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In der Außengastronomie ist kein Test mehr nötig - in gemischten Innen- und Außenbetrieben aber schon.

© Christophe Gateau/dpa

Was in Potsdam jetzt öffnet: Offene Freibäder, geschlossene Kinos

Ab Donnerstag sind weitere Öffnungen in Kultur, Gastro und Sport möglich. Nicht überall wird davon Gebrauch gemacht. Besonders die mitunter geltende Testpflicht stößt auf Kritik.

Potsdam - Niedrige Inzidenzen, neue Lockerungen: Während andere Branchen noch warten, durften Fitnessstudios bereits am Dienstag wieder öffnen. „Die Gäste sind mega happy und freuen sich, dass sie endlich wieder trainieren können“, sagt Tobias Johst von Day Night Sports Potsdam. Bis zum Nachmittag kamen bereits rund 70 Besucher:innen, auch ein paar Neuanmeldungen gab es. Maximal 110 Personen dürfen sich in dem Studio aufhalten, das entspricht etwa 80 Prozent der Kapazität. Trotz der guten Stimmung hätten vor allem die Schnelltests und der Verzicht von Duschen und Umkleiden für Unmut gesorgt, sagt Johst: „Viele Kunden gehen vor oder nach der Arbeit hierher und ohne Dusche ist das natürlich schwierig.“

"Endlich kann man wieder Gastronom sein"

Ab dem 3. Juni ist wieder Gastronomie in Innenräumen möglich: Bis zu zwei Haushalte dürfen dann nach Vorlage eines Negativtests an einem Tisch sitzen. Draußen ist kein Test mehr nötig, aber nur, wenn das Restaurant ausschließlich Außengastronomie anbietet.

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„Endlich kann man wieder Gastronom sein“, freut sich der Potsdamer Unternehmer René Dost, der unter anderem das Café Heider betreibt. Er habe sich bewusst dafür entschieden, erst dann wieder zu öffnen, wenn man auch drinnen sitzen könne: „Nun haben wir eine Alternative bei Schlechtwetter und ich muss niemanden wegschicken“, sagt Dost.

Mit der Testpflicht sind Gastronomen unzufrieden

Im Fisch-Restaurant „Der Butt“ ist die Freude noch verhalten: „Bei einer Inzidenz von 15 müssten Gäste draußen und drinnen ohne Schnelltest sitzen dürfen“, findet Inhaberin Kerstin Wendland.

„Das Testen ist nervig und anstrengend“, sagt auch Jörn Rohde von der Kiezkneipe Hafthorn. Dennoch sei die Stimmung sehr gut, die Wiedereröffnung des Außenbereichs am 28. Mai sei ein voller Erfolg gewesen: „Wir sind glücklich und froh, dass wir unsere Stammgäste nach sieben Monaten endlich wieder begrüßen durften“, sagt Rohde. Dennoch hoffe er, dass auch in Innenräumen bald kein Test mehr nötig ist.

Das UCI-Kino will ab 17. Juni öffnen, das Thalia ab 1. Juli

Theoretisch dürfen ab Donnerstag Kinos unter Auflagen wieder öffnen, passieren wird dies aber nicht: Das UCI Potsdam plant den Neustart für den 17. Juni. Noch länger wird es beim Thalia in Babelsberg dauern: „Es gibt die Vereinbarung zwischen Verleihern und Kinos, erst am 1. Juli zu öffnen, erst dann werden auch genug neue Filme da sein“, sagt Thalia-Chef Thomas Bastian. Aber selbst dann müsse man auf die Vorgaben schauen: „Wenn es zum Beispiel ein Verzehrverbot gäbe, dann würde ich mir überlegen, ob ich überhaupt aufmache“, sagt Bastian. Zumindest einige Open Air-Kinoabende möchte Bastian im Juni durchführen, Thalia-Fans können außerdem schon ab Donnerstag das neugestaltete Kino-Lokal „Konsum“ besuchen.

Das Strandbad am Park Babelsberg und das Waldbad Templin können schon ab dem 3. Juni besucht werden, das Sport- und Freizeitbad „Blu“ eine Woche später am 11. Juni. Zu den Vorgaben des Landes gehört unter anderem eine Maskenpflicht in den Umkleidekabinen.

