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Beim Warnstreik am vergangenen Donnerstag: Demonstranten mit Verdi-Fahnen vor dem Potsdamer Rathaus.

© Soeren Stache/dpa

Warnstreiks von Verdi: Handgemenge mit dem Step-Geschäftsführer

Während des Warnstreiks am Betriebsgelände der Stadtreinigung kam es zu einer Auseinandersetzung. Auch im Potsdamer Rathaus wurde am Donnerstag gestreikt. 

Potsdam - Beim Warnstreik am Betriebsgelände der Potsdamer Stadtreinigung Step ist es am Donnerstagvormittag zu einem Zusammenstoß der Streikenden mit Step-Geschäftsführer Burkhardt Greiff gekommen. Der Ausstand hatte um vier Uhr früh begonnen, 70 der rund 310 Beschäftigten hatten sich dem ganztägigen Streikaufruf der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi angeschlossen. Zudem gab es einen Warnstreik der Verwaltungsangestellten des Potsdamer Rathauses.
Laut dem Verdi-Sekretär Stefan Bornost hatte sich beim Streik der Step-Beschäftigten im Industriegebiet die gesamte Geschäftsführung der Potsdamer Stadtentsorgung hinter dem Zaun des Betriebsgeländes versammelt, als Greiff kurz nach fünf Uhr wutentbrannt aus dem Werkstor herausgelaufen sei und begonnen haben soll, Verdi-Transparente herunterzureißen. „Das darf er, da der Zaun dem Unternehmen gehört“, sagte Bornost. Dann habe Greiff jedoch ein Transparent mit aufs Gelände nehmen wollen. „Das darf er nicht, denn das gehört ja uns“, sagte Bornost.
Ein Verdi-Kollege habe versucht, Greiff daran zu hindern; es kam zu einem Tauziehen um das Transparent, was schließlich zu einem Handgemenge führte, beschrieb der Verdi-Sekretär die Situation. „Die Kollegen standen fassungslos daneben“, sagte Bornost. Dass Greiff einen Step-Mitarbeiter am Kragen gepackt und beschimpft hätte, wie die „Märkische Allgemeine Zeitung“ berichtet hatte, kann Bornost nicht bestätigen: „Ich habe aber auch nicht alles gesehen.“ Beim Handgemenge selbst sei es jedenfalls nicht zu Tätlichkeiten gekommen, sagt Bornost, man werde deshalb auch keine Anzeige stellen.

Die Polizei löste die Blockade auf 

Doch musste die Polizei trotz allem kommen. Denn die Streikenden hatten die Ein- und Ausfahrt des Geländes mit Fahrzeugen versperrt, so dass Kollegen, die zum Dienst erschienen waren, nicht mit den Step-Fahrzeugen vom Gelände herunter konnten. Die Unternehmensführung rief daraufhin die Polizei, die die Blockade auflöste. Um 12 Uhr war die Versammlung vor dem Betriebshof beendet. Bornost bewertet den Warnstreik als großen Erfolg: „Das war der erste Streik bei der Stadtreinigung seit 2008.“ Die Step sei lange Zeit kaum gewerkschaftlich organisiert gewesen, die Geschäftsführung habe sich dementsprechend verhalten. Am Mittwoch vor dem Ausstand soll das Unternehmen Mitarbeiter telefonisch kontaktiert und bei Streik mit Konsequenzen gedroht haben: „Da wurde dann gesagt: ‚Dann fahrt ihr nach dem Streik halt bis 22 Uhr durch‘“, sagte Bornost. „Diese Geschäftsführung akzeptiert das Grundrecht auf Streik nicht.“ Deswegen sei Greiff auch so aus der Rolle gefallen: „Das kannte er einfach nicht“, so Bornost. Ob das Verhalten Greiffs Konsequenzen hat, bleibt offen. 

Stadtwerke um Deeskalation bemüht 

Stadtwerke- Sprecher Göran Böhm erklärte allerdings, die Geschäftsführung der Stadtwerke werde intern den Dialog zwischen Step-Geschäftsführung und Mitarbeiterschaft begleiten. „Als Gesellschafter der Step sind die Stadtwerke darum bemüht, deeskalierend zu wirken. Es ist nicht im Sinne der Stadtwerke Potsdam, die Tarifautonomie und das Recht auf Streik in Frage zu stellen“, so Böhm.

Stadt- und Landesbibliothek blieb geschlossen 

Auch die Angestellten der Potsdamer Stadtverwaltung traten am Donnerstag in einen ganztägigen Warnstreik. Laut Verdi- Sekretärin Katja Boll waren alle Bereiche der Potsdamer Verwaltung vom Streik betroffen. „Der Bürgerservice konnte nur eingeschränkt arbeiten“, so Boll. Die Potsdamer Stadt- und Landesbibliothek sei komplett geschlossen gewesen, sagte sie. Beteiligt am Warnstreik waren auch die Kommunalverwaltungen von Hennigsdorf und Kremmen (beide Oberhavel). Bei einer Kundgebung vor dem Potsdamer Rathaus seien mehr als 200 Teilnehmer gezählt worden, so Boll. Zumindest stehen die Ausfälligkeiten des Geschäftsführers im Kontrast zum Leitbild des Unternehmens: „Zur Führungskultur gehört, Mitarbeitern Rückhalt zu geben, sie zu fördern und in Entscheidungsprozesse einzubeziehen“, heißt es auf der Webseite der Stadtwerke. „Unsere Führungskultur soll sich durch Wertschätzung, Zielorientierung und Entscheidungsmöglichkeiten auszeichnen.“

Verdi fordert Gehaltserhöhungen von 4,8 Prozent, mindestens aber 150 Euro monatlich. Außerdem soll die Ausbildungsvergütung um 100 Euro erhöht werden. 

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