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Ins Jubiläumsjahr. Laut Kathleen Kallenbach, Direktionsassistentin der Weissen Flotte, will das Unternehmen durch Ausstellungen im Stadtgebiet Fahrgäste dazugewinnen.

© Andreas Klaer

Wassertaxi in Potsdam: Per Schiff zum Schloss

Seit zehn Jahren gibt es das Potsdamer Wassertaxi. Mehr als 40 000 Fahrgäste nutzten es im Vorjahr. Nun soll die Zahl steigen.

Potsdam - Hallo Taxi! Bei diesem langen gelben Gefährt mit der blaukarierten Bauchbinde reicht es nicht, am Straßenrand zu winken und zu rufen. Man muss schon an einer Haltestelle stehen und sich am Fahrplan orientieren. Seit Samstag ist das Wassertaxi der Weissen Flotte Potsdam wieder unterwegs, inzwischen im zehnten Jahr. Zwischen 11.15 Uhr und 17 Uhr wird man an 13 Haltestellen auf Potsdams Seen-Wasserstraße mitgenommen.

Im Moment sind es allerdings nur zwölf Einsteigepunkte zwischen Glienicke-Krughorn und Forsthaus-Templin: Der Halt an der Neustädter Havelbucht fällt vorerst aus. Noch fehlt von der zuständigen Stelle in der Stadtverwaltung die Genehmigung, um diesen Haltepunkt behindertengerecht auszubauen. „Im Moment ist der Steg nicht zu benutzen“, erklärt Kathleen Kallenbach, Direktionsassistentin der Weissen Flotte. Gerade dort aber mit der Seniorenresidenz Havelpalais am Kiewitt werde auf ein altersgerechtes Angebot schon gewartet. Ist die Baugenehmigung da, gehen die Arbeiten sofort los, versichert Kallenbach.

Neuer Service: E-Bikes dürfen während der Fahrt aufgeladen werden

Als 2007 das Wassertaxi in Betrieb ging, musste es sich erst einmal seine Fans erobern. Genau genommen gibt es nicht „das Wassertaxi“, sondern zwei Fahrzeuge, die jeweils 60 Personen und 20 Fahrräder befördern können. In der ersten Saison stiegen 15 533 Fahrgäste und 2543 Fahrräder ins Wassertaxi, damit war es noch nicht rentabel. Das änderte sich aber schon im folgenden Jahr, als mehr als 27 800 Fahrgäste einstiegen und 5257 Fahrräder mitgenommen wurden. Vor allem die Fahrradmitnahme für zwei Euro überzeuge und lade zu Kombitouren ins Potsdamer Umland ein. Das Wassertaxi bietet seit diesem Jahr einen besonderen Service an: E-Bikes dürfen während der Fahrt in die Steckdose an Bord eingestöpselt und kostenlos aufgeladen werden.

Eine Fahrt kostet je nach Anzahl der Stationen zwischen 3,50 und zehn Euro. Im vorigen Jahr wurde mit fast 41 000 Fahrgästen ein Rekord verbucht, den die Weisse Flotte in diesem Jahr unbedingt noch toppen will. Denn zur Pückler-Ausstellung im Babelsberger Park, zu der die Schlösserstiftung vom 29. April bis 15. Oktober einlädt, führt ein attraktiver Seeweg direkt vom Seminaris Seehotel, der Hafenbucht oder dem Theaterstandort. Mit dem Boot landet man direkt am Fuße des Schlosses Babelsberg. Dafür müssen sich allerdings die wild Badenden unbedingt an die Verkehrsregel halten. Sie haben das Anlegen des Taxis im Babelsberger Park oft schon erschwert oder gar unmöglich gemacht. „Aus Sicherheitsgründen mussten wir schon ohne anzulegen weiterfahren“, sagt Kapitän Daniel Blocksdorf, der eigentlich ein ganz anderes Kaliber über die Potsdamer Seen steuert. Blocksdorf ist Kapitän oder amtlich genauer gesagt Schiffsführer auf der MS „Sanssouci“. Er hilft nur hin und wieder einmal beim Wassertaxi aus. Es mache für ihn aber keinen Unterschied, die Große oder den Kleineren zu kutschieren.

Viele Freizeitkapitäne erschweren die Wassertaxi-Fahrten

Als am Samstag die erste Fahrt in die Saison 2017 startet, sind Reporterin und Fotograf am Hafenbecken noch die einzigen Gäste. Erst später gibt es auch Zusteiger. Mit von der Partie auf dem Taxi ist Philipp Rosin als Bootsmann, der den Radlern auch gern mal beim Unterbringen der Fahrräder hilft, wenn sich der Steg als etwas kipplig erweist. Schwierigkeiten auf den Seen kennt Blocksdorf nicht. Er stöhnt allerdings auf, wenn er an die vielen Freizeitkapitäne im Sommer denkt, die sich mit den Verkehrsregeln auf dem Wasser schwertun. Einmal habe man allerdings ein Kajak und dessen zwei Mann Besatzung retten müssen, deren Boot am Park Glienicke gekentert war. „Wir haben alle aufs Taxi geladen“, erzählt Blocksdorf, „und bis zum Forsthaus Templin mitgenommen.“ Dass auch einmal einem Motorroller die Mitfahrt gestattet wurde, sei die absolute Ausnahme gewesen. Der Fahrer habe von Glienicke nach Sacrow gewollt und da habe man ihm die lange Tour um mehrere Seen erspart.

Als großer angenehmer Nebeneffekt nicht nur für Potsdam, sondern auch für die Weisse Flotte habe sich die Eröffnung des Kunstmuseums im Palais Barberini erwiesen, erzählt Kallenbach. Man merke das allein schon an den Besuchern im Hafenbecken. Die Weisse Flotte erhofft sich dadurch aber auch mehr Besucher auf den Schiffen zur und nach der Flottenparade am 23. April. Im vergangenen Jahr seien 287 000 Fahrgäste mit den Schiffen unterwegs gewesen. In diesem Jahr wolle man die 300 000er-Marke überspringen. Einmalig in diesem Jahr ist eine Fahrt zum „Schwielowsee in Flammen“, weil Caputh und Ferch ihr 700-jähriges Jubiläum feiern. Dieser Ausflug am 21. Oktober ist aber schon fast ausverkauft. Neu ist auch Bingo auf dem Schiff am 18. November und es wird zu Mitsinge-Parties auf dem Schiff eingeladen, einem Gruppen-Karaoke sozusagen. Das sei im vorigen Jahr so gut angekommen, meint die Direktionsassistentin, dass man eine zweite Fahrt in Gang setzen musste.

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