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Belastungstest. Was Studenten der Fachhochschule Potsdam am Tag der offenen Tür gestern ganz praktisch vorführten, könnte bald auch im Lehralltag drohen: Muss die FH aus dem Gebäude in der Stadtmitte ausziehen, fehlten an der Pappelallee Räume.

© A. Klaer

Landeshauptstadt: Warten auf den „Annex II“

Die Fachhochschule will den Mitte-Standort aufgeben – aber an der Pappelallee fehlt ein Lehrgebäude

Bornstedter Feld/Innenstadt - Während Prof. Johannes Vielhaber am gestrigen Mittwoch potenziellen künftigen Studenten der Potsdamer Fachhochschule die Möglichkeiten in seinem Haus näher brachte, plagten den Rektor gleichzeitig Sorgen: Unklar ist die Zukunft des Fachhochschul-Standorts in der Potsdamer Mitte. Während der FH-Standort an der Pappelallee auch dank eines neuen Hauptgebäudes aufblüht, studieren immer noch etwa 40 Prozent der 3100 FH-Studenten am Alten Markt in einem baulich vernachlässigten DDR-Hochschulgebäude, das im Zuge der Umgestaltung der Potsdamer Mitte abgerissen werden soll. Die Frage bleibt: Wann?

Ursprünglich war 2012 als Abrissjahr kommuniziert worden. Derzeit wolle die Stadt Potsdam 2014 die Abrissbagger schicken, doch ob die Fachhochschule das Haus in der Mitte bis dahin geräumt haben kann, sei völlig offen. Wie Vielhaber auf PNN-Anfrage sagte, habe die Stadt Potsdam das Grundstück vis à vis des neuen Landtags vom Land Brandenburg gekauft. Erich Jesse, Geschäftsführer des treuhänderisch für die Stadt tätigen Sanierungsträgers bestätigte dies auf PNN-Anfrage. Der Verkauf ist Vielhaber und Jesse zufolge vorbehaltlich der Zustimmung des Haushaltsausschusses des Landtages und der Potsdamer Stadtverordnetenversammlung erfolgt.

Der Kaufvertrag lasse einen Auszug der FH sofort zu, biete aber auch die Perspektive, die Hochschule bis 2018, gar 2020 bleiben zu lassen. Vielhaber: „Es gibt keinen festen Termin.“ Und es existierten momentan keine Räume am Hauptstandort Pappelallee, die die in Potsdams Mitte befindlichen sehr studentenstarken Fachbereiche Sozialwesen und Informationswissenschaften aufnehmen könnten. Das Sozialwesen sei der größte Fachbereich der FH mit 175 Studienanfängern pro Jahr. Der Grund für diese Situation: Während der „Annex I“ genannte Hochschulneubau derzeit für etwa zwölf Millionen Euro entsteht, hat das Landes-Wissenschaftsministerium erklärt, die FH müsse auf den baugleichen „Annex II“ verzichten. Zwar hatte Staatssekretär Martin Gorholt (SPD) noch 2010 versichert: „An unserem Ministerium wird nicht der Abriss des derzeitigen Fachhochschulgebäudes am Alten Markt scheitern.“

Gleichzeitig stoppte das Land jedoch die Planungen für den „Annex II“, da dieser „Luxus“ sei und nur als Zwischenunterbringung gebraucht werde, wenn die alten Kasernen-Gebäude der FH an der Pappelallee saniert würden. Am Ende des Ausbaus hätte die FH dann jedoch mehr Räume als sie brauche. Dem widersprach der Rektor gestern erneut explizit: Am Ende stünde ein Minus, eine Unterversorgung der Studenten und Lehrkräfte mit Räumen. Theoretisch bestehe die Möglichkeit, die Kasernengebäude, die bis dato nicht behindertengerecht sind, bei einer Sanierung gleichzeitig um eine Etage aufzustocken. Doch der schnellste Weg zur Räumung des Standortes Potsdamer Mitte sei die Realisierung des „Annex II“ für etwa elf Millionen Euro. Vielhaber: „Die Vorplanung liegt komplett vor. Wir waren kurz vor der Ausführungsplanung.“ Der Rektor weiter: „In zweieinhalb Jahren könnten wir im Annex II die Studenten aus der Friedrich-Ebert-Straße unterbringen.“ Nach dem Ausbau der Hochschulen in der Landesperipherie habe die ehemalige Wissenschaftsministerin Johanna Wanka (CDU) versicherte, die FH Potsdam habe „den größten Nachholebedarf“ und den Bau des „Annex II“ zugesichert. Rektor Vielhaber: „Wir brauchen ihn einfach.“

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