zum Hauptinhalt
Viel Verkehr. Die Gewässer rund um Potsdam sind ein beliebtes Ausflugsziel für Wassertouristen aus ganz Deutschland.

© Ralf Hirschberger/dpa

Wassertourismus in Potsdam: Der Spaß als Risikofaktor

Der wachsende Wassertourismus in und um Potsdam bereitet Probleme. Denn die Zahl der Sportbootunfälle steigt – auch, weil oft Alkohol im Spiel ist.

Von Peer Straube

Potsdam - Von Jahr zu Jahr tummeln sich mehr Freizeitschiffer auf den Gewässern in und um Potsdam – doch der wachsende Bootstourismus zeigt zunehmend auch Schattenseiten. So stieg die Zahl der Bootsunfälle im vergangenen Jahr auf den hiesigen Havelgewässern, zu denen der Bereich um die Landeshauptstadt, Werder (Havel) sowie der Sacrow-Paretzer und der Teltowkanal gehören, auf 41 an, wie die Wasserschutzpolizei am Donnerstag mitteilte. 2013 hatte es 35 Unfälle gegeben.

Fast die Hälfte aller Schifffahrtsunfälle im Einzugsbereich der Wasserschutzpolizei, die unter anderem für die gesamte Havelregion Westbrandenburgs bis hinauf nach Rathenow zuständig ist, fand damit auf Potsdamer Gewässern statt. 83 Unfälle wurden insgesamt registriert – auch dies ist ein Anstieg. 2013 hatte es 73 Unfälle gegeben, im Jahr davor waren es nur 63.

Die meisten Unfälle verursachen Freizeitkapitäne

Der Westen Brandenburgs werde als Ziel für Wassertouristen immer beliebter, sagte Peter Meyritz, Chef der auch für Potsdam zuständigen Polizeidirektion West, am 9. April bei einer Bilanz zu Beginn der diesjährigen Wassersportsaison. Die Ende 2012 eingeführte Führerscheinfreiheit für bis zu 15 PS starke Boote habe dazu geführt, dass sich noch mehr unerfahrene Freizeitkapitäne auf den Flüssen und Seen tummeln. Ein direkter Zusammenhang der Lockerung der Führerscheinpflicht zur Zahl der Unfälle bestehe allerdings nicht, so Meyritz.

Für das Gros der Fälle waren dennoch Hobbyskipper verantwortlich: 31 Unfälle mit Sportbooten wurden im Potsdamer Raum registriert, auch dies ist ein Anstieg – 2013 waren es 27.

Zu schnell auf dem Wasser unterwegs

Mehr als 6400 Sportboote hat die Wasserschutzpolizei im vergangenen Jahr auf den Gewässern Westbrandenburgs kontrolliert, fast die Hälfte davon im Potsdamer Raum. Fazit: In gut 1000 Fällen gab es Beanstandungen, zwei Drittel wurden auf Potsdams Wasserstraßen registriert. Zumeist habe es sich um Verstöße gegen die geltenden Tempolimits und Verletzungen der Sorgfaltspflicht gehandelt, sagte Joachim Pötschke, Chef der Wasserschutzpolizei.

Zunehmend Sorge bereitet der Behörde auch die immer größer werdende Zahl von Jetskibesitzern und -verleihern. Mit diesen Wassermotorrädern dürfe man lediglich fünf Stundenkilometer schnell und auch nur geradeaus fahren, erklärte Meyritz. Kaum jemand halte sich aber an diese Vorgaben, schließlich sei Jetski-Fahren ein „Funsport“. Das Problem: Verstöße gegen das Tempolimit seien schwer zu ahnden, weil die Fahrer der wendigen Jetskis „uns einfach abhauen“, räumte Meyritz ein.

Mehr Kontrollen in diesem Jahr

Ein nach wie vor großes Problem ist der Konsum von Alkohol, vor allem bei Freizeitkapitänen. Fast alle der 22 in Westbrandenburg registrierten Verstöße gegen die Promillegrenzen im vergangenen Jahr wurden auf den Potsdamer Havelgewässern begangen. Die Hälfte der Alkoholvergehen wurde dabei von Skippern begangen, die die gelockerte Führerscheinfreigrenze nutzten und ein fünf bis 15 PS starkes Boot steuerten.

Pötschke kündigte für die diesjährige Wassersportsaison verstärkte Kontrollen an. Meyritz erklärte, die Führerscheinfreiheit dürfe nicht mit einem „Freibrief für Alkoholkonsum auf den Wasserstraßen verwechselt“ werden. Ab 1,1 Promille im Blut begehe jeder, der ein Boot steuere, eine Straftat.

Lesen Sie weiter: Interview mit DLRG-Präsident: "Das Problem sind die fehlenden Hallenkapazitäten" >>

Mit Besorgnis sehe die Polizei, dass immer weniger Kinder schwimmen lernen, sagte Meyritz. Eine Statistik, wonach Kinder besonders häufig vor dem Ertrinken gerettet werden müssen, gibt es zwar nicht. Dennoch sei „im Gegensatz zu früheren Generationen“, als Kinder in aller Regel früh schwimmen lernten, eine gewisse „Nachlässigkeit“ bei den Eltern zu beobachten, so der Polizeichef.

Hilfe bei Badeunfällen leistet die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG). Im vergangenen Jahr wurden in ganz Brandenburg 67 Menschen vor dem Ertrinken gerettet. 17 Menschen ertranken allerdings, zwölf davon waren älter als 55 Jahre. 

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false