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Vorstand auf Konfrontationskurs: Oberlinhaus geht in offenen Konflikt mit Jakobs

Noch immer rätseln Mitarbeiter im Oberlinhaus über die Lage des Potsdamer Sozialkonzerns. Der Vorstand unterstellt dem Oberbürgermeister Pläne für eine „feindliche Übernahme". Jakobs spricht von einer "hoch kontaminierten Atmosphäre".

Potsdam - In Brandenburgs Landeshauptstadt wächst die Besorgnis um die Zukunft des traditionsreichen Potsdamer Oberlinhauses und seiner renommierten Oberlinklinik. Grund ist ein vom theologischen Vorstand des Oberlin-Vereins Matthias Fichtmüller ausgehender, in der Öffentlichkeit ausgetragener Konflikt mit Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) und dem kommunalen Klinikum „Ernst von Bergmann“. Das Agieren Fichtmüllers führt zu massiven Irritationen im Rathaus. Das Oberlinhaus ist mit 1800 Beschäftigten drittgrößter privater Arbeitgeber in der Landeshauptstadt.

Jakobs und Oberlin-Vorstand: Eine "hoch kontaminierte Atmosphäre"

Oberlin-Vorstand Fichtmüller hatte in einem Interview mit der „Märkischen Allgemeinen Zeitung“ dem Oberbürgermeister vorgeworfen, er und das Potsdamer Klinikum planten offenkundig eine „feindliche Übernahme“ der Oberlinklinik durch das städtische Bergmann-Klinikum. Von Klinikumschef Steffen Grebner gehe eine „Destabilisierung“ des Oberlinhauses aus. Jakobs wies diese Darstellung bei einer Pressekonferenz sowie im am Mittwochabend tagenden Hauptausschuss der Stadtverordneten vehement zurück. Fichtmüllers Anschuldigung „entbehrt jeder Logik“, so der Oberbürgermeister: „Diese Unterstellung ist Humbug.“ Er sprach von einer nunmehr „hoch kontaminierten Atmosphäre“, in der Gespräche zunächst nicht mehr sinnvoll seien.

Gespräch und Eskalation: Wie kam es zum Abbruch der Verhandlungen?

Laut Jakobs hatte das Oberlinhaus selbst im Jahr 2015 das Gespräch mit Stadt und Klinikum gesucht. Seitdem sei auf Fachebene über strategische Kooperationen verhandelt worden. Am 4. Dezember habe es ein Treffen im Oberbürgermeister-Büro gegeben, denn Oberlin habe angekündigt, die Gespräche zu beenden. Der Grund dafür war laut Jakobs, dass die Führung des Oberlinhauses nicht akzeptieren wollte, dass das Bergmann-Klinikum als größerer Partner in einer neuen Gesellschaft, in der die Unfallchirurgie sowie die Orthopädie der Oberlinklinik aufgehen sollten, die Geschäftsführung stellen wollte. Dies sei nicht verhandelbar, so Jakobs, angesichts der Größenverhältnisse von Klinikum und Oberlin wäre ein städtischer Anteil von „51 Prozent das Mindeste gewesen“.

Da Oberlin dies verweigerte, sollte am 4. Dezember darüber gesprochen werden, was Alternativen sein könnten, so Jakobs. Fichtmüller sei im Übrigen bei diesem Treffen nicht dabei gewesen. Jakobs betonte, die Verhandlungen seien „kein Geheimprojekt“ gewesen – sowohl das Landesgesundheitsministerium als auch die AOK und der Klinikum-Aufsichtsrat seien eingebunden gewesen. Er selbst habe einen transparenten Kurs mit Befassung aller zuständigen Gremien sowie Stadtverordnetenbeschluss gewollt, so Jakobs. Oberlin habe das bislang abgelehnt.

Jakobs: Für Oberlin „immer schwerer auf dem Markt zu bestehen“

Der direkte Angriff des Oberlin-Vorstands auf Jakobs reiht sich ein in zahlreiche Verwerfungen der vergangenen Monate im Oberlinhaus. Aufgedeckt hatte den massiven internen Streit um den Vorstandskurs das Recherchezentrum veröffentlicht in Kooperation mit den PNN. Während der Oberlin-Vorstand am Dienstagabend noch in einem Mitarbeiterbrief versicherte, „wir werden die Oberlinklinik oder auch Teile davon nicht verkaufen“, sagte Jakobs am Mittwoch, gerade kleinere Krankenhäuser hätten es „wegen dramatisch veränderter Rahmenbedingungen immer schwerer, auf dem Markt zu bestehen“.

Auch darum sei es bei den Gesprächen gegangen. Man dürfe „bestimmte Gelegenheiten nicht versäumen, eine stabile Unternehmensstruktur zu etablieren“. Gleichsam verwahrte Jakobs sich gegen Vorwürfe, die Stadt streue gezielt negative Gerüchte zur Lage. Die große Unruhe bei Oberlin führe aber offenbar dazu, dass Mitarbeiter sich anders orientierten, auch in Richtung Bergmann-Klinikum. Bereits im Juli 2017 hatten vier Geschäftsführer von Oberlin-Tochtergesellschaften ein Signal gesetzt. Sie benannten in einem Schreiben an den Oberlin- Aufsichtsrat aus ihrer Sicht erhebliche Defizite im Oberlin-Konzern und forderten einen Wechsel an der Spitze.

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