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Waldstadt Potsdam: Mehr Bäume und mehr Fläche

Die Stadt stellte die neue Pläne für den Schulcampus in der Waldstadt II vor. Das Areal soll knapp doppelt so groß werden. Viele Anwohner lehnen eine Bebauung des Waldgebiets jedoch weiterhin ab.

Waldstadt - Größer, aber grüner: Der geplante Schul- und Sportcampus nahe des Bahnhofs Rehbrücke soll voraussichtlich rund 13 Hektar umfassen. Die Pläne stellte die Stadtverwaltung Potsdam jetzt bei einer Info-Veranstaltung vor, die von rund 300 Potsdamern besucht wurde. Ursprünglich geplant war ein Gebiet von 6,3 Hektar in einem Waldstück zwischen Caputher Heuweg und dem Bahndamm an der Stadtgrenze, wo ein Großkomplex für 1400 Kinder und Jugendliche entstehen soll.

Die Vergrößerung hat zwei Gründe: Zum einen habe man festgestellt, dass man für die Anforderungen des Bauprojekts rund 5000 Quadratmeter Fläche mehr benötigt, als anfangs gedacht, so Potsdams Baubeigeordneter Bernd Rubelt (parteilos). Zum anderen habe man den Umfang des Geländes Richtung Südwesten vergrößert, damit die Bebauung weniger eng ausfällt und zwischen den Schulen und Sportplätzen wesentlich mehr Bäume stehen bleiben würden. „Wir haben das Plangebiet erweitert, damit ein Teil der Waldqualität erhalten bleibt und mehr Flächen für den Wald übrig bleiben“, sagte Rubelt. Im ersten Entwurf war noch eine komplette Abholzung des 6,3 Hektar großen Waldstücks vorgesehen.

Ein Teil des Geländes liegt im Landschaftsschutzgebiet

Die Änderungen sind auch eine Reaktion auf die Kritik, die von vielen Anwohnern und der Initiative „Bürger für Waldstadt“ geäußert worden war (PNN berichteten): Diese wehren sich dagegen, dass in dem Waldstück gebaut wird, unter anderem, weil dadurch ein Stück Lebensqualität verloren gehe. Ein Teil des Geländes befindet sich in einem Landschaftsschutzgebiet. Außerdem müsste der Flächennutzungsplan geändert werden. Die Stadt plant zum Ausgleich eine Aufforstung an anderer Stelle.

Befürchtet wird auch eine zunehmende Lärmbelastung, zum einen durch den fehlenden Schallschutz der Bäume in Richtung Bahntrasse, zum anderen durch den Schulcampus selbst: Geplant sind eine sechszügige Gesamtschule, eine Förderschule, ein Hort, eine Kita und zwei große Sportplätze, die auch an Wochenenden und Abenden genutzt werden sollen. Auch die zusätzliche Verkehrsbelastung wurde kritisiert.

Auch die neuen Pläne, die die Stadt in zwei Varianten vorstellte, stießen auf viel Ablehnung: In der Variante A bleibt rund 50 Prozent des Baumbestandes erhalten, in Variante B rund 40 Prozent, in beiden rücken die zwei Sportplätze weit in die südliche Ecke des Geländes, zudem soll ein kostenloses Parkhaus mit 100 Stellplätzen entstehen. „Die Pläne sind viel besser als das, was als Erstes vorgelegt worden war“, räumte Mark Sellering von Waldstadt e.V. ein, ähnlich äußerte sich Sabine Blossey von „Bürger für Waldstadt“.

Trotzdem kritisierten beide Bürgerinitiativen, dass nur noch über das „Wie“ und nicht über das „Ob“ der Bebauung diskutiert werden solle: „Wir sind für den kompletten Walderhalt“, stellte Oksana Adams von „Bürger für Waldstadt“ gleich zu Beginn klar. Auch das Votum der Besucher fiel deutlich aus: Alle Anwesenden konnten auf Aushängen je einen Punkt für Variante A, Variante B und „Keine von beiden Varianten“ verteilen. Variante A erhielt dabei 27 Punkte, Variante B vier, „Keine von beiden“ über 200.

Es fehlen Potsdam 51 000 Quadratmeter Sportplätze, so Bernd Rubelt

Wenn Potsdam sich vergrößert, werden Schulen und Sportflächen benötigt, argumentierte Bernd Rubelt: Laut Prognosen werde die Stadt im Jahr 2027 die Einwohnerzahl von 200 000 erreichen, derzeit müssen noch sieben Grundschulen und sechs weiterführende Schulen gebaut werden, zudem fehlen Potsdam 51 000 Quadratmeter Sportplätze, das entspricht sieben Normspielfeldern. „Das macht deutlich, dass wir handeln müssen“, so Rubelt.

Für den geplanten Schulcampus seien 40 Standorte geprüft worden, das Waldstück am Caputher Heuweg sei unter anderem wegen der Nähe zum Wohngebiet und der guten ÖPNV-Anbindung ausgewählt worden. Andere Standorte wie die Kulturbodendeponie oder das Spezialbaugelände Nuthetal seien ungünstig angebunden oder für Gewerbe vorgesehen. „Warum müssen denn alle Nutzungen auf einen Standort?“, fragte Mark Sellering.

Laut Stadtverwaltung sollen die Hinweise der Diskussionsveranstaltung in den weiteren Planungen berücksichtigt werden. Im Bau- und Bildungsausschuss soll Ende April über die Leitentscheidung beraten werden, bis Ende 2018 soll ein neuer Entwurf für den Bebauungsplan stehen. Im Frühjahr 2019 soll dann eine weitere Diskussionsveranstaltung stattfinden, sodass Mitte 2019 über den endgültigen B-Plan entschieden werden kann.

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