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Ja, woher kommt es denn? Durch Potsdams Wasserleitungen – hier bei einer Reparatur durch die Stadtwerke – wird künftig mehr Umland-Wasser fließen – das eigene reicht nicht mehr oder würde, wenn man mehr fördert, zunehmend versalzen.

© Manfred Thomas

Wasserversorgung: Potsdam pumpt Ferch an

Der Einwohnerzuwachs der Stadt lässt das Trinkwasser knapp werden – aus dem Umland soll mehr Wasser fließen.

Die Potsdamer Wasserwerker in der Leipziger Straße haben vor Kurzem bei einem Besuchertag eine interessante Rechnung aufgemacht. Demnach könnte mit der derzeit in die Landeshauptstadt gelieferte Wassermenge jeder Potsdamer 250 000 Mal baden. Oder er könnte 125 Millionen Tassen Kaffee kochen. Klingt viel, ist aber für den zukünftigen Wasserbedarf der Stadt zu wenig. Die etwa 25 000 Kubikmeter Wasser, die täglich durch Potsdamer Wasserhähne fließen, reichen nach Berechnungen der städtischen Energie und Wasser Potsdam GmbH (EWP) nicht mehr aus. Der Bevölkerungszuwachs lässt auch den Bedarf an Wasser steigen: Sollen die Potsdamer nicht auf dem Trockenen sitzen, müssen neue Quellen erschlossen werden.

Bereits in den vergangenen Jahren hat der Bedarf an Trinkwasser zugenommen. „Seit 2006 steigt der Bedarf leicht mit zirka 1,2 Prozent pro Jahr“, sagt EWP-Sprecher Stefan Klotz. Der Verbrauch erhöhte sich von etwa acht Millionen Kubikmeter im Jahr 2005 auf rund 8,5 Millionen Kubikmeter im Jahr 2011.

Den Prognosen zufolge soll die Landeshauptstadt neben den heute 157 000 Potsdamern im Jahr 2030 rund 30 000 Einwohner mehr zählen. Dann würde in Potsdam der Jahresbedarf an Trinkwasser EWP-Sprecher Klotz zufolge auf elf Millionen Kubikmeter steigen.

EWP und das brandenburgische Umweltministerium stimmen überein, dass dieses Liefervolumen durch die gegenwärtigen Trinkwasserreservoirs nicht mehr gedeckt werden kann. Bislang beziehen die städtischen Wasserwerke in Rehbrücke, Wildpark, Nedlitz und der Leipziger Straße das Trinkwasser aus den dort umliegenden Schutzzonen. Ein fünftes Wasserwerk befindet sich in der Schwielowsee-Gemeinde Ferch, rund 15 Kilometer von Potsdam entfernt. Von dort pumpt die EWP gegenwärtig 2 000 Kubikmeter Wasser pro Tag nach Potsdam.

Nach Plänen des städtischen Versorgers sollen es künftig 3 000 Kubikmeter mehr sein, wofür die Fercher Wasserschutzzone erheblich erweitert werden müsste. Die damit verbundene Nutzungseinschränkung der betroffenen Flächen sorgt unter den Ferchern für reichlich Unmut. Doch Ferch sei die einzige Alternative, um den wachsenden Bedarf zu decken, wie Wolfgang Müller vom Umweltministerium erläutert. Nach Berechnungen des Ministeriums könnte der Potsdamer Bedarf bis 2030 auf täglich 37 000 Kubikmeter wachsen. Ferch sei, so Müller, der einzige erschlossene Grundwasservorrat, der das Problem der sogenannten Aufsalzung nicht hat. Hintergrund: Das Grundwasser werde aus Schichten in 100 bis 120 Metern Tiefe entnommen, darunter beginnen ältere, hochmineralisierte Vorräte. Erhöht man die Entnahmemengen und damit die Druckentlastung, zieht das Salzwasser in die Förderschicht ein und kann das brauchbare Grundwasser auf Dauer belasten. Dieses Problem besteht aufgrund der geologischen Struktur in Ferch nicht so sehr wie an den anderen Standorten der Wasserwerke, so Müller.

Entschädigungen für in Ferch beanspruchte Flächen gibt es laut EWP-Sprecher Klotz nicht. „Ausgleichszahlungen gibt es für Einschränkungen der ordnungsgemäßen Landwirtschaft, wenn diese also durch besondere Auflagen aus der Wasserschutzgebietsverordnung eingeschränkt wird“, erklärte er. Dadurch könnten Ertragseinbußen oder Mehraufwendungen ausgeglichen werden.

In den kommenden zehn Jahren sollen der EWP zufolge insgesamt 100 Millionen Euro in die Trinkwasser-Infrastruktur investiert werden. „Dazu zählen auch Erschließungskosten für das wachsende Potsdam, wo der größte Bevölkerungszuwachs im Norden erwartet wird“, sagte Klotz. (mit hkx)

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