Auch die Haveltherme in Werder bereitet die Öffnung vor

Am 18. Juni kommt es zu einer besonders lange erwarteten Eröffnung: Zehn Jahre nach Baubeginn öffnet die Havel-Therme am Zernsee seine Pforten, Tickets können eine Woche vorher auf der Webseite reserviert werden. Sport- und Schwimmkurse können aber erst im Herbst angeboten werden.

Ab dem 11. Juni können Hotels und Pensionen wieder unbegrenzt Gäste aufnehmen, Bedingung ist jedoch eine Testpflicht alle 72 Stunden. „Wir sind erleichtert, dass wir wieder öffnen dürfen“, sagt Bettina Schütt, Leiterin des Dorint-Hotels. „Wir haben schon erste Buchungen.“

Noch keine Öffnungsperspektive für Filmpark und Biosphäre

Etwas gemischter ist die Stimmung in der Pension am Filmpark: „Man bräuchte noch mehr Infos, was demnächst alles wieder geht“, sagt Geschäftsführer Benjamin Steller. „Zum Tourismus gehört ja mehr als Übernachten.“ Sprich: Erst wenn man vor Ort wieder viel erleben kann, wird ein Besuch auch interessant. Im Falle der Pension am Filmpark ist eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten in der Nähe derzeit geschlossen, nämlich der namensgebende Freizeitpark.

Zwar dürfen laut Verordnung des Landes ab dem 11. Juni Hallenbäder, Thermen, Solarien, Messen, Jahrmärkte und das Tropical Island wieder öffnen, doch zwei der größten Besucher:innen-Magneten Potsdams – Filmpark und Biosphäre – haben noch keine Öffnungsperspektive. „Wir gehören nicht zu all diesen Sachen“, sagt Biosphäre-Geschäftsführer Eckhard Schaaf. „Für uns ist noch nichts geregelt.“ Ähnlich ist die Situation im Filmpark. Geschäftsführer Friedhelm Schatz plant derzeit die Eröffnung für den 24. Juni, den ersten Tag der Sommerferien.

Literaturfestival Lit:Potsdam verkauft mehr Tickets

Gemischte Stimmung zwischen Begeisterung und Ratlosigkeit herrscht angesichts der Öffnungen auch in der Potsdamer Kultur.  Ab 3. Juni dürfen Veranstaltungen mit bis zu 500 Gästen Open-air und in Innenräumen mit bis zu 200 Gästen stattfinden. Das Literaturfestival Lit:potsdam konnte spontan reagieren und noch am Dienstagnachmittag in einer Mitteilung verkünden, dass das Kartenkontingent für Veranstaltungen ab Donnerstag erweitert werden soll. Aufgrund der Zutrittsbeschränkungen waren zunächst nur bis zu 100 Plätze pro Open-Air-Veranstaltung angeboten worden – diese waren längst ausverkauft. Ab 3. Juni dürfen es 500 Menschen sein, folglich gibt es für die meisten Lesungen des noch bis Sonntag andauernden Festivals wieder Karten. 

Gedämpfter zeigte sich Mathias Paselk, Geschäftsführer des Waschhauses. „Es ist schön, dass wieder mehr Publikum kommen darf, wir brennen für die Live-Kultur, aber die große Frage ist das Wie“, sagte er. Um Veranstaltungen verantwortlich zu planen, seien wesentliche Fragen nach wie vor nicht geklärt: die Abstände zwischen den Zuschauern etwa sowie die Frage, wer die erforderlichen Personendaten aufnehme – und ob trotz Impfnachweis oder Negativtest eine Maske getragen werden müsse. Die Auflagen für eine Öffnung – Nachweis über einen Negativtest oder eine Impfung, Aufnahme der Daten von Besucher:innen sowie Maskenpflicht – bezeichnet er als „ganz schöne Herausforderung“.

Auch die Initiative KulturMachtPotsdam und der Kulturrat Brandenburg hatten angesichts der ersten Öffnungsschritte klare Einstiegsszenarien angemahnt. „Ein bisschen mehr Klarheit würde uns die Euphorie über die Öffnungen erleichtern“, sagt auch Mathias Paselk. Noch etwas stößt ihm auf: „Warum darf man ungetestet in Biergärten zusammensitzen, aber nicht ohne Test Open-air ins Theater oder Konzert gehen?“

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