzen. Im Januar 2017 gründeten die beiden in Potsdam ihre Geschichtsagentur „Historicity“. Sie erarbeiten dabei als selbstständige Historiker für ihre Kunden zum Beispiel Ausstellungen, Audiorundgänge und Publikationen.

Fokus liegt bei den Projektarbeiten vor allem auf der Stadtgeschichte

Der Fokus liegt bei den Projektarbeiten vor allem auf der Stadtgeschichte. So haben sie im Auftrag der „Arbeitsgemeinschaft Städte mit historischen Stadtkernen des Landes Brandenburg“ im Reformationsjahr 2017 Ausstellungen in brandenburgischen Gemeinden realisiert. „Bei ,Historicity’ geht es darum, dass wir die inhaltliche Arbeit machen, die Geschichte wissenschaftlich korrekt und interessant aufbereiten und nicht die klassischen Medien, wie Ausstellungen oder Broschüren, sondern auch neue Techniken, wie beispielsweise Apps, nutzen“, erklärt vom Lehn.

Der Einfall für ihr Online-Portal kam den beiden bei der Arbeit für eines ihrer Geschichtsprojekte. Sie waren auf einem Spaziergang durch den Park rund um das Schloss Glienicke unterwegs. „Wir erfuhren, dass diesen wirklich tollen Ort im Jahr nur eine geringe Anzahl von Gästen besucht“, erklärt die 34-jährige Diekmann. „Und da dachte ich, dass es doch großartig wäre, wenn viel mehr Menschen von dem Park wüssten und wie schwer es ist, solche kleineren, unbekannteren Orte überhaupt zu finden.“

„Das ist ein ganz großartiger Ort im Süden von Brandenburg“

Während Diekmann mehr für Layout und Design der Internetseite und die Infotexte zuständig ist, übernimmt vom Lehn, der neben Geschichte und Philosophie auch VWL studiert hat, eher Dinge wie die Rechts- oder Steuerberatung. Außerdem ist der 40-Jährige viel für die Recherchen zu den Orten unterwegs, die auf der Webseite bald zu finden sein sollen. Er selbst hat keine besondere Vorliebe, besuche aber gerne alles kulturhistorische im weitesten Sinne, wie Ausstellungen oder Museen, wie er sagt. In Brandenburg gefallen ihm besonders die Beelitzer Heilstätten. Und die Slawenburg Raddusch in der Niederlausitz, eine weitgehend originalgetreue Nachbildung einer slawischen Burg, wie sie im 9. oder 10. Jahrhundert errichtet wurde. „Das ist ein ganz großartiger Ort im Süden von Brandenburg. Der ist wirklich einen Ausflug wert“, so vom Lehn.

Die Webseite soll voraussichtlich in den nächsten drei bis vier Monaten online gehen. Noch müssen erst alle Daten und Inhalte eingearbeitet werden. Dafür suchen die beiden Entwickler noch Unterstützung sowie einen Mitgründer, der die technische Entwicklung mitübernimmt.

Die Webseite ist noch im Aufbau. Aber man kann sich registrieren und wird informiert, sobald „culture maps“ online geht.

Sarah Stoffers

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