zum Hauptinhalt

Vor vier Jahren: Babyleiche in Potsdam-West gefunden: Unvergessen

Heute vor vier Jahren wurde an einem Garagenkomplex in Potsdam-West die Leiche eines Neugeborenen gefunden. Noch immer wird ermittelt. Doch trotz aufwendiger Ermittlungen liegen die Hintergründe der Tat nach wie vor im Dunkeln.

Potsdam - Der Fall hat Potsdam zu Weihnachten vor vier Jahren erschüttert: Einen Tag vor Heiligabend war damals an einer Böschung hinter einem Garagenkomplex in der Kantstraße die Leiche eines Babys gefunden worden. Ein Anwohner hatte den grausigen Fund gemacht. Der in ein blutverschmiertes Handtuch gewickelte Säugling war nur wenige Stunden nach der Geburt umgebracht und dann wie Müll entsorgt worden, wie die Ermittler danach feststellen mussten.

Heute, vier Jahre später, liegen die Hintergründe der Tat immer noch im Dunkeln. Vergessen ist das Schicksal des Babys aber nicht. Immer noch bringen Potsdamer Blumen zu seinem Grab auf dem Bornstedter Friedhof – ein Strauß orangeroter Lampionblumen liegt jetzt vor dem Granitstein, eine kleine Engelsfigur und Kerzen finden sich dort. Die Friedhofsmitarbeiter kümmern sich um die Pflege des Grabes. An einem Baum daneben haben sie einen Zettel mit wenigen Worten zu dem Mädchen befestigt. „In Memoriam“ steht darüber – zum Gedenken.

Kein Hinweis auf die Eltern

Die Ermittlungsarbeit ist unterdessen noch nicht abgeschlossen, sagt Nils Delius, der Sprecher der Potsdamer Staatsanwaltschaft, den PNN. Trotz eines Massen-DNA-Tests, einer Belohnung von 10 000 Euro und bundesweiter Aufrufe nach Hinweisen ist die Identität des namenlosen Mädchens bislang nicht geklärt. Die Ermittler haben auch noch keinen Hinweis auf die Eltern oder andere mögliche Täter.

Der DNA-Massentest sei zwar „weitgehend abgearbeitet“, sagt Delius – einige wenige Personen müssten aber noch getestet werden. Rund 1000 Potsdamer waren im Sommer 2014 zur Abgabe einer Speichelprobe aufgefordert worden – alle Frauen und Männer, die zur Tatzeit zwischen 16 und 45 Jahre alt waren und in Potsdam-West wohnten (PNN berichteten).

Freiwillige Teilnahme an Speicheltests

Dass jetzt, anderthalb Jahre später, immer noch Tests ausstehen, sei aber nicht ungewöhnlich, erklärt Delius. Denn die logistische Abwicklung eines solchen Massentests sei teilweise kompliziert: So müsse beispielsweise bei weggezogenen Kandidaten jeweils die neue Adresse ausfindig gemacht und dann ein Termin vereinbart werden: „Das dauert einfach.“

Die Teilnahme an diesen Speicheltests ist freiwillig. Weigert sich jemand, dann müssten die Ermittler genau überlegen, „wie man das zu werten hat“, erklärt Delius: Es könne nachvollziehbare Beweggründe für die Weigerung geben – die müssten dann überprüft werden. Jemand, der sich weigert, sei nicht automatisch verdächtig, betont Delius.

"Es ist eigentlich alles versucht worden"

Auf jeden Fall heißt es für die Ermittler abwarten auf das Endergebnis der DNA-Tests – und gleichzeitig hoffen auf weitere mögliche Anhaltspunkte in dem Fall. Denn die gibt es bisher nicht. „Wenn wir neue Anhaltspunkte haben, können wir zum Beispiel über eine Ausweitung des Tests nachdenken“, sagt Delius. Hoffnungsvoll klingt er nicht: „Es ist eigentlich alles versucht worden – und mit großem Aufwand.“ Spezial-Fährtenhunde, die sogenannten Mantrailer, waren in den Tagen direkt nach dem Fund des toten Babys im Einsatz – vergeblich. Auch die breit angelegte Suche nach einem dunklen Auto mit PM-Kennzeichen, das am Abend des 22. Dezember 2011 an dem Garagenkomplex gesehen worden war, blieb erfolglos. Die Ermittler überprüften Tausende Fahrzeuge – ohne Ergebnis. „Wir sind nicht weitergekommen“, konstatiert Delius.

Aufrufe im Fernsehen, wo das MDR bei „Kripo Live“ und das ZDF bei „Aktenzeichen XY ungelöst“ berichteten, lieferten keine Spur zu den Eltern. Nur ein Ermittlungserfolg konnte vermeldet werden: Die Spezialisten sicherten die DNA der Mutter aus den Spuren am Handtuch. Damit könnte die Frau eindeutig identifiziert werden – falls es irgendwann einmal eine Tatverdächtige gibt.

Die Anteilnahme am Schicksal des Mädchens war seinerzeit groß: Rund 150 Gäste waren Anfang 2012 zur Beerdigung gekommen. Für das Grab schuf der Berliner Bildhauer Michael Spengler ein besonderes Grabmal: Auf einem geschliffenen Findling ruht ein vergoldeter, eiförmiger, kleinerer Stein, auf dem das Geburts- und Sterbedatum des namenlosen Mädchens vermerkt sind.

Zur Startseite