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Kommt jetzt die Abrissbirne? DDR-Schwimmhalle und „Minsk“ sind nicht denkmalwürdig, sagt das Landesamt für Denkmalpflege. Auch deshalb, weil die Stadtwerke im Zuge ihrer Munitionssuche die dazugehörigen Treppen und Springbrunnen auf dem Brauhausberg abreißen ließ.

© Archiv

Vor dem Abriss?: Kein Denkmalschutz für „Minsk“ und Schwimmbad

Das Landesdenkmalamt lehnt den Eintrag der beiden DDR-Gebäude in die Landesdenkmalliste ab. Die Bürgerinitiative „Pro Brauhausberg“ kritisiert dies als „politische Entscheidung“.

Von Peer Straube

Teltower Vorstadt - Das Landesdenkmalamt hat den Daumen gesenkt: Die Schwimmhalle und das frühere Terrassenrestaurant „Minsk“ auf dem Brauhausberg werden nicht unter Denkmalschutz gestellt. Das hat die Behörde am Montag der Bürgerinitiative „Pro Brauhausberg“ mitgeteilt. Sie hatte Ende Juli den Antrag eingereicht, die beiden DDR-Gebäude als Denkmale einzutragen.

Die „durch langen Leerstand und Vandalismus stark beschädigte“ Gaststätte „Minsk“ erfülle nicht die Kriterien des Denkmalschutzgesetzes, heißt es in der Begründung von Denkmalpfleger Ralph Paschke. Die gesamte Inneneinrichtung sei mittlerweile derart zerstört, dass bei einer Instandsetzung „nicht viel mehr als das konstruktive Gerüst wiederzuverwenden wäre“. Hinzu komme, das auch der Denkmalpflegeplan der Stadt das Objekt als „nicht denkmalwert“ einstufe.

Die Schwimmhalle stellte das Landesamt vor allem deshalb nicht unter Denkmalschutz, weil der Prototyp dieses DDR-Hallenbaus in Dresden bereits unter Denkmalschutz steht, die Potsdamer Halle demnach „ein Wiederholungsbau“ sei. Dieser Umstand sei bereits 2004 „besonders ins Gewicht gefallen“, als das Landesamt zum ersten Mal den Denkmalwert der Schwimmhalle prüfte – und ebenfalls zu einem negativen Ergebnis kam. Damals, formulierte Paschke einen Seitenhieb auf die Untere Denkmalschutzbehörde der Stadt, habe es das Rathaus noch selbst in der Hand gehabt, die Halle auf die Denkmalliste zu setzen. Erst seit 2004 liegt die Hoheit bei Denkmalsfragen ausschließlich beim Landesamt. Schließlich, resümierte Paschke, sei im Gegensatz zu Dresden, wo die Schwimmhalle in einem „intakten städtebaulichen Umfeld“ stehe, am Brauhausberg das Umfeld „durch die den beiden Bauten entsprechende Freiflächengestaltung“ – gemeint sind die alten DDR-Treppenanlagen und Springbrunnen – durch die Munitionssuche „unwiederbringlich zerstört“. „Pro Brauhausberg“-Sprecher Thomas Hintze quittierte das Votum des Landesamtes gestern mit Kritik. Die Entscheidung sei „politisch“ motiviert, sagte er den PNN. Bekanntlich soll der Brauhausberg zum dicht bebauten Wohnquartier entwickelt werden, „Minsk“ und Schwimmhalle sollen dafür abgerissen werden. Dem Landesamt warf er Oberflächlichkeit vor. Erst Ende Juli sei der Antrag beim Amt gestellt worden, ziehe man noch die Urlaubszeit des Bearbeiters und eine anschließende Krankheit ab, bleibe für die Prüfung kaum mehr als eine Woche. „Das ist schon eine Wahnsinnsleistung“, sagte Hintze sarkastisch. Er würde sich freuen, wenn alle Anträge im Denkmalamt so schnell bearbeitet würden.

Die Hoffnung, beiden Gebäuden die Abrissbirne zu ersparen, will Hintze dennoch nicht aufgeben. Er stützt sich dabei ebenfalls auf die Begründung des Landesdenkmalamtes. Der Umgang mit dem baulichen Erbe am Fuße des Brauhausbergs sei eine „Frage der Baukultur insgesamt“, schreibt Paschke und gibt auch der Stadt eine Mahnung mit: „Selbstverständlich können und sollten Gebäude auch ohne Eintragung in die Landesdenkmalliste erhalten werden.“ Dabei sei die Politik ebenso gefragt wie das Engagement interessierter Bürger. Besiegelt ist das Schicksal beider Gebäude tatsächlich noch nicht. Demnächst beraten die Stadtverordneten über mehrere Anträge, die zum Teil auch eine Einbindung beider Häuser in eine Neubebauung vorsehen. Zudem muss das Kommunalparlament noch darüber entscheiden, ob angesichts hoher Kosten ein neues Bad im Bornstedter Feld gebaut oder doch die Schwimmhalle saniert wird.

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