zum Hauptinhalt
Ein Schiff das Hoffnung gibt, aufgenommen in der Nikolaikirche bei einem Gottesdienst Mitte August. 

© Sebastian Gabsch PNN

Wahl des Generalsuperintendenten: Christoph Vogel stellt sich in der Nikolaikirche vor

Der Berliner Christoph Vogel hat am Sonntag über seine Visionen für die Kirche gesprochen und verraten, was ihm am Monopoly-Spiel so gut gefällt. Am 6. September wird ein neuer Generalsuperintendent gewählt, Vogel ist einer von zwei Kandidaten. 

Innenstadt - Vieles war so wie vor zwei Wochen: Wieder liegen die kleinen, orangefarbenen Kärtchen mit dem Satz „Hier bin ich genau richtig“ auf den Plätzen der Potsdamer Nikolaikirche. Wieder begrüßte Landesbischof Christian Stäblein die vielleicht 60 Gottesdienstbesucher. Doch als sich mit dem Berliner Christoph Vogel am Sonntag, der zweite der beiden Bewerber für das Potsdamer Generalsuperintendentenamt, mit Gottesdienst und Vortrag seinen Wählern vorstellte, zeigten sich auch manche Unterschiede zwischen den beiden Bewerbern.

Christoph Vogel.
Christoph Vogel.

© Matthias Kauffmann

Anders als Kristóf Bálint aus Bad Frankenhausen in Thüringen konzentrierte sich der 53-Jährige bei der Liturgie auf das Wesentliche. Die Predigt stand klar im Zentrum des nur 35 Minuten dauernden Vorstellungsgottesdienstes. Eine Predigt, die mit dem überraschenden Bekenntnis des Kandidaten begann, gern Monopoly zu spielen. 

"Rücke vor bis auf Los!" ist die Karte der Erleichterung

Vor allem eine Karte habe es ihm angetan: „Rücke vor bis auf Los!“. Eine „Karte der Erleichterung vor drohendem Unheil“ sei das. Sie stärke den Traum, noch einmal von vorn anfangen zu dürfen. Und am Beispiel eines Textes aus dem Korintherbrief des Paulus macht Vogel deutlich, wie er sich Zusammenarbeit in der Kirche vorstellt: „Gott ist kein Dienstvorgesetzter.“ In der Kirche sei man bei aller Arbeit immer gemeinsam unterwegs – so, wie damals, als Vogel im Theologiestudium bei der Weinlese in einer Steillage half. Auch dort durfte niemand zu schnell und niemand zu langsam sein, sonst wäre die ganze Arbeit gescheitert. „In allen Veränderungen in der Kirche wird es auch auf das Bewußtsein des gemeinsamen Arbeitens ankommen.“ Man werde auch in der Kirche stärker üben müssen, den jeweils Anderen in den Blick zu nehmen.

Der zweite Kandidat Kristóf Bálint. 
Der zweite Kandidat Kristóf Bálint. 

© Sebastian Gabsch PNN

Vogel liegt die Bildungsarbeit am Herzen

So wie vor zwei Wochen sollte dann auch Vogel einen Vortrag zu einem vorgegebenen Thema halten. Auch bei ihm lautete es: „K(ein) Land in Sicht. Theologische Perspektiven auf die Kirche und die Krise.“ Ähnlich wie Bálint setzte sich auch Vogel dafür ein, wieder neu und offensiver und auch öffentlich vom Glauben zu reden. Am Herzen lagen dem Kandidaten der Gottesdienst und die Bildungsarbeit: kirchliche Schulen, Kindertagesstätten und der Religionsunterricht seien ein „herausragendes Zeugnis kirchlicher Präsenz im öffentlichen Raum“. Und: Bei allen Veränderungen werde man sehen müssen, ob die „Veränderungen dem Zeugnis des Evangeliums“ dienten - oder eher dem Erhalt vom Bestehenden. Die Kirche brauche jedenfalls eine „Kultur des gemeinsam getragenen Wagnisses“. 

Ein gewisser Heimvorteil machte sich am Sonntag bemerkbar. Immerhin war Vogel lange Jahre persönlicher Referent des damaligen EKD-Ratsvorsitzenden Wolfgang Huber. Seit 2009 leitet er die theologische Aus-, Fort- und Weiterbildung in der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO). Er kennt die Landeskirche, er kennt auch den Sprengel Potsdam mit seinen Problemen. Das wurde am Sonntag deutlich - auch wenn der so oft in Prüfungen prüfende Vogel nun selbst sichtlich nervös wurde, als ihm seine Wähler auf den Zahn fühlten. Ein Beispiel war das „Landkirchenmodul“, das Vogel in der Vikarsausbildung der EKBO einführte: Angehende Pfarrerinnen und Pfarrer müssen seit drei Jahren verpflichtend einen Ausbildungsabschnitt im ländlichen Raum absolvieren. Das Ziel: Die Nachwuchskräfte sollen Gefallen an einer Tätigkeit dort finden. Und sollte er tatsächlich zum Generalsuperintendenten gewählt werden, wolle er als erstes in allen Kirchenkreisen eine junge Nachwuchskraft, die bei ihm die Ausbildung absolviert hat, besuchen, und auf diese Weise schauen, welche Probleme es vor Ort gebe.

Zunächst aber richten sich nun alle Blicke auf die Wahlversammlung, die am kommenden Sonntag in der Potsdamer Nikolaikirche zusammenkommen wird. Dann müssen die Landessynodalen, die Präsides der Kreissynoden und die Superintendenten des Sprengels Potsdam darüber entscheiden, wer künftig die Region in der Kirchenleitung und die Kirchenleitung in der Region zwischen Uckermark, Prignitz und dem Hohen Fläming vertreten soll. Und bislang steht wohl nur eines fest: Einen klaren Favoriten gibt es nicht.

Zur Startseite