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Vorfall in Babelsberg: Hat die AfD linke Wahlkampfschläger erfunden?

Am Sonntag ist ein Wahlkampfbus der brandenburgischen AfD attackiert worden - behauptet die Partei. Zeugenangaben gegenüber den PNN zeichnen jedoch ein anderes Bild.

Potsdam – Hat die AfD einen Vorfall vor dem Karl-Liebknecht-Stadion absichtlich aufgebauscht, um im Wahlkampf punkten zu können? Dieser Eindruck drängt sich nach Schilderungen von mehreren Zeugen auf, die sich bei den PNN meldeten.

Doch von vorn: Die AfD gab am Montagnachmittag bekannt, ihr Wahlkampfbus sei am Vortag vor dem Karl-Liebknecht-Stadion von linksextremen Hooligans attackiert worden. Diese hätten den Bus zunächst mit einem Pkw blockiert, anschließend eine Scheibe eingeschlagen und die Folie mit dem AfD-Aufdruck vom Bus abgezogen. Dabei sei sein Sachschaden von „mindestens 2000 Euro“ entstanden, meldete der brandenburgische Landesverband der Partei. Der Potsdamer AfD-Kreisvorsitzende und Landtagsabgeordnete Thomas Jung formulierte drastisch: „Für ein paar Minuten sah es so aus, als ob die den Bus komplett demolieren. Da kriegt man es dann doch mit der Angst. Nur Zerstörung und Randale.“

Zwei Zeugen bestreiten die Darstellung der AfD

Ob es die von der AfD behaupteten Zerstörungen und die Randale überhaupt gegeben hat, ist aber zumindest zweifelhaft. Maja Kulke beobachtete die Situation und meldete sich nach einer ersten Meldung der Nachrichtenagentur dpa zu dem Vorfall bei den PNN. Gemeinsam mit anderen Fans des SV Babelsberg 03 hatte sie am Sonntag das Auswärtsspiel in Luckenwalde per Liveübertragung verfolgt. „Als wir den AfD-Bus bemerkt haben, ist zwar eine Gruppe zu diesem gegangen“, sagt sie. Geworfen oder eingeschlagen worden sei aber nichts, die Fans hätten nur „Haut ab!“ und ähnliche Sätze gerufen. Auch sei die Folie mit dem AfD-Aufdruck nicht beschädigt worden, sagt sie. Zu keiner Zeit sei Gewalt gegen die AfD verübt worden.

Vollständig mit Kulkes Schilderungen stimmen die Angaben von Matthias Kessler überein, der ebenfalls wegen der Liveübertragung vom Luckenwalde-Spiel im Karl-Liebknecht-Stadion war und die Situation beobachtet hat.

Besonders aussagekräftig ist ein Video der AfD-Jugend

Glaubwürdig erscheint die Darstellung der beiden Augenzeugen auch aufgrund des von der AfD veröffentlichten Materials: Nirgends ist eine kaputte Scheiben zu sehen, die Folie mit dem AfD-Aufdruck ist nur minimal beschädigt. Besonders aussagekräftig aber ist ein Video, das der AfD-Nachwuchs „Junge Alternative Brandenburg“ aus dem Businneren aufgenommen und ins Internet geladen hat. Zu sehen ist kein schwarz gekleideter Hooligan-Mob, sondern etwa ein Dutzend Personen, darunter auch eine Frau, die ein Baby auf dem Arm trägt. Einzelne von ihnen rufen „Haut ab!“, „Schämt euch“, andere gestikulieren, verteilen etwa demonstrativ Küsse. Von einigen der zehn AfD-Mitglieder im Bus ist dagegen zu hören: „Ihr Lutscher“, „Fotzen hier allet“.

Die AfD hat nach dem Vorfall Strafanzeige bei der Polizei erstattet. Obwohl die Täter „auf Bildaufnahmen zum Teil deutlich zu erkennen“ seien, glaubt die AfD offenbar selbst nicht an die Beweiskraft ihrer eigenen Darstellung. „Jetzt schon ist zu vermuten, dass die Ermittlungen keine Ergebnisse bringen werden“, sagte der AfD-Landesvorsitzende Andreas Kalbitz.

Das Video der AfD-Jugend:

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