zum Hauptinhalt
Menschenleer waren die Bussteige vor dem Hauptbahnhof in Potsdam (Brandenburg).

© Ralf Hirschberger/dpa

Warnstreik im Nahverkehr in Potsdam: Appell für Einigung ohne Arbeitskampf

Am kommenden Montag gehen die Tarifverhandlungen in die nächste Runde. Der städtische Verkehrsbetrieb ViP hofft auf eine Lösung im Tarifstreit. Wenn die Verhandlungen erfolglos bleiben, kann es zu einem unbefristeten Streik im Nahverkehr kommen.

Potsdam - Nach dem erneuten Warnstreik der Bus- und Tramfahrer in weiten Teilen Brandenburgs appelliert der Chef des städtischen Verkehrsbetriebs (ViP) an die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, den Tarifkonflikt nicht weiter eskalieren zu lassen. „Solche Streiks bedeuten immer auch einen Imageverlust des Unternehmens gegenüber unseren Fahrgästen, die sich dann Alternativen suchen“, sagte ViP-Chef Martin Grießner den PNN am Dienstag. Das müsse auch der Gewerkschaft Verdi bewusst sein. Insofern hoffe er, dass bei den Tarifverhandlungen am kommenden Montag eine Einigung erzielt werde.

Der Warnstreik des Fahrpersonals hatte am Dienstagmorgen den öffentlichen Personennahverkehr in Potsdam sowie in großen Teilen Brandenburgs zwischen 3 und 9 Uhr ruhen lassen. Betroffen waren neun Landkreise und die kreisfreien Städte. Laut Verdi-Verhandlungsführer Marco Pavlik wurde der Streikaufruf in den beteiligten 44 Betriebshöfen nahezu lückenlos befolgt. In den Landkreisen um Potsdam herum wurde nur in Teltow-Fläming und Teilen Potsdam-Mittelmarks nicht gestreikt.

Mehr Autos als sonst in Potsdam unterwegs

In Potsdam waren die Auswirkungen des Ausstands unübersehbar: Auf den Straßen in der Innenstadt war vielfach zähfließender Verkehr zu beobachten, weil mehr Autos als sonst unterwegs waren. Allerdings stiegen auch viele Potsdamer auf Fahrräder um oder liefen zu Fuß. Nach 10 Uhr lief der öffentliche Nahverkehr wieder weitgehend störungsfrei.

Vor den Toren des ViP-Betriebshofs in der Fritz-Zubeil-Straße hatten in der Frühschicht rund 70 Fahrer an einer Aktion von Verdi teilgenommen, so Pavlik. Nur rund 15 Kollegen hätten nicht streiken wollen und seien auf dem Betriebsgelände geblieben. Laut Grießner habe es für einen Notfallfahrplan dennoch nicht genug fahrwillige Mitarbeiter gegeben. Im Sinne des Betriebsfriedens hob der ViP-Chef hervor, dass Verdi vor dem Betriebshof eine Gasse freigehalten habe – also keine Blockade errichtete. Gewerkschafter Pavlik sprach ebenso von einem „sehr fairen Verhalten“ der ViP-Geschäftsführung.

Unbefristeter Streik ab April möglich

Die Fronten in dem Tarifkonflikt sind wie berichtet verhärtet. Die Gewerkschaft verlangt für die Beschäftigten monatlich 120 Euro brutto mehr. Dagegen hat der Kommunale Arbeitgeberverband bis zu 3,2 Prozent mehr in zwei Schritten und einmalig 150 Euro angeboten. Sollten die Arbeitgeber in der nächsten Verhandlungsrunde am kommenden Montag kein neues und deutlich verbessertes Angebot vorlegen, könnte es ab Ende April zu einem unbefristeten Streik kommen, warnte Gewerkschafter Pavlik. Vorher stünde eine Urabstimmung an. Grießner sagte, in seinen mehr als zehn Jahren Arbeit beim ViP habe er noch nie einen jetzt drohenden unbefristeten Arbeitskampf erlebt. Erst zuletzt hatten sich die Nahverkehrsarbeitgeber in Brandenburg in Sachen Streikrecht schulen lassen. (mit dpa)

Zur Startseite