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Gegner des Wiederaufbaus.

© A. Klaer

Vor dem Bürgerdialog zur Garnisonkirche Potsdam: Stiftung lässt keine Debatte um Wiederaufbau des Turms zu

Vor dem Bürgerdialog zur Garnisonkirche verhärten sich die Fronten weiter. Wiederaufbau-Gegner demonstrierten am Dienstag, die Stiftung Garnisonkirche hält an dem Wiederaufbau des Kirchturms fest.

Potsdam – Die Stiftung Garnisonkirche hat bekräftigt, dass sie beim für Ende April geplanten Bürgerdialog zur Garnisonkirche den Wiederaufbau des Turms nach barockem Vorbild nicht zur Debatte stellen wird. „Nach dem Verständnis der Stiftung wird sich der Bürgerdialog mit der Plantage, dem Rechenzentrum, dem Langen Stall, dem Stadtkanal und anderen Orten in diesem zentralen Stadtraum der Potsdamer Mitte befassen“, sagte der Kuratoriumsvorsitzende und Berliner Altbischof Wolfgang Huber am gestrigen Dienstag in einem Interview mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Huber betonte, dass auch über den Wiederaufbau der Garnisonkirche gesprochen werden könne. Für den Wiederaufbau des Turms als erstem Bauabschnitt liege aber bereits eine rechtskräftige Baugenehmigung vor. „Meine Erwartung ist, dass sachliche Informationen zum Stand der Planungen für die verschiedenen Orte ausgetauscht werden“, sagte Huber. Er hoffe für den Bürgerdialog auf einen „konstruktiven Gedankenaustausch, der sich für die Gestaltung dieses Stadtraums insgesamt positiv auswirken kann“.

Bürgerdialog startet am 29. April

Der Bürgerdialog soll voraussichtlich am 29. April mit einer Art Vorgespräch starten. In dieser ersten Runde soll geklärt werden, worüber im Bürgerdialog überhaupt diskutiert werden kann. Hauptstreitpunkt ist dabei der Kirchturm; die Gegner des Projekts fordern, dass auch über dessen Wiederaufbau diskutiert wird. Mit dem Verfahren betraut ist der Sanierungsträger Pro Potsdam. Unter anderem sollen Vertreter der Wiederaufbau-Stiftung, der Bürgerinitiativen gegen die Garnisonkirche und Mitteschön sowie der Stadtverwaltung daran teilnehmen. Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) hatte wiederholt alle Beteiligten zur Fairness in dem Verfahren aufgerufen und von einer ergebnisoffenen Diskussion gesprochen.

Der Wiederaufbau der Garnisonkirche ist unter anderem umstritten, weil die Nationalsozialisten sie am 21. März 1933 am „Tag von Potsdam“ zur Inszenierung der Reichstagseröffnung nutzten. Unter anderem gab es an der Kirche den Handschlag zwischen Adolf Hitler und Reichspräsident Hindenburg, der in die Geschichte einging. Befürworter des Wiederaufbaus argumentieren unter anderem mit der Bedeutung der Barockkirche für das Stadtbild.

Gegner protestierten: "Kotzen aufs Protzen"

Kritik an dem Projekt Wiederaufbau könne nicht darin bestehen, dass „ man etwas von vornherein ablehnt“, sagte Altbischof Huber und fügte hinzu: „Mit pauschaler Ablehnung sind Kompromisse nur schwer möglich. Konstruktive Kritik, die an der Frage interessiert ist, was man besser machen kann, soll man immer aufmerksam hören.“ Er könne nicht sagen, was am Ende bei dem Bürgerdialog herauskomme, er wolle aber „hörbereit“ hineingehen.

Gegen den Wiederaufbau der Garnisonkirche demonstrierten am gestrigen Dienstag, dem 70. Jahrestag der „Nacht von Potsdam“, nach Polizeiangaben rund 100 Menschen friedlich vor dem einstigen Standort der Kirche in der Breite Straße. Zu dem als „Festakt“ angekündigten Protest spielte auch die Band „The incredible Herrengedeck“ mit militarismus- und konsumkritischen Texten. Die Demonstranten trugen Plakate mit Texten wie „Kotzen aufs Protzen“.

Burkhard Franck: "Jeder blamiert sich, so gut er kann"

Der Vorsitzende der Fördergesellschaft für den Wiederaufbau der Garnisonkirche, Burkhard Franck, beobachtete die Veranstaltung. Nein, das störe ihn nicht wirklich, sagte er. „Jeder blamiert sich, so gut er kann“, kommentierte Franck. Bei der Bombardierung Potsdams am 14. April 1945 war auch die Garnisonkirche stark beschädigt worden. Endgültig gesprengt wurde sie hingegen erst 1968 auf Befehl der DDR-Führung.

Stefan Engelbrecht

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