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Jedes der zwei neuen Nachklärbecken hat einen Durchmesser von 40 Metern.

© Andreas Klaer

Wasserentsorgung in Potsdam: Saubere Sache

Die Erweiterung des Klärwerks Nord ist so gut wie abgeschlossen. Die Kosten dafür liegen deutlich höher als geplant.

Potsdam - Um einiges teurer, auch ein wenig verspätet – aber funktionsbereit für die wachsende Stadt: Der 2018 begonnene Ausbau des Klärwerks Nord befindet sich auf der Zielgeraden. Bei einem Termin mit Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) und Verantwortlichen der kommunalen Stadtwerke wurde die deutlich erweiterte Anlage am Montagvormittag der Presse vorgestellt.

Damit sind die Möglichkeiten der Kläranlage, die das Schmutz- und Niederschlagswasser aus Potsdams nördlichen Stadtgebieten entsorgt, deutlich größer. Bisher war die am Lerchensteig gelegene Anlage auf eine maximale Einwohnerzahl von 90.000 ausgerichtet – künftig sind es 120.000 Bürger, ein Plus von 30 Prozent. 

Zugleich halte man die verschärften gesetzlichen Vorgaben zum Umgang mit Wasser ein, sagte Eckhard Veil, Technikchef der Stadtwerke-Tochter Energie und Wasser Potsdam (EWP). Gebaut wurden unter anderem zwei nun in Betrieb genommene Nachklärbecken mit einem Durchmesser von jeweils 40 Metern, eine neue Filteranlage und ein Schlammpumpwerk.

Ausbau kostet fünf Millionen Euro mehr als geplant

Das hat seinen Preis. Ursprünglich war man von knapp 23 Millionen Euro Investitionskosten ausgegangen, nun sind es 28 Millionen Euro. Unter anderem habe man es mit Torfschichten im Untergrund zu tun gehabt, hieß es – daher habe man mit Hilfe von Beton den Boden verdichten müssen, um mehr Stabilität für die tonnenschweren Anlagen an der Oberfläche zu erreichen, wie es Veil erklärte.

Ferner habe man nach Beginn der Arbeiten entschieden, dass noch weitere Ausbauten nötig seien. Veil: „Insgesamt sind wir im Budget geblieben.“ Ferner war man auch von einer ersten Inbetriebnahme schon im Frühjahr 2021 ausgegangen. So habe es im Zuge der Coronakrise auch Lieferschwierigkeiten für bestimmte Bauteile gegeben, hieß es weiter. Insgesamt habe man 50.000 Tonnen Erde bewegt und 5600 Kubikmeter Beton verbaut, rechneten die Stadtwerke vor. Die komplette Fertigstellung der Anlage wird noch bis Sommer 2022 dauern, hieß es.

Der Ausbau des Klärwerks Nord kostet 28 Millionen Euro, fünf Millionen Euro mehr als zunächst geplant. 
Der Ausbau des Klärwerks Nord kostet 28 Millionen Euro, fünf Millionen Euro mehr als zunächst geplant. 

© Andreas Klaer

Solche längeren Zeiträume für den Bau von Infrastruktur sprach Rathauschef Schubert auch in seinem Grußwort zum Großprojekt an – und verband dies einmal mehr mit seinen Vorstellungen eines behutsamen Wachstums der Stadt. Denn zwar sei zusätzlicher Wohnraum nötig. Aber Stadtteile könne man angesichts der Planungsvorläufe für die Infrastruktur „eben nicht einfach aus dem Boden stampfen“, sagte Schubert – wohl auch mit Blick auf die stockende Entwicklung des geplanten Stadtteils Krampnitz im Norden. 

Zugleich lobte Schubert die mit der erweiterten Kläranlage verbundenen Umweltstandards: „Diese suchen in der Region ihresgleichen.“ EWP-Geschäftsführerin Christiane Preuß sagte, mit diversen Technologien vor Ort habe man den Energiebedarf für die Anlage um 36 Prozent senken können.

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Unter anderem sollen mit Hilfe der neuen Anlage der Phosphat-Anteil im hiesigen Wasserkreislauf reduziert werden – denn das ist ein wichtiger Nährstoff für viele Mikroorganismen und kann so eine Verkeimung und rasche Vermehrung von Bakterienbegünstigen. Hintergrund ist ein Nährstoffreduzierungskonzept der Länder Berlin und Brandenburg, durch das die Phosphatgehalte in den Havelgewässern weiter reduziert werden sollen. Solche Zusammenhänge wolle man gern auch Schulklassen bei Vor-Ort-Besuchen vermitteln, sagte Veil.

Seit 1964 besteht die Kläranlage in Nedlitz. Nach mehreren kleineren Nachrüstungen wurde die Einrichtung von 1998 bis 1999 zum ersten Mal vergrößert. Damals waren rund 15 Millionen Euro investiert worden. Der aktuelle Umbau stellt also die bislang größte Investition in das Klärwerk dar – nun werde man viele Jahre lang die Anlage nicht mehr modernisieren müssen, zeigte sich die Stadtwerke-Chefetage zuversichtlich.

Hintergrund: Bildungsarbeit der Stadtwerke

Unter dem Motto „Wir machen Schule“ machen die Stadtwerke diverse Bildungsangebote für den Unterricht. So bietet man Materialien für den Unterricht an, etwa ein zusammen mit der Universität Potsdam entwickeltes Forscherheft zum Thema Trinkwasser und dessen Aufbereitung. Ebenso könne man Schulen bei der Durchführung von Projektwochen unterstützen, werben die Stadtwerke. 

Normalerweise gehören auch Führungen im Heiz- und Wasserkraftwerk zum Programm, aber auch in der Kläranlage – die allerdings derzeit angesichts der Coronakrise noch ausgesetzt sind. Auch Schüler-Praktika sind in dem kommunalen Unternehmen derzeit nicht möglich, hieß es. Weitere Informationen gibt es unter www.swp-potsdam.de oder unter der Telefonnummer (0331) 661 95 01.

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